Ford in Köln-NiehlDas ist der Plan von US-Boss Jim Hackett – Sorge im Werk

Jim_Hackett_Ford

James „Jim“ Hackett

von Philipp Meckert (pm)

Köln – Nach dem schwarzen Montag, an dem die Spekulationen über einen radikalen Umbau und einen drohenden Kölner Job- und Standortverlust bekanntwurden (hier nachlesen) und den Fordlern durch Mark und Bein gingen, war gestern wieder Dienst nach Vorschrift angesagt.

Viele Arbeiter gingen mit Sorge und Wut im Bauch in die Werkshallen. So als ob sie ihrem mächtigen Boss in der US-Zentrale am liebsten zurufen würden: „Mr. Hackett, schützen Sie Ford Köln!“

Leider kann niemand darauf bauen, dass das Herz von Hackett für Kölle schlägt. Der Top-Manager, der 20 Jahre Chef einer Büromöbelfirma war, dabei 12 000 Leute entließ und in eine gut dotierte Frührente ging, soll jetzt als 63-Jähriger Ford in die Zukunft führen.

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Hackett verdient 14,5 Millionen Euro pro Jahr

Das komplette Europa-Geschäft unter enormem Zeitdruck neu gestalten, die Company in die Gewinnzone fahren, die Aktienkurse steigen lassen. Sein Lohn:  Im vergangenen Jahr verdiente der Football-Fan 14,5 Millionen Euro. Er war allerdings auch erst seit Mai im Amt...

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Die Kölner Ford-Werke in Niehl

Das sagt der Auto-Papst zu Ford

Deutschlands „Auto-Papst“ Prof. Ferdinand Dudenhöffer schätzt derweil die Lage von Ford  als „sehr schwierig“ ein: „Es zeigt sich, dass das Unternehmen ein sehr großes strukturelles Problem hat. Von daher ist die Blaupause von Opel-GM für Ford-Europa denkbar, etwa mit den Pkw-Teil-Verkauf an Renault und Transporter zu VW. Von der Kartellseite müsste das gehen.“

Pro Auto 165 Euro Verlust gemacht

Besonders krass sei der Gewinn pro Auto, beziehungsweise die Miesen: „Ford Europa musste im zweiten Quartal einen Verlust von 165 Euro   pro verkauftem Fahrzeug verbuchen“, so Dudenhöffer. Zum Vergleich: In den USA waren es knapp 2000 Euro – Gewinn!

Hohe Nachfrage an Kölner Fiesta

Immerhin: Ford Deutschland unterstrich gestern das „solide Zulassungsergebnis“ im August: 17 810 Pkw kamen auf die Straße und fuhren einen Marktanteil von 5,6 Prozent ein. Besonders gefragt war der in Köln gefertigte Fiesta (3371 Zulassungen), der deutlich über dem Focus (2072 Stück) lag. Sieger war aber der Kuga mit 3487 Zulassungen.

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Metin Yildiz (mitte) mit seinen zwei Kollegen. Der 33-Jährige ist bereits seit 16 Jahren bei Ford – also fast sein halbes Leben.

So ist die Stimmung im Werk

Ganze 16 Jahre arbeitet Metin Yildiz bereits im Ford-Werk, ist sich mit seinen Kollegen einig: „Demotivierend sind vor allem die Negativ-Schlagzeilen, die man schon auf dem Weg zur Arbeit im Radio hört.“ Die Stimmung auf der Arbeit ist gedrückt. Dass die Kölner Ford-Mitarbeiter Ende Oktober zwei Wochen freihaben werden – für die drei Männer kein Grund zur Freude.

„Wir sind gespannt, wie es weitergeht“

„In dieser Zeit wird das Werk schließen, weil einige Abläufe eingestellt werden. Wir sind gespannt, wie es dann weitergeht.“ Ein anderer Mitarbeiter fügt hinzu: „Stellenstreichungen gibt es doch schon seit Jahren. Da merkt man bislang noch keine großen Veränderungen. Aber bergab scheint es irgendwie schon zu gehen.“

Z-Halle wird geschlossen

Das bestätigt eine Aussage eines weiteren Ford-Arbeiters – der selbst in ein E-Auto-Projekt versetzt wurde und hofft, dass Ford stattdessen in diesem Bereich europäischen Fuß fasst: „Halle Z wird ab Februar komplett geschlossen. Kein Wunder, in dem Ford-Werk in Valencia können die Maschinen sechs Autos gleichzeitig bauen, hier gerade mal zwei.“

„Bis 2021 sind wir sicher“

Optimistisch hingegen zeigt sich Michael Hunz (46)  auf seinem Weg in den Feierabend: „Bis 2021 sind wir eh sicher. Da mach’ ich mir noch keine Gedanken, bis es so weit ist.“ Erstmal gelte es für die Niehler Fordarbeiter, die nächste Betriebsratssitzung abzuwarten.