+++ EILMELDUNG +++ Mord am Mülheimer Hafen Nach Tod von 15-Jährigem: Polizei nimmt weiteren Kölner fest

+++ EILMELDUNG +++ Mord am Mülheimer Hafen Nach Tod von 15-Jährigem: Polizei nimmt weiteren Kölner fest

Falschparker mit Handy anzeigenHilfe, die Petz-App kommt!

Dieser VW hat die Feuerwehrzufahrt sträflich zugeparkt – abgeschleppt wird er aber nicht.

Dieser VW hat die Feuerwehrzufahrt sträflich zugeparkt – abgeschleppt wird er aber nicht.

Für alles gibt’s ’ne App. Jetzt auch zum Petzen...

Besonders „findige“ Smartphone-Nutzer können jetzt ihre Mitmenschen übers Handy anschwärzen – mit „Wegeheld“. Der Zweck der App: Parksünder anzeigen – verpetzen.

Bisher wurde sie 18.000-mal für Android-Handys heruntergeladen (fürs iPhone gibt es schon eine Testversion). Tendenz stark steigend.

Alles zum Thema App

Das liegt auch daran, dass die Bedienung sehr intuitiv funktioniert. „Jetzt geht’s ganz leicht, Verkehrssünder zu melden“, sagt Ex-Deutsche-Bahn-Manager Heinrich Strößenreuther (46) aus Berlin, der die App erfand.

Falschparker per GPS orten, ein Foto machen und die Falschparker-Kategorie (zum Beispiel „Fahrzeug in zweiter Reihe“) auswählen. Die App meldet den Verstoß dann ganz automatisch dem zuständigen Ordnungsamt – und zeigt ihn auf dem Internetpranger www.wegeheld.org sowie in der App an.

Bisher sind die Nutzer der App vor allem in Hamburg und Berlin aktiv – wo die Ordnungsämter mit Strößenreuther zusammenarbeiten. Ein bisschen Datenschutz gibt’s auch: Das Kennzeichen erfährt nur das Amt.

Und was sagen die Ordnungsämter im Rheinland zu der Petz-App? Sie sind nicht so begeistert wie ihre Kollegen in Hamburg und Berlin.

• Köln: Robert Kilp, Leiter des Kölner Ordnungsamtes, sagt zwar: „Grundsätzlich sind wir vom Gesetzgeber verpflichtet, fundierten und aussagekräftigen Hinweisen – egal, in welcher Form – nachzugehen.“

Aber Vorschläge aus der App lehnt er trotzdem kategorisch ab: „Anonyme Anzeigen zum Beispiel per App können von uns nicht bearbeitet werden, weil der Zeuge fehlt.“ Bisher habe er keine Meldungen über die App bekommen.

• Düsseldorf: Auch Michael Zimmermann, Kilps Amtskollege in der Landeshauptstadt, bebetont: „Wir werten das nicht als Anzeige, weil wir dafür die Personalien des Anzeigenstellers brauchen. Wir brauchen den als Zeugen. Sonst gibt es sowieso einen Freispruch.“

Er hat auch prinzipielle Bedenken gegen die App: „Wir fördern doch nicht von Amts wegen Denunziantentum. Und das sind oft auch nur Momentaufnahmen, hinter denen wir dann hinterherhecheln. Und die wahren Hotspots für Falschparker bleiben in der Zeit unbeachtet.“

In den letzten 14 Tagen bekam er neun Fälle über die App angezeigt. Sie wurden bearbeitet. „Aber nach Priorität“, betont Zimmermann.

• Bonn: Hier zeigt man sich offen für den „Wegeheld“. Stadtsprecherin Stefanie Zießnitz sagt: „Wir würden dem natürlich sofort nachgehen, wenn da was kommt.“ Noch gebe es aber keine Hinweise ans Ordnungsamt über die App.

Nützliche Hinweise oder Denunzierung? Klaus Voussem, Verkehrsexperte der CDU im Düsseldorfer Landtag, hält wenig von dem neuen Angebot.

„Davon fühlen sich wohl vor allem Mitmenschen angesprochen, die schon immer mal den Hilfssheriff spielen wollten“, sagt der Unionspolitiker. Wenn die Verstöße nicht sachgerecht dokumentiert würden, hätten die Ordnungsämter am Ende nur noch mehr Arbeit durch die App.“

Heinrich Strößenreuther betont, dass er kein „Knöllchen-Horst“ ist wie der Rentner, der bundesweit bekannt wurde, weil er im Landkreis Osterode im Harz Tausende Falschparker anzeigte. Darunter war auch der Pilot eines Rettungshubschraubers, der wegen eines Notfalls auf einem Bürgersteig gelandet war.

„Solche frustrierten Rentner, die petzen, mag ich auch nicht“, sagt Strößenreuther. „Es geht mir nicht ums Denunzieren, sondern in erster Linie um die Sicherheit.“ Deswegen biete die App auch keine Möglichkeit, Autofahrer ohne Parkticket zu melden. „Wir wollen dazu beitragen, Risiken zu verkleinern.“

Und dafür zieht er sämtliche Register: „Es muss auf jeden Fall ein noch größeres Drohpotenzial her.“ Seinen Mitstreitern rät er, beim Fotografieren der Fahrzeuge mit Widerstand der Halter zu rechnen. „Eine Nutzerin der App wurde von einem Falschparker vors Schienbein getreten...“