Für 5-Liter-FässchenKumpels erfinden Kölsch-Kühlung – jetzt hat einer ein Problem

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Kumpels und Erfinder: Ingo Runkel (l.) und Markus Engelbertz aus Overath

von Simon Küpper (sku)

Overath – Ihre Idee beginnt wie die besten Erfinder-Geschichten. Sich über ein Problem, das viele Menschen betrifft, geärgert – und es gelöst. Das Problem von Ingo Runkel (42) und Markus Engelbertz (45) aus Overath: warmes Bier.

Sicher nicht einmalig, aber entscheidend, war die Erfahrung der Kumpels bei einem Holland-Trip. „Wir dachten uns: Fassbier am Strand und bis zum Schluss kalt – das wär geil.“ Und nicht nur da, auch beim Grillen mit Freunden, nach dem Kicken im Park, Vatertags-Touren oder „Jeck im Sunnesching“-Partys. 

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Schon auf der Rückfahrt aus den Niederlanden rauchten die Köpfe der Kumpels, zurück in Overath ging es dann schnell ans Werk. Das Ziel: Eine transportable Kühlung für ein 5-Liter-Fässchen. 

Kumpels wollen kaltes Fassbier und erfinden „Cooling Cube“

Zuerst probierten sie mit Bauschaum in der eigenen Garage herum, skizzierten Pläne. „Die ersten Versuche waren echt schlecht, aber Schritt für Schritt wurden wir besser“, erinnern sich die Erfinder. Und das schnell: Nach rund einem halben Jahr war der erste Prototyp fertig. 

Nach und nach entwickelten sie ihren „Cooling Cube“ und versprechen: Das Bier bleibt 24 Stunden eiskalt. 

Tests für eigenes Produkt führen für Erfinder zu Problem

Für Erfinder Markus wurde das Testen allerdings zum großen Problem. „Mir ging es nach Bierkonsum echt schlecht, bis fast zur Depression“, erzählt er EXPRESS. Schließlich ließ er sich testen, der Arzt stellte eine Glutenunverträglichkeit fest. Heißt: Kein Kölsch mehr für den Bier-Liebhaber – egal wie kalt.

Markus: „Das tut schon mal weh. Ich kann nirgendwo spontan ein Kölsch trinken. Ich habe mal eins vor zwei Jahren beim FC im Stadion getrunken, weil die so scheiße gespielt haben. Am nächsten Tag ging es mir aber echt nicht gut.“

Deshalb ist er auf glutenfreies Bier umgestiegen – notgedrungen. „Es gibt zwei oder drei, die ganz gut sind. Eins aus Italien habe ich gefunden, das schmeckt richtig gut. Aber wenn man im Biomarkt Bier kauft, da fühlt man sich wie ein schlechter Mensch“, lacht er.

Und: In 5-Liter-Fässchen gibt es das auch nicht.

Inzwischen verkaufen sie aber auch Leerfässer zu ihren „Cooling Cubes“, sodass diese jedes Getränk kühl halten können. Der Clou ihrer Erfindung: Luftkühlung.

„Cooling Cube“: Einfache aber effektive Lösung

Denn jedes Bierfass hat ein Loch an der Oberseite, durch das Luft hineinströmt. Je weniger Bier im Fass, desto mehr Luft kommt herein. Durch einen „perfekt platzierten“ Kühlakku wird die einströmende Luft im „Cooling Cube“ gekühlt – und wärmt das Bier deshalb nicht auf. Einfach, aber effektiv. 

Außerdem ist der Zapfbock direkt in die Kühlbox integriert, das Fass kann also die ganze Zeit darin bleiben. Auch als Hocker kann man es benutzen.

Die Kumpels bezeichnen ihre kleine Firma als „Fun up“, haben ihre Jobs (Markus hat eine Kommunikations- und Design-Agentur, Ingo ist Dipl. Wirtschafts-Informatiker) nicht aufgegeben.

Gestemmt haben sie die Entwicklung dank Crowdfunding – und viel Leidenschaft. Sich selbst haben die Erfinder noch keinen Cent ausgezahlt. „Für uns steht der Spaß und die Erfahrung im Vordergrund. Der erste Schritt wäre erstmal eine 450-Euro-Kraft einzustellen, die den Versand übernimmt“, so Engelbertz.

Bisher bringen die Erfinder die neuesten Bestellungen jeden Tag mit einem Handwagen zur Post. „Wir verschicken bis 16 Uhr, in der Regel sind die Cubes am nächsten Tag da“, sagt Engelbertz.

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Dabei gab es durchaus die Überlegung, die „Cooling Cubes“ richtig groß zu machen. Schließlich besitzen die Erfinder ein Patent und Erfinder-Shows sind im deutschen TV beliebt.

„Cooling Cubes“ fast bei der „Höhle der Löwen“ gelandet

Die Overather hatten die Unterlagen für „Die Höhle der Löwen“ auch schon auf de Tisch, entschieden sich letztlich aber gegen eine Teilnahme. „Wir haben gemerkt, dass wir mit unserem Nischenprodukt da falsch wären“, so Engelbertz.

Und weiter: „Wir haben uns zu einem anderen Format durchgerungen, haben alles gedreht – aber die Show wurde vor Ausstrahlung abgesetzt.“

Welche Show das war, darf er aus vertraglichen Gründen nicht sagen. EXPRESS fand aber heraus, dass es sich dabei um die Sat.1-Show „Wie genial ist das denn“ handelte. 

Aber auch ohne TV-Auftritt haben sie schon Fans auf der ganzen Welt. Inzwischen haben die Kumpels schon ein paar tausend Exemplare verkauft – unter anderem nach Florida, Finnland und Vietnam. 

Warmes Bier schmeckt halt nirgendwo. Egal, ob am Aachener Weiher, dem holländischen Strand oder am Meer in Vietnam.