Geständnis abgelegtMann belauscht Kölner Hausarzt, dann wird es schwer kriminell

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Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Köln – Spielschulden und die Angst vor einem Kredithai, der seine Familie bedroht habe, führte ein zweifacher Familienvater vor dem Kölner Landgericht als Motiv dafür an, Raubüberfälle auf einen Hausarzt aus Klettenberg zu planen. Komplizen hatten dem Mediziner an dessen Privatadresse aufgelauert, ihn attackiert und Bargeld und diverse Wertgegenstände gestohlen.

Kölner Hausarzt wegen Kassenbetrugs selbst vor Gericht

Der Mediziner, der wegen Abrechnungsbetrugs zum Nachteil von Krankenkassen selbst vor Gericht stand und zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, habe laut des 30-jährigen Auftraggebers der Taten in einer Autowerkstatt damit geprahlt, „sein Schwarzgeld“ in Tresoren in seinem privaten Fitnesszimmer zu verstecken. Er habe das mitbekommen und die Idee zum Raub entwickelt. 

10.000 Euro habe er sich fürs Zocken von dubiosen Gestalten geliehen und 20.000 Euro zurückzahlen sollen, „ansonsten würde meiner Familie etwas zustoßen“. Der Angeklagte schilderte über Verteidiger Jürgen Graf, einen Kollegen aus der Sicherheitsfirma, bei der er beschäftigt war, angesprochen zu haben, von dem er gewusst habe, dass dieser ebenfalls akute Geldprobleme hatte und „dass er sich mit kriminellen Dingen auskennt.“

Köln: Bargeld, Goldbarren und Schmuck erbeutet

Im Mai 2017 hatten der Komplize und ein weiterer Mittäter den Arzt in Klettenberg aufgesucht, ihn mit Klebeband an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Tode bedroht, sodass dieser den Schlüssel zu seinem Tresor herausgegeben hatte. Die Täter erbeuteten 13.000 Euro Bargeld, Schmuck und mehrere Goldbarren. Die Beute sei durch drei geteilt worden, sagte der Auftraggeber vor Gericht. Schmuck und Goldbarren habe er an Händler auf der Keupstraße und am Eigelstein verkauft und später seine Spielschulden vollständig beglichen.

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Der Komplize habe im Nachgang gesagt, bei dem Arzt sei noch mehr zu holen, sodass man einen weiteren Überfall verabredet habe. Diesmal beteiligten sich zwei Soldaten der Bundeswehr an der Tat, die zuvor mehrere Stunden im Gebüsch vor dem Anwesen des Mediziners ausgeharrt hatten.

Bei dem erneuten Raubversuch wehrte sich der Mann diesmal massiv, sodass die Täter flüchteten. Einen verfolgte der Arzt bis zum Klettenbergpark, die Polizei nahm den Räuber fest.

Soldaten der Bundeswehr in Raub verwickelt

Bei einem früheren Prozess hatte der Soldat ausgesagt, sein Ausbilder habe ihn überredet. Eigentlich habe er bei der Tat nicht mitmachen wollen, doch dann habe er sich aber Paragraph 12 des Soldatengesetzes vor Augen geführt: „Pflicht zur Kameradschaft.“ Der Mann war nach Jugendstrafrecht zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

Der Auftraggeber ließ verlauten, dass ihn seine Festnahme und ein vorübergehender Aufenthalt in der JVA Köln geläutert hätten, er habe seine Spielsucht überwunden. Er schäme sich und wolle sich beim Prozess auch persönlich bei seinem Opfer entschuldigen. Als kleine Wiedergutmachung habe er 10.000 Euro gespart, die er dem Hausarzt zur Verfügung stellen wolle. Der Prozess wird fortgesetzt.