HomeschoolingKölner Schülermutter schreibt Brief an OB Reker und ist richtig sauer

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Homeschooling: Dieses Foto zeigt, wie es im Idealfall aussieht. Bei vielen Kölner Schülern herrscht hingegen Chaos – oder es gibt noch nicht einmal ein entsprechendes Endgerät.

Köln – Marie S. (Name geändert) hat zwei Kinder – ihr ältester Sohn besucht seit zwei Jahren eine Gesamtschule im Kölner Süden. Da sie in der Schulpflegschaft aktiv ist, möchte sie den Namen der Schule nicht nennen.

Auch die Schulleitung möchte sich vorerst nicht gegenüber EXPRESS äußern.

Das Thema, was ihr auf der Seele brennt, kennen derzeit viele Eltern. Es geht um die Corona-Lern-Situation, das Homeschooling

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Kölner Schülermutter sauer: „Es ist unerträglich“

„Es ist einfach unerträglich“, erklärt die besorgte Mutter. „Deshalb habe ich jetzt einen Brief an die Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben. Weitere Briefe von ebenfalls empörten Eltern werden folgen. Da bin ich mir sicher. An anderen Schulen ist die Situation ja nicht besser.“

In ihrem Brief, den sie auch EXPRESS zur Verfügung gestellt hat, lässt Marie S. richtig Dampf ab:

„An der besagten Gesamtschule hapert es an digitaler Ausstattung: Es gibt kein WLAN, das Kollegium hat keine dienstlichen Endgeräte zur Verfügung gestellt bekommen – der Nutzung von privaten Endgeräten ist nicht stattgegeben worden.

Die Schüler besitzen teilweise keine Endgeräte, eine Versorgung dieser wurde abgelehnt. Internetzugänge und Drucker fehlen teilweise.

Kölner Schule: „Leider gibt es keinen Fortschritt zur Digitalisierung“

In der Realität besteht für die Kinder keine Möglichkeit, an einem digitalen Angebot in irgendeiner Weise teilzunehmen. Es werden Arbeitsaufträge verteilt, wie im März diesen Jahres. Leider gibt es keinen Fortschritt zur Digitalisierung. Und auch keinen Plan dazu, dass es ab Januar besser wird.

Dazu hapert es an Arbeitsmaterial wie Papier, A3 Blättern, Musterklammern und Karteikarten etc. eigentlich an allem. Diese bestelle ich teilweise privat, um es an Kinder zu verteilen.

Die Schule hat, da sie erst vor zwei Jahren gegründet wurde, kaum finanziellen Spielraum. Es gibt auch kaum Fördermöglichkeiten durch den Förderverein, da diesem nur geringe Mittel zur Verfügung stehen. Es gibt viele sozial schwache Familien, denen es an Geld fehlt, um den Förderverein mit Spenden zu unterstützen.

„Schon ein Problem, einen Kopierer zu bekommen“

Die anderen Schulen im Stadtteil haben neben digitaler Vollausstattung, Förderprogramm von der Universität und Streichelzoo alles vor Ort. Bei der Schule mit den sozial schwächer aufgestellten Familien ist es anscheinend schon ein Problem, einen Kopierer zu bekommen. Die soziale Schere ist leider auch hier so groß, dass die Kinder, die es am meisten benötigen, einfach vergessen werden.

Könnten sie sich dieser Schule bitte widmen?

Mit freundlichen Grüße“

Das sagt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer zur allgemeinen Situation

Fast zwei Drittel der rund 2,5 Millionen Schüler in NRW sind nach einer kurzfristigen Neuregelung in dieser Woche auf Distanz unterrichtet worden. Zum Stichtag 16. Dezember hätten nur noch 38 Prozent der Schüler am Präsenzunterricht teilgenommen, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Zugleich seien in den Schulen mit fast 94 Prozent erfreulich viele Lehrkräfte für Organisation und Erteilung des Präsenz- und Distanzunterrichts im Einsatz. Die coronabedingt ausgesetzte Präsenzpflicht habe allen am Schulleben Beteiligten am Ende eines „ohnehin kräftezehrenden Jahres“ noch einmal viel abverlangt.

Wie geht es in den Schulen nach dem 10. Januar weiter?

„Die dynamische, sich mitunter überschlagende Entwicklung der Coronavirus-Pandemie hat von uns in diesem Jahr viele, oft kurzfristige Entscheidungen gefordert“, betonte Gebauer.

Der weitere Infektionsverlauf werde den Hintergrund der nächsten Beratungen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 5. Januar bilden, bei dem es um das weitere Vorgehen nach dem 10. Januar „in allen Lebensbereichen“ gehe. Damit die Schulen sich auf den Betrieb im neuen Jahr vorbereiten können, sollten diese „zeitnah“ informiert werden.

Corona in den NRW-Schulen: Das sind die Zahlen

  • Nach aktuellstem Stand wurde laut Ministerium bei 0,4 Prozent der Lehrkräfte (662 Personen) eine Corona-Infektion bestätigt.
  • Rund 1,5 Prozent der Lehrer (2332 Personen) befinden sich in Quarantäne.
  • Unter den Schülern ist bei rund 0,26 Prozent (5272 Kindern und Jugendlichen) eine Infektion nachgewiesen.
  • Wegen des umgestellten Schulbetriebs gebe es zu Quarantäne bei Schülern keine genauen Zahlen. (mit dpa)