Große Impf-Panne in KölnDas müssen betroffene Impflinge jetzt wissen

Menschen stehen vor dem Impfbus in Köln-Chorweiler. Moderna war in Köln abgelaufen.

Eine Menschenschlange wartet im Mai 2021 vor dem Impfbus in Chorweiler. Auch dort wurden zum Jahresende 2021 abgelaufene Moderna-Impfungen verabreicht. Nun ist klar, dass der Wirkstoff Einbußen erfahren haben könnte.

In Köln ist 2000 Menschen „Moderna“-Impfstoff gespritzt worden, dessen Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen war. Doch welche Konsequenzen hat das jetzt für Betroffene? Das Paul-Ehrlich-Institut hat jetzt eine aktuelle Einschätzung abgegeben.

Laut Angaben der Stadt Köln wurde bei einer  routinemäßigen Überprüfung der mobilen Impfangebote in Köln festgestellt, dass zwei Dienstleister in bis zu 2000 Fällen Moderna-Impfstoff verabreicht hatten, obwohl das Haltbarkeitsdatum schon überschritten war. 

Den Angaben zufolge habe die Berufsfeuerwehr am Donnerstag (6. Januar 2022) festgestellt, dass besagte Dienstleister vom 26. Dezember 2021 bis zum 5. Januar 2022 Impfstoff verabreicht hatten, der bereits am 26. Dezember 2021 abgelaufen war – und laut Stadt trotzdem bis zum 5. Januar 2022 weiterverimpft wurde.

Abgelaufener Impfstoff in Köln: Hier wurden die Moderna-Dosen verabreicht

Bei folgenden Impfaktionen sei der Stadt zufolge der abgelaufene Moderna-Impfstoff zum Einsatz gekommen:

  • am 27. Dezember auf dem Pariser Patz in Chorweiler und in der Dreikönigenstraße im Severinsviertel
  • am 28. Dezember in der Melchiorstraße im Agnesviertel und auf dem Mathiaskirchplatz in Bayenthal
  • am 29. Dezember auf der St. Tönnis-Straße in Worringen und auf der Aachener Straße in Lindenthal
  • am 30. Dezember im Kuckucksweg in Ehrenfeld und auf der Goethestraße in Weiden
  • am 2. Januar in der Montessoristraße in Pesch und im Airbus Zero G am Flughafen Köln/Bonn
  • am 3. Januar in der Kalker Hauptstraße in Kalk und am Pariser Platz in Chorweiler
  • am 4. Januar auf dem Neusser Wall in der Innenstadt und am RheinEnergieStadion
  • am 5. Januar auf dem Neusser Platz im Agnesviertel und in der Brühler Straße in Rodenkirchen
  • am 6. Januar auf der Aachener Straße in Lindenthal und am RheinEnergieStadion

Dabei wurde ausschließlich eine Charge des Impfstoffes Moderna verimpft. Mitarbeitenden der Dienstleister sei, so die Stadt Köln, bei Einlagerung des Impfstoffs entgangen, dass im Übergabeprotokoll stand, dass der Impfstoff am 26. Dezember 2021 ablaufen wird, da er zur Verimpfung aufgetaut worden war.

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Das auf den Impfampullen aufgedruckte Haltbarkeitsdatum der Charge lag im Juni 2022, gilt aber nur für den gefrorenen Zustand des Impfstoffs.

Dr. Volker Ruster, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr, beschreibt, wie die Dienstleister an den Impfstoff kommen: „Die Dienstleister holen den Impfstoff für die mobilen Impfungen zweimal wöchentlich im Gesundheitsamt oder im Impfzentrum in der Lanxess Arena ab. Dort wird der Impfstoff mit einem Übergabeprotokoll übergeben, auf dem unter anderem die Chargennummer und das Ablaufdatum dokumentiert sind. Der Impfstoff wird dann vor Ort unter ärztlicher Aufsicht rekonstituiert und verimpft.“

Nach Bekanntwerden hat die Berufsfeuerwehr sofort veranlasst, dass die Dienstleister gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr noch einmal alle Prozesse qualitätssichernd überprüfen. Die Corona-Impfungen werden, so die Stadt, in Gänze erst dann wieder aufgenommen, wenn der Sachverhalt vollständig geklärt, die bestehenden Prozesse überprüft und gegebenenfalls weitere Kontrollmechanismus etabliert wurden. Die noch vorhandenen aufgetauten Impfstoffe wurden vollständig verworfen.

Impf-Panne in Köln: Das sagt das Gesundheitsamt

Das Gesundheitsamt hat sich mit Bekanntwerden des Vorfalls parallel dazu an das Paul-Ehrlich-Institut gewandt, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Nießen: „Wir schließen eine gesundheitsschädliche Wirkung durch den verabreichten Impfstoff aus. Was die Wirksamkeit angeht, lassen Erfahrungen aus vergleichbaren Fällen den Schluss zu, dass auch nach Verabreichung eines wenige Tage zu lang aufgetauten Impfstoffs ein unverminderter Impfschutz besteht.“

Sollte, so Nießen weiter, das Paul-Ehrlich-Institut diese Auffassung nicht bestätigen, werde das Gesundheitsamt „alle Betroffenen individuell kontaktieren und ihnen anbieten, im Gesundheitsamt ihren Impftiter, also die Menge der Antikörper, bestimmen und sich, falls das notwendig sein sollte, erneut impfen zu lassen.“

Impfpanne in Köln: Wirksamkeit durch Ablaufdatum kann Einbußen erfahren

Am Montag (10. Januar) hat sich dann das Paul Ehrlich-Institut (PEI) zu den abgelaufenen Impfstoffen geäußert. Das PEI könne nicht ausschließen, dass „bei Impfstoff, der abweichend von den vorgeschriebenen Lagerbedingungen aufbewahrt wurde, gewisse Einbußen hinsichtlich der Wirksamkeit auftreten können. Allerdings gehen wir nicht von einem Komplettverlust des Wirkstoffs aus“, hieß es in einer Mitteilung.

Das PEI empfiehlt in den Kölner Fällen von Impfungen mit verfallenem Impfstoff: 

  • Bei den Erstgeimpften sollte die Zweitimpfung wie empfohlen mit der korrekten Dosis erfolgen, weil hier eine aufgrund inkorrekter Lagerung reduzierte Dosis durch die Zweitimpfung wahrscheinlich ausgeglichen würde.
  • Die mit dem falsch gelagerten Impfstoff Zweitgeimpften sollten tatsächlich nach drei Monaten durch Drittimpfung geboostert werden.
  • Bei den mit falsch gelagertem Impfstoff geboosterten Personen sollte ebenfalls eine weitere Boosterung frühestens vier Wochen und spätestens drei Monate nach letzter (falscher) Drittimpfung erfolgen.
  • Der Impfarzt/die Impfärztin sollte seinerseits/ihrerseits eine Abwägung der individuellen Nutzen-Risikosituation vornehmen.

Nun gibt es Post: Die Stadt Köln hat angekündigt, Betroffene zeitnah anzuschreiben und ihnen ein kurzfristiges Impfangebot mit den jeweils empfohlenen Zeitfenstern zu machen. (smo, aa)