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Tag gegen HomophobieDaniel Schuhmacher und YouTuber reden in Köln über ihr Outing

Love Simon

YouTuber Patjabbers und Sänger Daniel Schuhmacher (r.) bei der Kino-Preview von „Love, Simon” (offizieller Kinostart in Deutschland: 28. Juni) im Filmpalast in Köln.

von Julia Bauer (jba)

Köln – „Ich glaube, dieser Film wird im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten“, sagt Ina Wolf vom Kölner Verein anyway. Die Rede ist von „Love, Simon“ – einer teuren US-amerikanischen Kinoproduktion (Start in Deutschland ist der 28. Juni).

Das Ungewöhnliche daran: Anders als man es von Hollywood kennt, geht es in diesem Film nicht um eine romantische Lovestory zwischen Mann und Frau, sondern um Simon, einen Jungen, der noch zur Highschool geht, und der ein Geheimnis mit sich herumträgt: Er ist schwul.

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Alles zum Thema LGBTQI+

Talk mit prominenten Gästen im Filmpalast

Am Montag (14. Mai) hatten einige ausgewählte Zuschauer die Ehre, den Film vorm offiziellen Kinostart zu sehen.

Die Kino-Preview zu „Love, Simon“ wurde von Deutschlands größter Initiative zur Unterstützung der LGTBI-Community, „ENOUGH is ENOUGH! OPEN YOUR MOUTH!“, im Rahmen der IDAHOT-Woche (Anmerkung d. Red.: IDAHOT = Internationaler Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie) präsentiert.

Im Kölner Filmpalast am Hohenzollernring gab es im Anschluss noch einen Talk mit verschiedenen Gästen, darunter mit dem Sänger und DSDS-Sieger von 2009, Daniel Schuhmacher (31), und dem YouTuber Patjabbers (28).

Doch zunächst zurück zu Ina Wolf. Warum ist sie der Meinung, der Film könnte Leben retten? „Die Selbsttötungsabsichten und auch die Selbstmordrate ist unter LGBTQ [Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Anm. d. Redaktion] Jugendlichen sieben Mal höher als unter dem gleichen heterosexuellen jungen Bevölkerungsdurchschnitt.”

Wolf betont weiter: „Die jungen Leute brauchen Vorbilder, die brauchen solche Filme, auch wenn sie auch die harten Seiten zeigen.“

Outing in der Schule und Familie

Der US-Streifen thematisiert vor allem die Probleme, denen homosexuelle Jugendliche in der Schule ausgesetzt sind sowie das Outing innerhalb der Familie.

Im Fall vom Simon sind es glücklicherweise wundervolle Eltern, die ihrem Sohn immer wieder sagen, dass sie ihn lieben, ganz egal ob er auf Frauen oder Männer steht.

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YouTuber Pat outete sich im Netz

Patjabbers, so der YouTube-Name von Pat (28) aus Hannover, hat sich bereits mit 15 Jahren geoutet. Seine Homosexualität habe er nie versteckt, auch nicht in der Schule. Probleme hatte er trotzdem.

Beschimpfungen wie „Schwuchtel“ oder „fette schwule Sau“ waren Alltag, genauso wie Schläge von seinen Mitschülern. Ähnliche Erfahrungen machte auch Daniel Schuhmacher: „Besonders beliebt war Schwulmacher“ – sehr originell.

Daniel: „Ich war damals noch nicht bereit”

Nachdem er sich geoutet hatte, sei es jedoch leichter geworden, sagt der Musiker heute. „Danach hatten die Leute keinen Angriffspunkt mehr.“

Auf die Frage, warum er sich zu seiner Zeit bei „Deutschland sucht den Superstar” nicht geoutet hatte – seine Eltern wissen von seiner Homosexualität, seit er 18 ist – sagt Daniel: „Ich war damals noch nicht bereit, ich glaube, ich hätte damit auch nicht umgehen können, mit den Reaktionen der Leute.“

„Mein Outing war eher ein Zufall”

Er komme aus einer Kleinstadt am Bodensee, sein Bruder war damals erst zwölf und hätte vielleicht darunter gelitten. „Bei uns kennt halt jeder jeden.“

Prinzipiell habe Daniel ein Outing auch nie als nötig erachtet. Dennoch kam es vor circa vier Jahren zu einem offiziellen, wenn auch nicht geplanten Outing.

