Es geht um so vielSieben Gründe, warum ein FC-Abstieg keinem Kölner egal sein kann
Köln – Kennen Sie auch diese Stimmen im Bekanntenkreis? „Der FC ist mir inzwischen gleichgültig geworden. Corona, keine Fans im Stadion. Das ist doch kein Fußball mehr.“ Zugegeben, dieser Verein ist nur selten vergnügungssteuerpflichtig, und das schon seit Jahren. Aber es gibt gute Gründe, warum ein erneuter FC-Abstieg keinem Kölner egal sein kann. Vor dem „Endspiel“ gegen Schalke am Samstag, 22. Mai, schauen wir auf die Bedeutung des Clubs für die Stadt.
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1. Der 1. FC Köln als Einnahmequelle für die Stadtkasse
Ein Abstieg würde allein schon finanziell ein Verlust für die Stadt bedeuten: Als Pächter zahlt der Verein jährlich Millionen an die Kölner Sportstätten, die städtische Betreibergesellschaft. Dem Vernehmen nach zahlt der FC als Erstligist 7,9 Millionen Euro Miete pro Jahr, als Zweitligist nur 2,1 Millionen. Ein Verlust von 5,8 Millionen Euro. Unabhängig davon steht der FC in Verhandlungen mit der Stadt, um aufgrund der Corona-Pandemie und fehlenden Einnahmen durch Zuschauer die Miete zu drücken.
2. Der FC als Tourismus-Faktor
„Schlachtenbummler“, wie sie einst genannt wurden, gibt es wegen Corona derzeit nicht. Aber: Natürlich hoffen Hoteliers wie Gastronomen, dass zur neuen Saison wieder Gäste-Fans anreisen. Von 5000 übernachten in der Regel 20 Prozent, die eine weite Anreise haben, hat Kölntourismus vor ein paar Jahren mal errechnet. Und da es nun mal mehr Bayern-Fans als Anhänger vom SV Sandhausen gibt, leiden auch die Kölner Hoteliers. Weniger Gäste, weniger Umsatz.
3. Wiederbelebung der Kölner Gastronomie
Den Wirten geht es ähnlich: Samstagsabends beim Top-Spiel in der ersten Liga ist der Kölsch-Durst erfahrungsgemäß größer als etwa sonntags, wenn die Zweitliga-Spiele angepfiffen werden. Vor allem für die von der Pandemie besonders gebeutelte Gastro wäre ein Erstligist fast schon Gold wert.
4. Die Außendarstellung Kölns
Bundesweit betrachtet, wird leider nicht nur im Karneval über Köln gelacht. Die Stadt ist „spürbar anders“ zu Städten wie Hamburg oder Berlin. Gut, die haben sich beim Bau der Elbphilharmonie und des Flughafens auch nicht mit Ruhm bekleckert, aber die Kölner Oper ist noch immer nicht fertig und wird teurer und teurer.
Und: Kennen Sie außer Köln eine andere Stadt, deren Brücken fast alle marode sind? Reden wir erst gar nicht von der geplanten Hubschrauber-Landestation auf dem Kalkberg, der dann ins Rutschen kam. Kurzum: In der Außenwirkung ist Köln auf vielen Feldern schon zweitklassig, sagte Stephan Grünewald, Leiter des Marktforschungsinstituts Rheingold, schon beim Abstieg 2018. Dann sollte doch wenigstens diesmal der FC es anders machen ...
5. Der 1. FC Köln auf den Spuren des Hamburger SV?
Machen wir uns nichts vor: Wer denkt, der FC würde im Falle eines Abstiegs sofort wieder aufsteigen, verkennt die Stärke der 2. Liga: Mit Schalke, Düsseldorf, Hamburg, Nürnberg, Hannover und eventuell auch Bremen kicken dann so viele einstige Erstligisten wie nie zuvor im Fußball-Unterhaus, aus dem sie mit aller Kraft raus wollen. Finanziell ist der FC nicht auf Rosen gebettet – dem Verein könnte ein ähnliches Schicksal drohen, wie dem Hamburger SV, der nun schon im dritten Anlauf gescheitert ist.
6. Das kölsche Selbstverständnis
Der FC ist Bundesliga-Gründungsmitglied, erster Bundesliga-Meister, insgesamt dreifacher Meister, mehrfacher Vizemeister, vierfacher Pokalsieger. So ein Club muss doch in der ersten Liga vertreten sein!
7. 1. FC Köln: „Wenn et sin muss durch et Füer“
Die meisten Fans entscheiden sich als kleines Kind, welchem Verein sie ewige Treue schwören. In einem Alter, in dem man die Folgen seiner Entscheidung noch nicht abschätzen kann. Der 1. FC Köln, das ist wie Mutter und Vater. Die kann man sich auch nicht aussuchen. Das ist Schicksal. E Leeve Lang.
Und jetzt, die Hymne: „Un mer jonn met dir, wenn et sin muss durch et Füer ...“