Karl LauterbachKölner Corona-Experte fordert sofort neue Impfstrategie

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Karl Lauterbach appelliert für eine Änderung der Impfstrategie. Das Foto zeigt ihn bei einer Rede im Bundestag. 

von Thomas Werner (tw)

Köln – Der Streit über Corona kann in Teilen der Bevölkerung bisweilen zum Streit um Karl Lauterbach (57) ausarten. Der Kölner SPD-Politiker ist stetiger Mahner in der Corona-Krise, plädiert für Vorsicht und den harten Lockdown. Am Samstag (27. Februar) appellierte er zudem für eine sofortige Änderung der Strategie für die 2. Impfung!

  • Karl Lauterbach fordert sofort Änderung der Impfstrategie
  • Kölner Corona-Experte für Astrazeneca für Ü60-Jährige
  • Terminabsage in Impfzentrum in Leverkusen

So solle die zweite Biontech-Dosis nach sechs Wochen, die zweite Astrazeneca-Dosis nach zwölf Wochen verimpft werden. Bislang  erfolgt das zum Beispiel bei Biontech bereits nach rund drei Wochen. 

Auch solle Astrazeneca für die Ü65-Jährigen eingesetzt werden, forderte Lauterbach. „Dann bleibt kein Impfstoff liegen und bis zu 14.000 Menschen überleben die 3. Welle“, erklärte er. Dazu gäbe es weniger Fälle. Im WDR sprach sich der Corona-Experte nun aber dagegen aus, Jüngere in der Impfreihenfolge vorzuziehen. 

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Karl Lauterbach sagt Impfstart in Leverkusen ab – ein Rückblick

Karl Lauterbach ist vielerorts umstritten beziehungsweise unbeliebt. So musste er am Freitag (19. Februar) auf Twitter mitteilen, dass er sich kurzfristig entschieden habe, seinen Dienst als Impfarzt im neuen Zentrum in Leverkusen doch nicht anzutreten. 

„Ich wollte am Freitag als Impfarzt in Leverkusen meinen Dienst aufnehmen. Leider hat es schon im Vorfeld so viele angekündigte Proteste gegen das Leverkusener Impfzentrum gegeben, dass ich den Start erst einmal absagen muss. Polizei und Sicherheitsbehörden sahen eine Gefährdung”, so der 57-Jährige.

Karl Lauterbach: Polizei sieht Gefährdung für Impfstart

Die ganze Sache sei mit der Zeit zu heikel geworden. „Da ich weder die großartigen Kolleginnen und Kollegen noch den Betrieb des Zentrums gefährden will, nehme ich mich zurück. Es ist allerdings schade, wie stark der Einfluss radikaler Minderheiten auf unser Handeln jetzt wächst”, schrieb Lauterbach auf dem sozialen Kurznachrichten-Dienst.

Seit 2010 hat Lauterbach die Approbation als Arzt inne; diese hatte er nach dem Abschluss seines Medizinstudiums zunächst nicht beantragt. Er könnte demnach impfen, verzichtet aber aus Sicherheitsgründen, zumindest für den Augenblick.

Corona-Mutationen breiten sich aus: Lauterbach warnt vor dritter Welle

Was den Kölner Gesundheits-Experten in den letzten Tagen noch viel mehr umtreibt, ist die Ausbreitung der Virus-Mutationen aus Großbritannien und Südafrika. „Die Variante aus England ist fast wie ein anderes Virus zu sehen. Würde sie sich ausbreiten, hätten wir eine neue Pandemie”, sagte Lauterbach im Interview mit dem Spiegel.

Und tatsächlich: Laut Stadt Köln wurden mit Stand Donnerstag (26. Februar) bislang 698 Fälle der mutierten britischen Variante und 172 Fälle der südafrikanischen Variante nachgewiesen. Am 2. Februar waren es noch 114 bzw. 52 Fälle gewesen.

Statistik zeigt: Corona-Mutationen verbreiten sich, auch in Köln

Laut einer Statistik, die Lauterbach ebenfalls auf Twitter zeigt, stecken sich aktuell in sieben Tagen etwa 150 Menschen in Köln mit der britischen Variante an. Ende Januar waren es weniger als 50 im gleichen Zeitraum. Die Zahlen scheinen auf ein exponentielles Wachstum hinzudeuten.

„Hier sieht man, wovor auch ich schon seit Wochen warne: die Mutationen B117 und B135 wachsen ungebremst. Die Bevölkerung muss den bestehenden Lockdown ernster nehmen. Sonst beginnt die dritte Welle”, schreibt Lauterbach eindringlich. (tw, iri)