Grünes KölnFünf Geschichten, fünf Tipps – wie Sie im Schrebergarten glücklich werden

KÖ: Kleingarten Familie

Die Freundinnen Andrea (r.) und Petra mit Baby Carlie und den Kindern Luke, Bo, Lasse und Anna fühlen sich wohl im Schrebergarten Blücherpark.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Ein Besuch im Kleingarten: Das ist mit das Beste, was man als EXPRESS-Reporter im Wonnemonat Mai unternehmen kann.

Gleich hinter der Aral-Tankstelle geht es von der Escher Straße ab, um in das Idyll in der Großstadt zu gelangen, das der Kleingarten am Blücherpark bietet.

5 Gärten, 5 Geschichten, 5 Glücksrezepte...

Zu Beginn treffen wir auf den Aufsteiger des Jahres. Das Glück des Hans-Jürgen Maier (72) ist es, Fan von Fortuna Düsseldorf zu sein, und wie selbstverständlich flattert die große rot-weiße Fortuna-Fahne am Mast hier in Bilderstöckchen. „Ich bin am 21. 7. 1945 in Düsseldorf geboren.

Mein Vater war bei der Allianz und wechselte beruflich nach Köln“, sagt er. Und schlägt als Überschrift für den Bericht vor: „Düsseldorfer lebt seit 58 Jahren glücklich in Köln.“

Seit dem Jahr 2000 hat der frühere Maschinenbaumeister und Tennislehrer mit seiner Frau den Garten, der ihm viel bedeutet: „Der Garten ist für mich Abwechslung, ich kann mich hier entfalten – schauen Sie hier, das Geländer aus Edelstahl, das habe ich zuletzt gemacht.“

Dann erzählt er von den dunklen Stunden, vom Schicksalsschlag – aber es gibt ein glückliches Ende. Maiers Ehefrau war im Februar erkrankt. Der Ehemann war zum Glück noch  rechtzeitig zur Stelle, und dann hat sich vieles zum Guten entwickelt. Heute sei seine Frau wieder gesund. Und der Garten sei  ein guter Ort zur Erholung.

Alles parat gemacht für die Zwillinge

Nebenan steht Nachbar Philipp Becker (61) am Hochbeet und zählt auf: „Lauchzwiebeln, Basilikum, Salat, Salatgurken, Radieschen.“ Und hier, sagt er, „das ist Cola-Kraut. Reiben Sie mal.“

Es ist Dill, und gerieben riecht es wie die Cola-Fläschchen vom Büdchen, die man als Kind verputzt hat. Apropos Kind(er): Enkel im Doppelpack waren den Beckers beschieden, und so hat der Opa einen Sandkasten installiert und eine Rutsche. Das ist sein Glück – und „die Freiheit, Freizeit, Erholung.“

Erst Kiesgrube, dann Müllhalde, jetzt Garten

Der ehemalige Elektroingenieur erzählt viel Wissenswertes. Die Kleingartenanlage sei hier mit Strom ausgestattet, das ist nicht üblich. Und vor 50 bis 60 Jahren sei das Gelände erst  Kiesgrube, dann Müllkippe gewesen. Es gebe heute noch Messstationen    für austretendes Methangas – „ist aber unbedenklich.“

Ebenfalls am Rosenweg treffen wir Ellen Heister (64), Ex-Frisörin aus Bilderstöckchen. Vor drei Jahren übernahm sie mit ihrem Mann die Parzelle, nah an der Wohnung. „Wir müssen eigentlich nur über die Straße.“

Frau Heister ist begeisternd: „Mein Garten bedeutet mir alles. Gärtnern ist das schönste Hobby, was es gibt, das Bücken hält fit. Und wenn es heiß ist, dann legen wir uns auf die Liege – wir müssen ja nix.“

Dann zählt auch sie auf: „Kartoffeln – hab ich. Himbeeren – hab ich. Brombeeren – hab ich. Stachelbeeren – hab ich.“ Die Luft im Garten halte sie jung.

Eine Zuflucht, raus aus dem Stress im Veedel

Die nächste Gartenfee kommt aus Nippes. Vor ihrem Häuschen wirkt sie wie aus einem  Schweden-Märchen entsprungen. „Ich finde die Stadt anstrengend. Sie ist voll und laut“, sagt Nina Weber. Also hat sie vor vier Jahren die alte Hütte gekauft. Sie  ist ihre Zuflucht geworden, sie war ihr Glücksgriff. 

Die Sozialpädagogin versucht, in Einklang mit der Natur zu leben („Ich liebe Blumen“) und bietet Kräuterführungen an. In einem Flyer zitiert sie Kafka: „In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte“. Näher als der Wald ist hier zwar die A57 – „aber die Autobahn nehme ich kaum war“. 

Schräg gegenüber haben sich zwei Freundinnen aus Neu-Ehrenfeld bzw. Ossendorf einen Rückzugsort für sich und ihre Familien geschaffen. „Ich finde es gut, dass ich hier einen zweiten Anlaufpunkt habe“, sagt Andrea, die in Köln Sportwissenschaften studiert und in der Landmannstraße wohnt. Vielen in ihrer Generation gehe es so. Immer höhere Mieten und knapper Wohnraum vor allem in den gentrifizierten Vierteln – da bietet ein Kleingarten  Ausgleich.

Das wichtigste sei, dass ihre Freundin einen Garten gleich gegenüber habe und dass die Kinder hier sicheren Auslauf hätten. „Oft kommt mein Mann gleich nach Feierabend hierhin. Dann grillen wir mit Freunden und können uns entspannen.“  

(exfo)