+++ EILMELDUNG +++ Holzkohle-Grills in der Weidengasse Ausgequalmt – Stadt Köln greift jetzt hart durch

+++ EILMELDUNG +++ Holzkohle-Grills in der Weidengasse Ausgequalmt – Stadt Köln greift jetzt hart durch

EXPRESS-AnalyseCorona-Karneval: Das Kölner Festkomitee agiert unglücklich

MDS-EXP-2020-05-05-71-160841948

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hat es nicht einfach: Er ist Vorbildfigur und muss den Kölner Karneval durch eine schwere Krise lenken. (Archivfoto Januar 2020)

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Knapp einen Monat vor dem 11.11. in Köln. Der Karneval, wie wir ihn kennen, wird in der kommenden Session so nicht stattfinden. So ähnlich teilte es das Festkomitee Kölner Karneval am Dienstag (6. Oktober) mit. Aber auch nur so ähnlich. „Es kann sich alles unter aktuellen Verläufen wandeln", heißt es.  Was hat das Festkomitee bislang für die Vereine erreicht? EXPRESS zieht eine Corona-Zwischenbilanz.

Köln: Festkomitee unglücklich in der Corona-Pandemie

Vielleicht sind zwei Fotos ein Sinnbild für die derzeitige Lage beim Kölner Festkomitee: Am 5. September rückt man zum Geburtstag von Ludwig Sebus an, um dem Grand Seigneur zu gratulieren. Nach ein paar Krätzchen liegt man sich im Arm, postet das auf Facebook öffentlich.

Ludwig Sebus wurde 95 Jahre jung. Er hat Vorerkrankungen. Liegt man sich mitten in der Corona-Krise – auch wenn es nur ein Foto ist – im Arm? Schon damals wurde diese Außenwirkung erheblich diskutiert.

Alles zum Thema Corona

Köln: Facebook-Ärger für FK-Chef Christoph Kuckelkorn

Nächstes Beispiel: FK-Chef Kuckelkorn postet Agentur-Chef Horst Müller ein Foto von sich an Müllers Pinnwand von der holländischen Grenze mitten in der Reisewarnung am 3. Oktober. Dazu eine, zugegeben, formschöne Winter-Mütze von Viktoria Köln. Und schon hatte der FK-Chef den Salat und Diskussionen auf Facebook. „Warum reist man in der Pandemie bei Reisewarnung?“ so der Tenor.

Der Grund war banal: Kuckelkorn holte in Holland einen neuen Leichenwagen ab. Mit Genehmigung. Vor der Grenze erlaubte er sich mit dem Foto einen Spaß, mehr nicht.

Festkomitee Kölner Karneval hat Vorbildfunktion

Um das klarzustellen: Beide Aktionen waren nur gut gemeint. Aber sie sind unbedacht geschehen. Denn der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval hat als DER Vertreter des Kölner Karnevals eine gehörige Verantwortung und ist eine öffentliche Person. Mit Vorbildfunktion. Das nimmt er sonst durch diverse Dinge in Anspruch, jetzt in der Krise gilt das umso mehr.

Insgesamt kann das Pauschalurteil nur heißen: Der Kölner Karneval kann in Corona-Zeiten leider auf der ganzen Welt nur verlieren. Deshalb sollte das Posten von Fotos, das gilt nicht nur für Christoph Kuckelkorn, im Sinne des Brauchtums wohl bedacht sein.

Und auch das Vorgehen als Dachorganisation für zahlreiche Vereine hat in den vergangenen Monaten leider nur mittelmäßig funktioniert. Vorweg sei gesagt: Viele Mitarbeiter im Festkomitee sind ehrenamtlich mit viel Herzblut für den Kölner Karneval unterwegs. Das ist unbestritten. Und niemand hat bislang eine Pandemie-Situation gehabt und erlebt.

Corona: Festkomitee vergeudete wertvolle Zeit

Dennoch hat man wertvolle Zeit vergeudet in den letzten Monaten. „Der Karneval wird stattfinden“, hat das Festkomitee den Vereinen gebetsmühlenartig mit auf den Weg gegeben. Auch noch im Sommer, als wirklich jedem Jeck schon klar war, dass der Fastelovend so wird nicht stattfinden können.

Bei diesem Urteil blieb man sogar noch bis zum 18. September, als das Treffen in der Staatskanzlei NRW anstand. Um dann zu verkünden, dass alles doch nicht so stattfinden könne. Sorry, Festkomitee: Diese Entscheidung hätte schon Monate vorher getroffen werden müssen. Als Vorreiter für den Kölner Karneval. Denn der Rückhalt für eine Absage war und ist riesig in der Bevölkerung und wäre überall auf Verständnis gestoßen. Nein, man hat weiter am Plan festgehalten.

Eine Sache stößt aktuell wirklich übel auf: Beim Künstlertreffen am Maarweg rühmte man sich mit einer neuen Begrifflichkeit, die man aus den Gesprächen in der Staatskanzlei mitgebracht hat: „Brauchtumsveranstaltung“. Wenn man als Verein also seine Veranstaltung so benennen würde, dann sei, so FK-Sprecher Michael Kramp vor den Künstlern, „ein wenig mehr möglich in Sachen Besucher.“ Zudem solle man überall auf Worte wie „feiern“ oder „Party“ verzichten. Dann könne man das Gesetz eben ausgedehnter interpretieren.

Moment mal: Glaubt man beim Festkomitee allen Ernstes, dass das Corona-Virus an der Tür Halt macht, nur weil die Veranstaltung anders benannt wird und weil die Kölner wieder eine „kölsche Lösung“ anstreben? Es ist ein fatales Signal, das von diesem Treffen ausgegangen ist.

Festkomitee sollte innovativen Kurs beibehalten

Statt solcher Ansagen sollte das Festkomitee Kölner Karneval den Kurs der letzten Jahre seit Christoph Kuckelkorns Amtsantritt beibehalten: Offen, innovativ, jeck, kreativ und sympathisch. Bestes Beispiel: Zochleiter Holger Kirsch und die Idee vom Stadion-Rosenmontagszug. Das zeigt, wie der Kölner Karneval diese grauenhaften Zeiten unbeschadet überstehen kann.

„Kein Feiern um jeden Preis“ – diesen Spruch propagiert das Festkomitee mittlerweile überall. In den letzten Monaten hat sich aber der Eindruck aufgezwängt, dass man eben um jeden Preis an den bisherigen Mechanismen festhalten wollte. Das mag wirtschaftliche Interessen haben.

In den Vereinen, die in der Pandemie kämpfen, ist aber die Verunsicherung durch das zögerliche Handeln größer geworden, weil sie keine Planungssicherheit hatten. Jetzt gilt es für alle Kölner Karnevalisten: „Mund abputzen und gemeinsam nach vorne schauen.“ Fehler werden eben im Leben gemacht und müssen verziehen werden. Sogar beim Festkomitee.