Hartes SchicksalKölner Walid (36) verliert beide Beine und braucht jetzt Hilfe

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Walid Zine im April 2020 auf dem Hof des St. Vinzenz Krankenhauses in Köln-Nippes.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Der Kölner Walid Zine (36) ist dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen. Der Koch aus Ehrenfeld hat dafür aber einen hohen Preis gezahlt. Nach einer bakteriellen Lungenentzündung mussten ihm beide Unterschenkel und die linke Hand amputiert werden. Doch er hat nicht aufgegeben und sich wie ein Löwe zurück ins Leben gekämpft. Jetzt braucht er aber Hilfe.

Walid sitzt in seinem Rollstuhl im Hof des St. Vinzenz-Krankenhauses und raucht eine Zigarette. Ein Patient grüßt ihn. „Hey, ich war letztes Jahr schon mal hier und habe dich gesehen. Du bist aber schon lange hier“, sagt der ältere Herr. „Ja, schon eine Ewigkeit“, antwortet Walid. Er ist seit dem 11. Juni 2019 im Nippeser Krankenhaus in Behandlung.

Kölner Walid Zine arbeitete als Koch

Rückblick: Nach seiner Scheidung hatte Walid Zine, der 2008 aus Marokko nach Deutschland gekommen war und seit dem in Köln lebt, ein Alkoholproblem. Seine Arbeit als Koch habe er gekündigt, „um eine Lösung für den Alkohol zu finden“, sagt er.

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Erste Anzeichen in Entzugs-Einrichtung in Bergisch Gladbach

Dann begab er sich am 7. Juni für eine Langzeittherapie in eine Einrichtung in Bergisch Gladbach. „Am zweiten Tag wurde mir unwohl. Ich habe um einen Arzt gebeten. Mir wurde aber nur gesagt, dass es am Entzug liegt“, erzählt er. Als am nächsten Tag auch kein Arzt in Sicht war, entließ er sich selbst.

Diagnose im St. Franziskus in Köln-Ehrenfeld: Bakterielle Lungenentzündung

Zu Hause ging es ihm wieder etwas besser. „Am nächsten Tag hatte ich 41 Grad Fieber und habe Blut gehustet. Er sei zum ärztlichen Notdienst in Ehrenfeld gegangen, der ihn aber wieder nach Hause geschickt habe. Erst als seine Hausärztin wieder einen Tag später eine Röntgenaufnahme gemacht hatte, sei er im St. Franziskus Krankenhaus in Ehrenfeld aufgenommen worden. Dort wurde er erneut geröntgt. Da kam raus, dass er eine bakterielle Lungenentzündung hat.

„Ich bin mir sicher, dass ich mir den Keim in der Einrichtung in Bergisch Gladbach eingefangen habe“, sagt er.

Kölner Walid lag zwei Wochen im künstlichen Koma

Von dort wurde er nach Nippes verlegt, wo er bis heute behandelt wird. Im St. Vinzenz sei er dann eingeschlafen und lag zwei Wochen im künstlichen Koma. „Als ich aufgewacht bin, waren meine Beine und meine Hand weg“, schildert er ziemlich gefasst. Sein Bruder aus Frankreich und seine Ex-Frau waren in dem Moment bei ihm.

Kölner wurden beide Beine amputiert: „Es war ein großer Schock für mich“

„Es war ein großer Schock für mich. Aber der liebe Gott hat mir die Kraft gegeben, mit der ich stabil geblieben bin. Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin. Ich habe mit dem Tod gekämpft und gewonnen“, sagt er.

Kölner Walid nach Amputation: „Im Inneren gibt es eine Wunde, die niemals heilen wird“

Geweint habe er nicht. „Das bringt mir ja nichts, wenn ich viel weine. Ich bin zu jung, um in ein tiefes Loch zu fallen, aus dem womöglich nicht mehr raus komme“, sagt er. Er suche bewusst soziale Kontakte in Krankenhaus, um mit nicht wieder in eine Depression zu fallen. „Es gibt keine andere Option, als stark zu sein. In meinem Inneren gibt es aber eine Wunde, die niemals heilen wird“, erklärt er.

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Bärenstark! Der Kölner machte bereits einige erste Schritte mit Protesen.

Walid ist schon seit mehreren Monaten nicht mehr in Lebensgefahr. Im April soll seine Reha starten. Ein eingeklemmter Nerv in seinem rechten Bein, verhindert noch, dass er Prothesen tragen kann. „Ich bin mit den Prothesen schon fast eine Stunde am Stück gelaufen. Das ist ein tolles Gefühl, aber auch irgendwie merkwürdig, weil ich meine Beine nicht spüre“, berichtet er.

Kölner Patient Walid: „Es ist frustrierend, auf andere angewiesen zu sein“

Er ärgert sich sehr über Verzögerungen, etwa habe er lange auf einen elektrischen Rollstuhl oder einen Reha-Termin warten müssen. „Wenn du so wie ich im Bett liegst und auf Entscheidungen anderer angewiesen bist, ist das sehr frustrierend“, sagt er. So komme er auf „schlechte Gedanken“, gegen die er mit viel Schlaf versucht, entgegenzuwirken. dennoch sei er jedem dankbar. „Dem Krankenhaus. Meiner Familie. Meinen Freunden.“

Kölner Rollstuhlfahrer Walid sucht barrierefreie Wohnung

Nun sehnt Walid den Tag seiner Entlassung herbei. „Ich weiß, dass es noch ein langer Weg ist. Aber ich will ein Leben. Dafür kämpfe ich jetzt“, sagt er. Von einem geregelten Einkommen ist er mittlerweile in Hartz IV abgerutscht.

Seine Wohnung in der Nähe des Bahnhofs Ehrenfeld hat er noch. „Die ist aber nicht barrierefrei. Ich komme wegen der Stufen nicht rein und auch nicht in das Badezimmer. Ich suche eine barrierefreie Wohnung in Köln und freue mich über jede Hilfe.“