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FC-Legende„Bulle“ Weber: So kam ich zu meinem Spitznamen

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Wolfgang Weber unterwegs am Porzer Rheinufer.

Köln – Wer sich mit Wolfgang Weber (74) in Köln-Porz trifft, braucht Zeit. Weber, der mit dem 1. FC Köln Deutscher Meister und zweimal Pokalsieger wurde und 53 Länderspiele bestritt, wird auch heute noch auf der Straße erkannt und angesprochen.

Wolfgang Weber holte den 1. FC Köln nach Porz

Freundlich, charmant und witzig reagiert er darauf und muss auch nach über 50 Jahren immer wieder die Frage beantworten: Wie war das 1966 mit dem Wembley-Tor? „Bulle“ Weber – die zeitlose Fußballlegende. Ein Mann, der immer über den Tellerrand hinausgeschaut hat und liebevoll-kritisch über Köln und seine Herzensheimat Porz spricht.

EXPRESS: Herr Weber, am 26. Juni werden Sie 75. Wie geht’s ihnen damit?

Wolfgang Weber: Nun, ich versuche, mich fitzuhalten. Ich fahre noch jeden Tag eine gute Stunde mit dem Rad – bei Wind und Wetter. Als ich neulich mal wieder Wolfgang Overath traf, meinte der: „Du siehs äver noch jut us“. Das hört man gerne. Nachmittags radle ich schon mal gerne zum Platz der Sportvereinigung Porz. Die wird übrigens am 28. Juni, zwei Tage nach meinem Geburtstag, 100 Jahre alt.

Sie und Ihr Kumpel Bernd Cullmann haben dem Verein ein besonderes Geschenk gemacht.

Ja, die erste Mannschaft des 1. FC Köln kam zu einem Freundschaftsspiel nach Porz. Über 3000 Zuschauer waren da. Die habe ich selten so enthusiastisch gesehen. Als die Porzer bei der 1:8-Niederlage den Ehrentreffer schossen, haben die gejubelt, als wären wir Meister geworden. Der FC hat sich vorbildlich präsentiert, vor allem zu den Pänz waren die Spieler total nett. Auch Antony Modeste kam extra nach Porz, obwohl er verletzt war.

Fühlen Sie sich eigentlich eher als Porzer oder als Kölner?

Gute Frage! Porz war ja bis 1975 eine eigenständige Stadt. Also ich antworte mal ganz diplomatisch: Ich fühle mich als erstes als Weltbürger. Ansonsten bin ich beides zu gleichen Teilen, Porzer und Kölner. Das gilt auch für den Fußball. Ich habe mir selbst einen Schal gebastelt, da steht auf der einen Hälfte das Wappen des SV Porz, auf der anderen sieht man den Geißbock.

Sie sind in Schlawe in Pommern geboren, kamen aber schon 1950 hierher. Mussten Sie und ihre Familie damals fliehen?

Nein, das war eine Familienzusammenführung. Meine Großeltern lebten bereits in Porz. Ich war später noch einmal in Schlawe und habe tatsächlich einiges wiedererkannt, zum Beispiel die Stelle, wo mein Opa seine Schneiderwerkstatt hatte.

Wie erleben Sie aus rechtsrheinischer Sicht die Kölner City?

Ich bin nicht oft dort. Alles, was ich brauche, kriege ich auch hier in Porz. Hier kennen mich  fast alle, und hier engagiere ich mich. Ich habe lange mit unserer Gruppe „Hinger der Bahn“ beim Karneval mitgemacht. Das waren alles Spieler, die mal bei der Sportvereinigung Porz aktiv waren. Da oben auf dem Wagen zu stehen und Kamelle runterzuwerfen – das war schon ein grandioses Erlebnis.

Wer hat Ihnen eigentlich den Beinamen „Bulle“ verpasst?

Das war Wolfgang Overath. Der war ja eher so ein filigraner Spieler. Ich will mein Licht nicht unter den Scheffel stellen, aber elegant konnte man meine Spielweise nicht wirklich nennen. Und als Vorstopper, wie das damals hieß, musste ich auch schon mal etwas rustikaler zur Sache gehen.

Wie und wo hat sich Köln in den letzten Jahren aus Ihrer Sicht verändert?

Der Verkehr hat natürlich wahnsinnig zugenommen. Köln könnte sauberer sein. Hier in Porz haben wir einen Bürgerverein, dem ich auch angehöre. An der Spitze steht der unglaublich engagierte Willi Hammes. Wir kümmern uns um das Anlegen von Grünflächen und andere Formen der Gestaltung. Ohne solche ehrenamtlichen Tätigkeiten, die es auch in anderen Stadtteilen gibt, geht es nicht.

Wenn Sie mal nicht in Sachen Fußball unterwegs sind, wohin gehen Sie dann?

Ich war schon öfter mal in der „Comedia“ in der Südstadt, zum Beispiel beim Wilfried Schmickler. Früher bin ich auch in die heutige Lanxess-Arena gegangen. Dort habe ich zum Beispiel „Queen“ gesehen. Ich bin also kulturell durchaus interessiert, aber ich mag eher die leichten Sachen.

Welchen Wunsch sollte Ihnen die Stadt zu Ihrem 75. Geburtstag erfüllen?

Dass manche Dinger früher angegangen werden und nicht erst hundert Gremien und Ausschüsse passieren müssen. Nehmen wir den Stadion-Umbau. Das ist ja auch so eine Hängepartie. Der FC will der Öffentlichkeit  Plätze zur Verfügung stellen, damit die Kinder aus Sülz und Klettenberg da auch spielen können, aber dann sind die Naturschützer dagegen. Man sollte allerdings nie vergessen: Der Mensch ist auch ein Teil der Natur. So, das ist mein Schlusswort, ein besseres gibt es nicht.