Von Frauen geliebt, von Nazis hingerichtetDenkmal für Kölns „Don Juan vom Ring”

Karl Leopold Schaps

Karl Leopold Schaps wurde in Köln durch das Fallbeil hingerichtet, jetzt erinnert ein Stolperstein an ihn.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Vor dem „Butlers“ am Hohenzollernring, Hausnummer 18, vor wenigen Tagen. Gunter Demnig kniet auf dem Bürgersteig. Neben ihm auf dem Boden steht der 2465ste Stolperstein, den er in Köln verlegen wird. Der Mensch, um den es hier geht und an den Köln nun erinnert, war außergewöhnlich und sein Schicksal brutal. Er war ein König der Nacht, ein Liebling der Frauen, ein Lebemann: Doch Karl Leopold Schaps endete auf dem Schafott.

Der Don Juan vom Ring: Nazi-Justiz war auch in Köln gnadenlos

Im vergangenen Jahr berichtete EXPRESS über Karl, den „Don Juan“ vom Ring, der als Barmann der „Atelier-Bar“ ein Liebling der Frauen war – und dem die Nazi-Justiz „Rassenschande“ vorwarf und krumme Geschäfte.

In einem furchterregenden Verfahren am Landgericht Köln wurde der 42-Jährige zum Tode verurteilt. Er starb im Kölner Gefängnis Klingelpütz unter der Guillotine. Ein Gnadengesuch Karls war vom berüchtigten „Blutrichter“ Roland Freisler abgewiesen worden.

Alles zum Thema Nationalsozialismus

Karl Leopold Schaps: Stolperstein-Anfrage beim Kölner NS Dok

Nahezu parallel gingen nach Veröffentlichung dieser Geschichte zwei offizielle Anfragen beim Kölner NS-Dokumentationszentrum (NS Dok) ein. Man wolle für Karl Schaps einen Stolperstein stiften. Eine Patin meldete sich aus den USA. Die Wissenschaftlerin ist Mitarbeiterin der renommierten Harvard Law School und arbeitet über die Geschichte der Nürnberger Prozesse.

Der andere Pate ist der Kölner Historiker Dr. Thomas Roth, selbst für das NS Dok tätig. Er war im Rahmen seiner Dissertation zu den 1935 erlassenen Rassegesetzen vor 15 Jahren erstmals auf den Fall Schaps gestoßen.

Stolperstein für Karl Leopold Schaps in Kölner Innenstadt gesetzt 

Der Bericht im EXPRESS habe ihn dann zur Patenschaft für einen Stolperstein bewogen: „Ich finde es wichtig, dass so mit Hinweis auf die sogenannte Rassenschande auch an diese Art der Verfolgung innerhalb des NS-Regimes erinnert wird.“

In der vom NS Dok nun veröffentlichten Biografie heißt es: „Karl Leopold Schaps geriet im März 1942 in das Visier polizeilicher Ermittlungen, nachdem ein Bekannter ihn beschuldigte, geliehenes Geld nicht zurückgezahlt zu haben und sein Arbeitgeber, für den er als Barmann in der „Atelier-Bar“ am Hohenzollernring 18 tätig war, ihn bezichtigte, mehrere Flaschen Alkohol aus den Barbeständen gestohlen zu haben.

Nachdem sich bei den Befragungen des Verdächtigen herausstellte, dass er jüdischer Herkunft war, nahmen die Ermittlungen eine neue Richtung.

Von Nazis gejagt, von Frauen geliebt: Karl Leopold Schaps starb in Köln

Ein besonderer Fokus lag auf seinem Lebenswandel, seinen wechselnden Freundeskreisen und verschiedenen (auch außerehelichen) Beziehungen zu nicht-jüdischen Frauen. Die Kölner Staatsanwaltschaft spürte nun etliche nicht-jüdische Frauen auf, mit denen der Barmann Kontakt hatte. Eine Reihe von ihnen sagte aus, dass es zu sexuellen Kontakten gekommen sei. Damit war für die NS-Justiz der Tatbestand der „Rassenschande“ gemäß den 1935 erlassenen „Nürnberger Gesetzen“ erfüllt.“ Die Frauen blieben übrigens straffrei.

Die Journalistin Kirsten Serup-Bilfeldt, die Schaps' Geschichte und Details des Verfahrens einst minuziös recherchierte und aufschrieb: „Er war eine Mischung aus Bonvivant und Filou. Die Frauen, die er – vielleicht – liebte, waren noch nicht einmal zu einer kleinen Lüge bereit, um ihn zu retten.“