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Deutscher Star-RegisseurVorwürfe aus Köln-Hahnwald: Das Ende des Oscar-Traums?

Regisseur

Der alle überragende Florian Henckel von Donnersmarck und Mitglieder des Filmteams (Mitte: Tom Schilling, Sebastian Koch) beim Golden-Globe-Festival.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Wenige Wochen vor der Oscar-Verleihung in Hollywood (25. Februar) nimmt der Streit zwischen Star-Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck (45, Oscar für das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen) und dem Kölner Malergenie Gerhard Richter (86) eine neue, heftige Wendung. Der Kölner Ehrenbürger wirft von Donnersmarck vor, seine Biographie „missbraucht und grob verzerrt“ zu haben.

Regisseur II (2)

Filmregisseur Florian Henckel von Donnersmarck, geboren in Köln, aufgewachsen in New York, Frankfurt und Brüssel, entstammt einer deutsch-österreichischen Adelsfamilie.

Bericht im renommierten US-Magazin „The New Yorker"

Das Donnerwetter entlädt sich im US-Magazin „The New Yorker“. Donnersmarcks jüngster Film „Werk ohne Autor“, der auf Gerhard Richters Biographie und der dramatischen Familiengeschichte basiert, ist im Oscar-Rennen Deutschlands Kandidat in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ (in den Hauptrollen: Tom Schilling, Sebastian Koch).

Erstes Treffen in Gerhard Richters Haus in Köln-Hahnwald

Nach einem handschriftlichen Brief Donnersmarcks an den teuersten, lebenden Maler der Welt („Könnten Sie mir eine Stunde ihrer Zeit geben?") und einer darauf folgenden Einladung durch Richter in sein Haus in Köln-Hahnwald hatten sich der Starregisseur und der Starmaler seit 2015 auch über längere Zeiträume getroffen und intensiv ausgetauscht – ein starkes Vertrauensverhältnis war entstanden.

Tom Schilling

Künstler Kurt Barnert (Tom Schilling) in einer Szene des Films „Werk ohne Autor" 

Die DVD-Affäre: Florian Henckel von Donnersmarck verweigert sich Gerhard Richters Wunsch

Als das Projekt vollendet und der Film produziert war, offenbarte sich aber überraschend ein Zerwürfnis. Mit Blick auf den Filmtrailer („zu reißerisch“) distanzierte sich Richter in einem Statement.

Es wurde bekannt, dass Richter den Regisseur außerdem um Zusendung einer DVD gebeten hatte – was von Donnersmarck verweigerte.

Donnersmarck erklärt jetzt dazu: „Ich sagte ihm: Nein, ich werde Ihnen einen Kinosaal mieten. Es ist ansonsten so, als wenn ich sagen würde: ich möchte eines ihrer Bilder sehen - auf einer Briefmarke.“ Gerhard Richter hat den Film bis heute nicht gesehen.

Die Autorin des Berichts in „The New Yorker", Dana Goodyear, veröffentlicht Richters offenbar als E-Mail versendete Antworten und hebt sie hervor.

So erklärt Richter, er habe Florian Henckel von Donnersmarck klar gemacht, er werde keinen Film über Gerhard Richter genehmigen.

Er habe dem Regisseur vorgeschlagen, dass der Protagonist des Films vielleicht einen anderen Beruf haben könnte, ein Schriftsteller etwa oder Musiker. Die Familiengeschichte, die er erzählen wolle, brauche nicht zwingend einen Maler als Hauptperson.

Dana Goodyear

US-Journalistin Dana Goodyear

Von Donnersmarck habe sich alle Optionen offengelassen. Richter aber habe seine Wünsche schriftlich fixiert, und von Donnersmarck habe ihm versichert, diese zu respektieren.

