Folter und EinzelhaftKölnerin im Iran gefangen: Ex-Insassin schildert Knast-Horror

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Die australische Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert war zwischen 2018 und 2020 im Evin-Gefängnis in Teheran im Iran gefangen. Dort wird derzeit auch die Kölnerin Nahid Taghavi als politische Gefangene festgehalten. Das Foto wurde am 1. Dezmeber 2020 auufgenommen.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln/Teheran – 130 Tage. So lange ist die Kölnerin Nahid Taghavi (66) schon als politische Gefangene in Teheran (Iran) eingesperrt. Ihre Familie in Köln macht sich große Sorgen um die Menschenrechtsaktivistin, da sie seit ihrer Festnahme im berüchtigten Evin-Gefängnis in Einzelhaft sitzt. Wie schrecklich es dort zugeht, schildert die australische Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert. Sie war von September 2018 bis Dezember 2020 dort inhaftiert.

  • Kölnerin Nahid Taghavi seit Oktober 2020 im Iran in Haft.
  • Familie fürchtet um Gesundheit von Nahid Taghavi.
  • Ehemalige Insassin desselben Gefängnisses schildert grausame Details.

Die Kölner Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi befindet sich am Donnerstag (25. Februar) seit 130 Tagen in Einzelhaft im Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran. Ihre in Köln lebende Tochter Mariam Claren macht sich große Sorgen um die Gesundheit ihrer Mutter. Sie fordert die Bundesregierung auf, ihrer Mutter zu helfen. Bislang hat ihr der Kölner Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte (CDU), der die politische Patenschaft von Nahid Taghavi übernommen hatte, Hilfe zugesagt.

Wie Mariam Claren berichtet, durften ihre Onkel ihre Mutter im Gefängnis besuchen. „Am 129. Tag der der willkürlichen Inhaftierung meiner Mutter durften meine beiden Onkel sie am 22. Februar in der Isolationsabteilung 2A besuchen – getrennt durch eine Scheibe und in Anwesenheit der Revolutionsgarde. Sie duften eine halbe Stunde miteinander sprechen, meine Mutter sagte, dass sie sehr einsam sei und bat um ihre Verlegung in den Frauentrakt“, schildert Mariam Claren dem EXPRESS.

In den nächsten Wochen soll ihre Mutter vor Gericht stehen. „Wir wissen immer noch nicht, was ihr vorgeworfen wird und sie hat immer noch keinen Zugang zu einem unabhängigen Anwalt.“

Kölnerin Nahid Taghavi seit 130 Tagen in Einzelhaft in iranischem Gefängnis

Die Tochter aus Köln hatte auch Kontakt zu der australischen Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert, die im September 2018 im Iran wegen angeblicher Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war. Im Gegenzug zur Freilassung von drei Iranern, die im Ausland inhaftiert waren, wurde sie aus dem Evin-Gefängnis im Dezmeber 2020 entlassen. Sie hat ihre gesamte Zeit dort in Einzelhaft verbracht und schildert, was sie dort erlebt hat.

Die ehemalige Insassin sagt: „Als jemand, der fast zwei Jahre meines Lebens in der Isolationsabteilung 2A der Revolutionsgarden im Evin-Gefängnis verbracht hat und die psychische Folter einer längeren Einzelhaft kennt, fordere ich die Revolutionsgarden und die iranische Justiz auf, Nahid Taghavi in den Frauentrakt des Evin Gefängnis zu entlassen. Frau Taghavi hat mehr als vier Monate in dieser äußerst restriktiven Abteilung verbracht, einen Großteil davon in Einzelhaft. Wir machen uns große Sorgen um ihre mentale und körperliche Gesundheit. Die Abteilung 2A dient lediglich dazu, Gefangene im Verhör zu brechen und ist nicht für einen längeren Aufenthalt konzipiert.“

Gefängnis im Iran: Ehemalige Insassin schildert Alltag in Einzelhaft

Laut Kylie Moore-Gilbert werde Frau Taghavi auch 24 Stunden am Tag von Kameras überwacht, „auch wenn sie auf die Toilette geht“. Sie sagt weiter: „Sie hat jedes Mal, wenn sie ihre Zelle verlässt, eine Maske auf und die Augen verbunden, selbst wenn sie eine Stunde am Tag an der frischen Luft nach draußen gebracht wird. Sie ist gezwungen, ohne Matratze oder Kissen auf dem Boden zu schlafen. Trotz ihres Alters muss sie auch auf dem Boden sitzen und essen.“

Die ehemalige politische Gefangene hat auch eine Forderung: „Der Zugang zu selbst minderwertiger medizinischer Versorgung des Evin-Gefängniskrankenhauses liegt im Ermessen der Vernehmer. Die medizinische Behandlung wird von den Vernehmern als ‚Belohnung‘ für die Zusammenarbeit instrumentalisiert. Wenn die iranische Regierung weiterhin darauf besteht, diese unschuldige Frau als Geisel zu nehmen, sollte sie zumindest auf Evins öffentliche Station geschickt werden, wo sie unter weniger restriktiven und unmenschlichen Bedingungen leben darf.“