Gagen-ZoffStrafanzeige! Schwere Vorwürfe gegen Kölner Karnevalsgesellschaft

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Die Stimmung im Altstadt-Lokal war am 11.2. spitze, doch die Künstler warten noch immer auf ihr Geld.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Am 11. Februar, lange vor der Corona-Krise, war die Stimmung im Dom im Stapelhaus in der Altstadt noch prächtig.

Auf der Kneipensitzung der KG Kölsche Sproch e.V. traten diverse Größen des kölschen Fasteleer auf die Bühne und brachten das jecke Publikum zum Schunkeln und Lachen.

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Das Problem aber: Bis jetzt warten fast alle Künstler auf ihre Honorare – und das hat nun Konsequenzen.

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Denn aus ihrem Kreis ging gestern die erste Strafanzeige raus, die EXPRESS vorliegt. Konkret wird darin dem Literaten und Präsidenten der KG vorgeworfen, die Künstler seit Wochen hinzuhalten und bewusst hintergangen zu haben.

Von dreisten Lügen, Scheckbetrug, Unterschlagung und Veruntreuung ist die Rede.

Peter Horn, Andreas Melzer und Gabi Elabor gehörten beispielsweise zum Programm des Abends und erzählen unisono dasselbe.

„Ich bin seit 44 Jahren dabei, aber sowas ist in der ganzen Zeit höchstens dreimal vorgekommen“, sagt Urgestein Peter Horn, der Aschermittwoch seine Zeit in der Kölschfraktion beendet hatte. „Wissen Sie: Wenn man offen und ehrlich von vornherein sagt, was Sache ist, finden wir Kölsche immer eine Lösung. Aber so belogen zu werden, das geht gar nicht. Ich habe bis heute trotz mehrmaliger Versprechungen keinen Cent erhalten und behalte mir rechtliche Schritte vor.“

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Auch Andreas Melzer (r., hier mit Wicky Junggeburth am besagten 11.2.) wartet noch auf seine Kohle.

Andreas Melzer: „Ich mache seit 37 Jahren Livemusik, und dieses mal ist es zum ersten mal vorgekommen, dass ich die Gage nicht bekommen habe. Ich habe an diesem Abend die Sitzung als ‚Sitzungskapelle‘ begleitet. Ich warte bis heute ebenfalls auf die Gage.“

Besonders übel stößt auf, dass auf der Facebook-Seite der KG  in einem Post an die „Bewunderer“ schon für die nächste Sitzung im Jahr 2021 getrommelt wird.

Elabor, alias Annegret vom Wochenmarkt, ist die Vertröstungen durch die KG satt. Die Büttenrednerin: „Ja, auch ich habe noch kein Honorar erhalten und werde nur noch hingehalten. So ein Beispiel darf nicht Schule machen.“

EXPRESS fragte bei der KG Kölsche Sproch e.V. offiziell nach. Von gesperrten Konten, schwerer Erreichbarkeit des Beschuldigten in der Corona-Krise wird erzählt.

Man wolle anonym bleiben, ein Sprecher lässt allerdings verlauten: „Es ist ganz doof alles und das darf auch nicht passieren. Aber Herr Müller hat den Künstlern versichert, dass sie ihr Geld bekommen werden, er muss dafür ein Konto frei kriegen.“

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Und weiter: „Durch Corona ist alles gerade chaotisch, er ist in Oberstdorf, aber schwer zu erreichen. Die KG hat damit nichts zu tun, es liegt an Herrn Müller, die Rechnungen zu begleichen.“

Präsident Müller bezieht im EXPRESS Stellung

Der Präsident antwortete EXPRESS am Mittwochnachmittag persönlich und bezog Stellung: „Der geschäftsführende Vorstand hat mir bis zum heutigen Zeitpunkt weder Veruntreuung von Geldern vorgeworfen noch wurden Schecks in strafrechtlich relevantem Hinblick weitergegeben. Es lag hier lediglich ein Versehen vor.

Da ich gesundheitlich sehr stark angeschlagen war, kam es zusätzlich zu von mir allein zu verantwortenden Verzögerungen. Ich werde natürlich nun alle Betroffenen zeitnah zufriedenstellen. Das stand zu keiner Zeit außer Frage.

Peter Müller: Ich übernehme die Verantwortung

Es ist sehr unglücklich gelaufen und ich bin sehr betroffen darüber. Als Präsident übernehme ich natürlich persönlich die Verantwortung dafür. Ich selbst bin wohl nachweislich der größte Sponsor des Vereins, gerade im Hinblick auf die Kinder- und Jugendförderung im Verein. Nachvollziehbarer Unmut führte wohl zu den Vorwürfen, die ich weit von mir weise. Ich werde mich bei den Betroffenen persönlich entschuldigen, soweit noch nicht geschehen.“

Das wäre zu empfehlen, ehe es zu einer Sammelklage kommt. Nach EXPRESS-Informationen soll es schon in der Vergangenheit wegen Vorwürfen der Spendenveruntreuung zu mehreren Gerichtsverhandlungen gekommen sein, zu einer Verurteilung kam es dabei allerdings nicht.

Annegret vom Wochenmarkt zumindest hört die Botschaft, dass die Honorare nun fließen sollen, allein ihr fehlt der Glaube: „Es ist die sechste Ankündigung, zeitnah bezahlen zu wollen oder bezahlt zu werden. Da weiß man selbst, was man davon halten kann ...“