Milliarden-EntscheidungBetriebsrat in Angst: Ford mit Mega-Umbau am Standort Köln

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Den Kölner Ford-Werken, hier ein Foto aus dem Dezember 2020, steht dank einer XXL-Investition des Autobauers ein großer Umbau bevor.

von Thomas Werner (tw)

Köln – Die Entscheidung ist gefallen: Ford will sein Auto-Angebot in Europa bis zum Jahr 2030 komplett auf Elektroantrieb umstellen. Dafür soll nun das Kölner Werk in Niehl umgebaut werden – mit Rekordinvestitionen. Wie der US-Autobauer am Mittwoch (17. Februar) mitteilte, soll eine Summe von etwa einer Milliarde US-Dollar in die Hand genommen werden (ca. 830 Mio. Euro).

  • Ford baut Standort Köln zu Elektro-Zentrum um
  • Autobauer nimmt etwa eine Milliarde Dollar in die Hand
  • Freude in Köln, aber Angst beim Betriebsrat

Ford-Werk in Köln wird zu europäischem Zentrum für Elektromobilität

Das Werk in Köln soll demnach zum europäischen „Zentrum für Elektromobilität“ werden. Nie zuvor hat der Konzern an seinem Europa-Hauptsitz in Köln so viel Geld investiert. „Das Ford Cologne Electrification Center wird unsere künftigen Elektrofahrzeuge für Kunden in ganz Europa entwickeln und fertigen“, erklärte der Präsident von Ford in Europa, Stuart Rowley.

Details zu den Umbauplänen will Ford in den kommenden Monate präsentieren. Zur Planung des Konzerns gehört nach eigenen Angaben auch, das Engagement in Bereiche, die nicht der Elektromobilität dienen, zu reduzieren.

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Ford mit klarem Zeitplan in Sachen Elektroautos in Köln

In Sachen Elektro-Zukunft hat Ford offenbar klare Vorstellungen: Bis Mitte 2026 soll es alle europäischen Modelle auch in einer vollelektrischen Variante oder als Plug-in-Hybrid geben. Ab 2030 schließlich werde Ford hier „nur noch rein elektrische Fahrzeuge im PKW-Angebot haben“, kündigte der Konzern an. Dafür soll bereits 2023 das erste Elektro-Auto in Köln vom Band rollen.

Die Reaktionen auf die XXL-Pläne des Autokonzerts in Köln und darüber hinaus sind hauptsächlich positiv: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, mit der Standortwahl lege Ford den Grundstein, „um seine lange und erfolgreiche Geschichte in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten fortzuschreiben“, erklärte Altmaier. Der Konzern werde „zur klimafreundlichen Transformation der Automobilindustrie“ in Deutschland beitragen und hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.”

Ford in Köln: OB Reker feiert traditionsreiche Verbindung mit der Stadt

Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßt den Schritt: „Dass Ford in Köln das erste vollelektrische europäische E-Auto designt und produziert, ist der Beginn eines neuen, zukunftsweisenden Kapitels in der fast 100-jährigen Geschichte, die Ford und Köln verbindet.”

Man wolle gemeinsam mit Ford die Zukunft der Mobilität gestalten. Bis Mitte des Jahres 2021 sollen deshalb 200 Ladesäulen mit 400 Ladepunkten im öffentlichen Stadtraum zur Verfügung stehen. Nach Angaben der Stadt Köln soll noch 2021 ein weiteres Maßnahmenpaket in dieser Hinsicht auf den Weg gebracht werden.

Ford-Werk in Köln: Betriebsrat befürchtet Stellenabbau

Auch die Kölner SPD ist begeistert. Der Fraktionsvorsitzende Christian Joisten: „Wunderbare Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Köln: Ford gehört zu Köln wie der Dom und Karneval und das wird jetzt auch so bleiben. Dass jetzt in die Zukunftstechnik Elektromobilität investiert wird, sichert gut bezahlte, tarifgebundene Arbeitsplätze am Standort Köln.”

Weniger euphorisch ist offenbar der Ford-Betriebsrat. In einem Brief an die Mitarbeiter vom Mittwoch (17. Februar), der der Wirtschaftswoche vorliegt, bemängelt der Betriebsrat, die Neuigkeiten des Tages hätten die Angst vor weiteren Arbeitsplatzverlusten geschürt.

Betriebsrat in Angst: Gehen Jobs bei Ford verloren?

Begründet wird die Angst damit, dass die „Fertigung von elektrischen Fahrzeugen deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt, als die von Verbrennerfahrzeugen“. Man rechne mit Veränderungen in der Personalstruktur, die alle Bereiche betreffe. Nicht nur in Köln, auch an anderen Standorten.

Erst in den vergangenen Monaten war bekannt geworden, dass durch neue Strukturen bei Ford, unter anderem bei der Zusammenarbeit mit den Zulieferern Faurecia und Magna, hunderte Jobs verloren gehen. (tw)