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Buch enthülltDer irre Fall „Heino": So klebte die Stasi an seinem Kölner Manager

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Eberhard Kulla war in der DDR ein großer Heino-Fan und wurde deswegen von der Stasi beobachtet, auch, als er Besuch aus Köln bekam.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln/Bad Münstereifel – Heino, ein deutsch-deutscher Evergreen! Der Star der deutschen Volksmusik, der mit Ehefrau Hannelore in Bad Münstereifel und in Kitzbühel lebt, bekommt gerade ein neues Denkmal gesetzt.

Denn einer seiner größten Fans hat ein interessantes und amüsantes Buch geschrieben, in dem eine tragikomische Geschichte auftaucht, die zwischen der damaligen BRD (konkret Köln) und der DDR (Leipzig sowie Frankfurt/Oder) spielt.

Es ist die Geschichte von Eberhard Kulla (64) aus Frankfurt/Oder, der Heinos größter Fan in der DDR war – und ihm bis heute treu geblieben ist. In seinem Buch („Glücksfall Heino”, 264 Seiten, epubli, 11,90 Euro) verteidigt er Heino gegen die einschlägigen, vor kurzem auch in der ZDF-Sendung „History” genannten Vorwürfe der Verbreitung belasteter Volkslieder.

Heino: Platten in der DDR Schmuggelware

Kulla versucht dies mit Details aus der deutschen Liederkunde und Funden aus diversen Archiven zu untermauern. Diesem Aspekt widmet Kulla die ersten Kapitel des Buches. Der Autor dokumentiert aber auch die Abgründe, in die er als „Anhänger” des vom DDR-Staat verpönten Heino geriet. Heinoplatten waren Schmuggelware.

Und doch färbte sich Kulla als junger Student (Diplomingenieur für Informationstechnik) sogar die Haare blond, trug Sonnenbrille und pflasterte das Zimmer mit Heinopostern.

Die politische Realität sah anders aus. In der Propagandasendung „Der schwarze Kanal” verspottete der DDR-TV-Chefkommentator Karl-Eduard von Schnitzler („Sudel-Ede”) Heino als „umsatzstarken Wandervogel” mit „völkischem Image” und „starr wie Frankenstein – mit der immer gleich lauten Lederstiefelstimme.”

Und was machte Kulla? Schrieb dem Volksmusik-Star aus dem Land des Klassenfeindes 1974 einen Brief in den Westen: „Ich hatte meine Oma gebeten, ihn in West-Berlin zur Post zu bringen. Sie besuchte ein- bis zweimal im Jahr eine Schulfreundin dort. Als Seniorin durfte sie ja fahren. Einige Wochen später erhielt ich ein Päckchen mit vier Heino-LPs, einem Poster und Autogrammkarten. Ich war erstaunt und habe mich riesig gefreut.”, erzählt Kulla.

Heino: Gründer eines Fan-Clubs, Stasi witterte „staatsfeindliche Gruppenbildung”

Das war der Beginn einer Ost-West-Beziehung, die den Heino-Fan schon bald ins Visier des DDR-Geheimdienstes, die Staatssicherheit, rückte. Als Gründer eines „Heino-Clubs” war Kulla einer „staatsfeindlichen Gruppenbildung” verdächtig, was „umfassende Aufklärung” verlangte, heißt es in einem Stasischreiben.

Das so erfreuliche Platten- und Poster-Päckchen hatte Kulla aus der Nähe von Leipzig bekommen – es enthielt die Visitenkarte von Heinos Promotion-Manager Dieter Mauritz, mit dessen Kölner Geschäftsadresse – der Plattenfirma EMI Electrola.

Amouröser Zweig der Geschichte: Die Liebe hatte Mauritz zum deutsch-deutschen Pendler gemacht – er hatte eine Freundin bei Leipzig, die er nach Möglichkeit besuchte (und die später zu ihm in den Westen zog). Kulla erzählt: „Wegen dem Päckchen schrieb ich Dieter Mauritz einen langen Dankesbrief. So entstand der persönliche Kontakt.”

Heino: Treffen mit Manager in Panoramacafé in Leipzig

Im Herbst 1975 erhielt Kulla ein Telegramm von Mauritz, wieder aus der Nähe von Leipzig, mit einer Telefonnummer, die er anrufen sollte. Kulla rief an – und so kam es zur ersten Verabredung. Treffpunkt: Das Panoramacafé im obersten Stock des ehemaligen Uni-Hochhauses in Leipzig.

Erst nach 1990 sollte Kulla erfahren: Die Stasi wusste genau Bescheid. Ein Spitzel hat das Treffen penibel protokolliert – der Bericht fand sich nach der Wende in Kullas Stasi-Akte (insgesamt drei Ordner, 500 Seiten).

Dieter Mauritz hatte an jenem 6. November 1975 seine Freundin Veronika mitgebracht (firmiert im Stasi-Protokoll unter dem Decknamen „Girl”, Mauritz als „Manager”, Kulla als „Heino”).

Im absurd erscheinenden Spitzelbericht liest man dann über die Szene der ersten Begegnung, dass „die männliche und die weibliche Person auf „Heino” zugingen.”

Und weiter: „Die männliche Person sprach „Heino” an und sagte, „Sind sie Herr Kulla”, worauf „Heino” mit ja antwortete.” Weiter wurde beobachtet, dass das Trio „im goldenen Salon Tisch Nr. 1” saß und dass „Manager” mit „Heino” ein „angeregtes Gespräch führte.”

„Heino” alias Eberhard Kulla sagt heute: „Wir haben über Gott und die Welt geredet. Man hatte von dort einen wunderbaren Blick auf die Stadt. Dabei bemerkte Dieter, dass hier alles dunkel sei. Wenn man in (West-)Berlin abends vom Europacenter schaute, sei alles hell und erleuchtet.”

Später, Mauritz hatte sein Auto am Parkplatz an der Oper geparkt, sah der Spitzel, wie „Manager” den „Kofferraum öffnete und „Heino” einige Schallplatten zeigte, „wobei er sich des öfteren umsah.”

Danach habe er „Heino” einen Plastikbeutel übergeben – „in diesem befanden sich vermutlich 2-3 Schallplatten und ein zusammengerolltes Plakat.”

Nach der Wiedervereinigung: „Heino“ begegnet Heino

So „konspirativ” also war der „Fall Heino”. Es sollte noch 15 Jahre dauern, bis der ganze DDR-Spuk vorbei war. Im November 1990, am Rande einer TV-Sendung in Cottbus, begegnete Eberhard Kulla seinem Idol Heino dann das erste Mal. Sie sind sich bis heute verbunden.