Tödliche Jagd im Treppenhaus?Mordprozess in Köln: Horror-Vorwürfe gegen Adoptivsohn (32)

Ein Mann sitzt im Gericht auf der Anklagebank und hält sich eine Mappe vor das Gesicht.

Der 32-Jährige nimmt beim Prozessauftakt am Dienstag (15. Februar 2022) auf der Anklagebank Platz. Sein Gesicht verdeckt er mit einer Mappe. Justizwachtmeister und Anwälte umringen ihn.

Nach dem gewaltsamen Tod von Hans B. (†75) hat der Mordprozess gegen dessen Adoptivsohn (32) begonnen. Der 32-Jährige soll den Rentner bestialisch getötet haben.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Hat er den Mann, der ihn gerade erst als Sohn adoptiert hatte, eiskalt ermordet? Knapp acht Monate nach dem Fund der Leiche von Hans B. (†75, Name geändert) in einem Kölner Rohbau wird dessen Adoptivsohn (32) der Prozess gemacht.

Zum Auftakt am Dienstag (15. Februar 2022) wurde die Anklage verlesen. Mord, Habgier, Heimtücke. Grauenhafte Vorwürfe – was der 32-Jährige getan haben soll, macht sprachlos.

Mordprozess in Köln: Angeklagter war erst gerade adoptiert worden

Am 26. Juni 2021, ein Samstag, soll der Angeklagte gegen 12 Uhr mit Hans B., der ihn erst im März adoptiert hatte, unter einem Vorwand zu einem Gebäude an der Boltensternstraße gefahren sein. Das Haus wurde zu dem Zeitpunkt kernsaniert und war eingerüstet.

Ein mehrstöckiges Gebäude ist eingerüstet.

Am 26. Juni 2021 wurde in diesem Rohbau an der Boltensternstraße in Köln-Riehl die Leiche eines 75-jährigen Hans B. (Name geändert) gefunden.

Der 32-Jährige war auf der Baustelle in Köln seit einigen Monaten als Arbeiter beschäftigt. Laut Anklage wusste er daher, dass an dem Tag niemand vor Ort ist und somit auch niemand seinem Adoptivvater werde helfen können. Er soll geplant haben, den 75-Jährigen vom dritten Stock des leerstehenden Gebäudes über das Treppengeländer in die Tiefe zu stoßen.

Als mögliches Motiv gilt, dass der 32-Jährige ans Erbe seines Adoptivvaters wollte. Denn der wohlhabende Hans B. soll damit gedroht haben, die Adoption aufzuheben. Dem wollte der Angeklagte laut Anklage zuvorkommen.

Köln: Jagte der Angeklagte seinen Adoptivvater durchs Treppenhaus?

Doch der mutmaßliche Plan misslang zunächst. Der Rentner wehrte sich, stützte sich am Geländer ab. Sein Adoptivsohn soll ihm deshalb mit einer Waffe, vermutlich einem Handbeil, auf Kopf und Oberkörper geschlagen haben. Verletzt soll der 75-Jährige die Treppe hinunter geflüchtet sein, doch auf dem Absatz in der ersten Etage soll er sich nicht mehr gewehrt haben, soll seine Kraft zu Ende gewesen sein. Der Angeklagte soll dann weiter auf ihn eingeschlagen haben, bis er sich nicht mehr rührte.

In der Rechtsmedizin wurden später am Leichnam von Hans B. allein 17 Gewalteinwirkungen gegen den Kopf festgestellt. So hatte das Opfer unter anderem ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. An seinen Händen fanden die Rechtsmediziner zudem Abwehrverletzungen und Rippenbrüche infolge der Stürze.

Einen Tag später, am 27. Juni 2022, nahmen Fahnden den Adoptivsohn in Bergisch Gladbach fest. Seitdem sitzt der 32-Jährige in U-Haft. Er sei mittlerweile verheiratet, erklärte er zum Prozessauftakt der Vorsitzenden Richterin. Die Antwort auf die Frage, ob er sich einlassen wird, überließ der Angeklagte dann einem seiner Anwälte: Der Mandant werde sich schweigend verteidigen. (iri)