Richter sagt dann: „In Wirklichkeit aber hat er alles getan, um meinen Namen in Verbindung zum Film zu bringen.“

In einer anderen E-Mail schreibt Richter, die Beschäftigung mit dem „Fall Donnersmarck“ erzeuge bei ihm „schlechte Gefühle“ und steigere noch „sein Missfallen gegenüber der Person und dem Film“. 

Im Gespräch mit dem Magazin zeigt sich von Donnersmarck betroffen über den Riss, der zwischen ihm und Richter entstanden ist. Sein Film porträtiere ihn als einen Helden, er habe Richter preisen wollen.

Er benennt Richters dritte Ehefrau Sabine Moritz als Skeptikerin des Projekts, äußert sich ansonsten selbstbewusst. Ähnlich habe sich Richter im Fall seines Biografen Jürgen Schreiber verhalten. Von Donnersmarck meint dazu: „Obwohl er ihm ziemlich viel Zugriff erlaubte, betrachtet er ihn heute als Feind.“

Dietmar Elger, Autor einer weiteren, gerade aktualisierten Richter-Biographie (DuMont-Verlag), wurde von der in Los Angeles lebenden US-Journalistin auch ausgiebig befragt. Gegenüber EXPRESS urteilte Elger: „Donnersmarck hat Richter wohl mit seinem Charme beeindruckt. Leute vom Film können das.“ 

Richter-Film läuft in den USA an

„Werk ohne Autor“, das Drei-Stunden-Epos um den Protagonisten Kurt Barnert (der Dresdener Maler wird gespielt von Tom Schilling) läuft in der ersten Februarwoche in den US-Kinos unter dem Titel „Never Look away“ (Schau niemals weg) an.

So läuft das Oscar-Rennen

Der Film schaffte es zuletzt auf die sogenannte „Shortlist" mit neun Kandidaten für den Oscar in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film. Am 22. Januar werden aus der Shortlist fünf Filme nominiert, unter denen schließlich am 25. Februar in Hollywood der Gewinner bestimmt wird. Die großen Querelen um den Film dürften die Chancen nach Meinung von Kinoexperten eher schmälern. 

Ein deutsch-deutsches Leben: Das Drama des Gerhard Richter

9. Februar 1932: Gerhard Richter wird in Dresden als Sohn von Hildegard Richter, einer Buchhändlerin, und Horst Richter, einem Realschullehrer, geboren. Später wird sich zeigen: Horst Richter ist nicht Richters biologischer Vater. Wer sein leiblicher Vater ist, bleibt unbekannt. Horst Richter wird in den 60er Jahren Suizid begehen.

1944: Richters Onkel Rudi fällt im Zweiten Weltkrieg.

1945: Richters Tante Marianne Schönfelder wird im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis umgebracht. Euthanasie ist der Nazi-Begriff für die systematische Ermordung psychisch kranker und behinderter Menschen.

1945 (Februar): Dresden wird durch Luftangriffe der Alliierten zerstört.

1957: Richter, der das Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresdennabgeschlossen hat, heiratet Marianne (Ema) Eufinger. 

1961: Jahr des Mauerbaus: Das Ehepaar siedelt in den Westen über, nach Düsseldorf. 

1966: Betty, die gemeinsame Tochter, wird geboren

1982: Die Ehe mit Ema wird geschieden – Richter heiratet die Bildhauerin Isa Genzken

1983: Richter zieht nach Köln

1995: Nach der Scheidung von Isa Genzken heiratet Richter die Künstlerin Sabine Moritz. Sie haben drei gemeinsame Kinder.

2004 wird ein tragischer Aspekt der Familiengeschichte Richters bekannt: Richters erster Schwiegervater, der Gynäkologe Heinrich Eufinger (1894-1988), war als SS-Obersturmbannführer in die Zwangssterilisationen in Dresden involviert und mitverantwortlich für die Ermordung von Richters Tante Marianne. Richter hatte Opfer und Täter mehrfach porträtiert, offenbar ohne dass ihm diese Hintergründe bekannt waren.