„Mein öffentliches Outing war eigentlich eher ein Zufall, ich war auf 'nem Event und hatte meinen damaligen Freund dabei. Ich wurde dann von einer Redakteurin gefragt, ob ich allein da sei und ich so: »Nee, mit Partner«. Dann fragte sie: »Was macht denn die Partnerin?« Daraufhin antwortete ich: »Der ist Student« – Dann war das Thema eigentlich durch”, erzählt Daniel und lacht.

Hassmails nach Outing

Danach habe er einige Hass-Mails erhalten, dass er ein Lügner sei, weil er es erst so spät offiziell gemacht habe.

Doch mit knapp 22 Jahren, als er gerade die Castingshow gewonnen hatte, war für Daniel einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Nachvollziehbar. Schließlich sollte man ohnehin selbst entscheiden, wann man sein äußeres Coming-Out hat. Getreu dem Motto des diesjährigen Cologne Pride (dt.: Christopher Street Day in Köln): „coming out in DEINEM style”

„JA! Ich bin schwul!“

Pats öffentliches Coming-out war im Gegensatz zu Daniels „Bekenntnis” geplant. Vor circa eineinhalb Jahren hat der 28-jährige Journalist (B.A.) ein Video mit dem Titel „JA! Ich bin schwul! – Nicht noch ein Coming-out ” auf seinem Kanal veröffentlicht.

In dem knapp achtminütigen Clip spricht er offen über seine Homosexualität. Nicht unbedingt, weil es ihm selbst wichtig war. Hier ansehen: 

Pat: „Aber die Fragen waren halt immer da, es hat mich genervt, dass es immer um meine Sexualität ging und nicht um das, was ich da mache. Dann habe ich beschlossen, dieses Outing-Video zu machen."

Patjabbers gibt Jugendlichen Ratschläge

Was danach passierte, war ein Selbstläufer. Es habe eine richtige Welle auf YouTube losgetreten, sagt Pat. 

„Ganz viele junge Homosexuelle haben mich privat angeschrieben, nach Ratschlägen gefragt, erzählt, wie schwer sie es in der Schule haben, gefragt wie sie sich outen könnten, ob sie sich überhaupt outen sollen.”

Daraufhin habe der gebürtige Braunschweiger angefangen, mehr Videos zum Thema Homosexualität zu drehen, Tipps zu geben, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten würde usw. „Und ich habe tatsächlich immer Zuspruch bekommen!”, so Pat am Montag im Filmpalast.

„Bis heute kriege ich täglich Nachrichten, von teilweise 12-Jährigen.”

Anlaufstelle für homosexuelle Jugendliche in Köln

Dass in den letzten Jahren das Outing immer früher stattfindet, kann auch Falk Steinborn vom Verein anyway in Köln bestätigen. Die Einrichtung dient als Anlaufstelle für homosexuelle Jugendliche und junge Erwachsene. 

„Wir sind von 14 bis 27 Jahre für alle da. Man braucht Leute, mit denen man sprechen kann. Manchmal sind es nicht diejenigen, die einem sonst nahe stehen, mit denen man zuerst darüber sprechen möchte. Dafür gibt es das anyway, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und in Kontakt zu kommen.”

Das „Herzstück” sei ein Cafe (Kamekestraße 14, 50672 Köln). Darüber hinaus hat der Verein aber auch zahlreiche Projekte, im Bereich Musik, Kunst, leistet Refugee-Arbeit und vieles mehr.

Am 17. Mai wird der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie gefeiert.