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Franz-Josef Antwerpes wird 80Viel passiert, wenig zu bedauern

Fast 22 Jahre lang war Franz-Josef Antwerpes Regierungspräsident von Köln.

Fast 22 Jahre lang war Franz-Josef Antwerpes Regierungspräsident von Köln.

Köln – Fast 22 Jahre lang war er Regierungspräsident von Köln – so lange wie kein anderer wachte Franz-Josef Antwerpes schärfstens über die Einhaltung der nordrhein-westfälischen Landesgesetze. Er sperrte Autobahnen, untersagte Blutspenden und kämpft – bis heute – entschieden gegen „Schrottvögel“.

Am Donnerstag wird Antwerpes – mit Betonung auf dem „Ant“ – 80 Jahre alt. EXPRESS sprach mit dem letzten „Kurfürsten“ von Köln.

EXPRESS: Herr Antwerpes, was treiben Sie den ganzen Tag?

Franz-Josef Antwerpes: Ich lese, höre Musik, rauche Zigarren, trinke mal ein Glas Wein, ich koche und führe Interviews.

Müssen Sie immer was tun?

Ich bin auch gut darin, nichts zu tun. Ich kann auch den ganzen Tag schlafen. Und morgens, wenn ich um sieben Uhr aufwache, drehe ich mich oft noch mal um und denke an die werktätige Bevölkerung (lacht).

Irgendwelche Zipperlein?

Ich gehöre nicht zu denen, die ihre Krankheiten ausbreiten. Ich habe auch keine! Das einzige Zipperlein, dass ich nennen könnte, ist, dass mir manchmal Namen nicht einfallen. Wobei ich bei vielen Namen froh bin, dass ich mich an sie nicht mehr erinnern muss.

80 Jahre Antwerpes – was bedeutet das für Sie?

Viel passiert, wenig zu bedauern.

Was bedauern Sie denn?

Dass es mir nicht gelungen ist, diesen Schrottvogel vom Stadtmuseum runterzukriegen.

Was ist denn an dem Flügelauto von HA Schult so schlimm?

Das Stadtmuseum ist ein denkmalgeschütztes Gebäude. Es darf nicht verändert werden.

Ist das nicht verbissen?

Es geht um Gerechtigkeit und Gleichbehandlung: Jeder kleine Besitzer eines denkmalgeschützten Hauses weiß, wie unerbittlich das städtische Amt für Denkmalschutz sein kann. Und dieselbe Verwaltung, die den Bürgern das Leben mit einem Denkmal schwer und teuer macht, gestattet sich selbst diese Sauerei von Ausnahme?!

Worauf sind Sie denn stolz?

1986 gab es einen schweren Unfall beim Sandoz-Konzern in Basel, Unmengen von Chemikalien liefen in den Rhein, es folgte ein großes Fischsterben. Auch die BASF in Ludwigshafen und Hoechst in Frankfurt hatten Zwischenfälle. Ich habe dann alle Regierungspräsidenten entlang des Rheins zusammengerufen. Wir haben strenge Regeln aufgestellt, die später bundeseinheitlich wurden.

Sicher nicht ohne Widerstand der betroffenen Firmen?!

Der BASF-Vorstandschef lud mich ein und behandelte mich wie einen König. Der verschleppte mich sogar auf das BASF-eigene Weingut. Ohne Erfolg! Auf die Reinhaltung des Rheins bin ich stolz.

Worauf noch?

Als ich in den 80er Jahren mal zu einer Blutspende ging, war ich erschüttert. Mangelnde Hygiene, schwache Dokumentation. Wir haben den betroffenen Verein scharfe Vorschriften gemacht und deren Einhaltung schärfstens überwacht.

Damit haben Sie sich sicher wieder beliebt gemacht!

So sehr, dass man im Landtag zum wiederholten Male meinen Rücktritt als Regierungspräsident forderte. Ich blieb natürlich. Und zwei Jahre später gab es ein Transfusionsgesetz.

Machen Sie noch viel Sport?

Ich fahre 3000 Kilometer Fahrrad im Jahr! Und ich laufe täglich fünf bis acht Kilometer.

Hören Sie auf Ärzte?

1975 wurden bei mir Herzrhythmusstörungen diagnostiziert. Mein Arzt riet mir davon ab, Oberstadtdirektor von Duisburg zu werden. „Wer früh aus dem Leben scheidet, kriegt das schönste Begräbnis“, sagte er.

Ein netter Arzt.

Dr. Bammel hieß er.

Vor Ihnen hatten die Leute doch auch Bammel!

Vor allem die Lkw-Fahrer. Bei denen hieß es über Funk: Vorsicht, der Antwerpes steht hinter jeder Brücke.

War das denn nötig?

Erstens rasten die wie die Bekloppten. Zweitens waren viele Lkw vollkommen gefährlich beladen. Ich habe dann bei uns gefragt, ob sich jemand damit auskennt. Kannte sich keiner. Schließlich habe ich einen Kapitän zur See aus Bremen eingeladen. Die müssen genau wissen, wie sie ihre Schiffe beladen – sonst sinken die nämlich, patsch! Und das haben wir auf die Lkw übertragen.

Hat Ihnen das Spaß gemacht?

Mein Motto war immer: Streiten statt gleiten! Mit Pädagogik ist Verkehrsrüpeln ja auch nicht beizukommen.

Auf der nächsten Seite spricht Franz-Josef Antwerpes über seine persönlichen Fehler und seinen ersten Roman.

Haben Sie nie Fehler gemacht?

Dass ich in meiner Amtszeit so wenig Fehler gemacht habe, ist nicht mein Verdienst. Meine Mitarbeiter haben mich davon abgehalten. Ich habe selbst mit dem einfachen Sachbearbeiter gesprochen. Und wenn mal was schief gegangen ist, habe ich das auf meine Kappe genommen. Ich habe nie mit dem Finger auf Mitarbeiter gezeigt!

Schief gegangen ist auch Ihre Premiere als Opernsänger!

Ich habe 2005 den „Styx“ in Konrad Beikrichers Neufassung von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ gesungen. Er hat den Karneval persifliert. In der Premiere saßen viele Karnevalsfunktionäre, allererster Güte. Die haben ja bekanntlich keinen Humor. Und wer den Karneval auf die Schippe nimmt, wird ausgebuht.

Hat Sie das mitgenommen?

Ich war das ja gewohnt. Aber für Beikircher und den Regisseur Bernd Weikl fand ich das Verhalten dieser humorlosen Truppe zum Kotzen!

Danach lief es aber besser?!

Als das ganz normale Publikum da war, hatten wir viel Spaß. Ich musste meinen Part sogar mehrfach singen, weil die Leute vor Begeisterung tobten.

Was macht die Liebe?

Ich bin seit zehn Jahren mit einer reizenden Dame liiert.

Sie sind fit und kennen sich mit Verwaltung aus. Wie wär’s – Antwerpes als Oberbürgermeister von Köln? Es gibt keine Altersgrenze mehr!

Ich könnte das natürlich, Adenauer war in dem Alter ja sogar Bundeskanzler. (lacht) Wenn mich der Hafer sticht, erkläre ich meine Kandidatur.

Und wenn nicht?

Ich habe gerade meinen ersten Roman geschrieben!

Worum geht’s?

Sag’ ich nicht! Sollen ruhig ein paar Leute zittern!