Hambacher ForstPolizei schreitet nach Fund ein – „Ende Gelände” verurteilt Einsatz

Polizei_Hambach

Polizisten sind am 23. Juni 2020 im Hambacher Forst im Einsatz.

Kerpen – Eigentlich müsste der Konflikt um den Hambacher Forst entschärft sein. Der Kohle-Kompromiss sieht vor, dass der Wald zwischen Köln und Aachen erhalten bleibt. Dennoch gab es jetzt wieder eine größere Polizeiaktion.

Die Polizei hat am Dienstag (23. Juni) einen Einsatz im Hambacher Forst durchgeführt. Es gehe dabei nicht um die Räumung von Baumhäusern, sondern von Barrikaden, die die Einsatzwege versperrten, sagte ein Polizeisprecher. Man sei mit mehreren Hundertschaften vor Ort.

Das Anti-Kohle-Bündnis „Ende Gelände“ dagegen verurteilte die Polizeiaktion als unnötige Provokation. „Das sieht nach einem typischen Fall von polizeilicher Schikane aus“, sagte „Ende Gelände“-Sprecherin Ronja Weil. „Wir solidarisieren uns mit den BesetzerInnen.“ Die Barrikaden stellten für niemanden eine Gefahr dar.  

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Hambacher Forst: Polizei findet 15 Meter hohe Strukturen und muss einschreiten

Waldbesetzer hätten teilweise bis zu 15 Meter hohe Strukturen aus Baumstämmen mit Plattformen auf den Waldwegen errichtet. Dies könne die Polizei nicht hinnehmen, da die Wege für Rettungsfahrzeuge frei bleiben müssten. „Da das ein öffentlich zugänglicher Wald ist, müssen wir da auch Streife fahren können”, sagte der Polizeisprecher.

Die Zahl der Waldbesetzer schwankt nach Polizeiangaben stark, bewegt sich aber ungefähr um die Marke von 100 Personen. Sie kämen aus einem breiteren politischen Spektrum, unter anderem aus der anarchistischen und aus der Umweltszene.

Am Mittag meldete die Polizei, der Einsatz sei beendet und erfolgreich verlaufen. Man habe mehrere Barrikaden abgebaut. Das Ziel, das man sich gesetzt habe, sei damit grundsätzlich erreicht worden.

Im Großen und Ganzen sei der Einsatz zunächst friedlich abgelaufen, sagte der Sprecher. Zwei Ingewahrsamnahmen habe es gegeben. Eine Frau habe sich in den Weg gesetzt, als ein Bagger angerückt sei. Zudem habe es einen weiteren kleinen Zwischenfall gegeben, der sich aber schnell erledigt habe. 

Hambacher Forst als Symbol für Kampf zwischen Klimaschutz und Kohle

Der Wald am Tagebau Hambach zwischen Köln und Aachen sollte ursprünglich für den fortschreitenden Tagebau gerodet werden. Dabei entwickelte sich der Wald zu einem Symbol für den Kampf von Klimaschützern gegen die Kohlebranche. In einem der größten Polizeieinsätze der nordrhein-westfälischen Geschichte wurde der Wald im Herbst 2018 geräumt. 86 Baumhäuser wurden zerstört.

Hier lesen Sie mehr: Polizei stoppt Drogenfahrer (27) in Kerpen und ahnt nicht, was sie im Auto noch findet

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) argumentierte, es dürfe keinen rechtsfreien Raum geben.

Schließlich verständigten sich Bund, Länder und Energiekonzerne jedoch Anfang dieses Jahres im Zuge der Kohle-Einigung darauf, dass der Wald doch erhalten bleiben soll. Die Aktivisten des Anti-Kohle-Bündnisses „Ende Gelände“ bezeichneten dies als Erfolg des zivilen Ungehorsams. Sie lehnten es jedoch ab, sich aus dem Wald zurückzuziehen. (dpa/mg)