Biker-BoomFahrrad-Stadt Köln? Gefälschte Schilder in Veedeln sorgen für Verwirrung

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Diese Schilder stehen in verschiedenen Kölner Veedeln.

Köln – Zehntausende Kölner schwangen sich über Pfingsten aufs Rad, endlose Kolonnen strampelten durch Innenstadt, Grüngürtel oder an den Rheinufern entlang. Radeln ist besonders bei diesem schönen Wetter total im Trend, bei den Händlern klingeln die Kassen, der Boom am Verkehrsaufkommen wird immer größer, die Dauerzählstellen verzeichnen neue Rekorde (hier lesen Sie mehr).

Zudem gibt das Pressesamt der Stadt immer wieder neue Meldungen heraus (allein 14 Stück in April und Mai), in welchen Veedeln neue Radwege gebaut oder ausgebessert worden sind, wo Markierungen auf Fahrbahnen nun den Radverkehr besser schützen, wo das Radverkehrsnetz welche Stadtteile noch besser verbindet.

Zudem gewann Köln neulich den Zweiten Platz des Deutschen Fahrradpreises, die Fahrradstraße auf dem Friesenwall wurde in der Kategorie „Infrastruktur" aus insgesamt 39 deutschlandweiten Projekten ausgewählt.

Alles zum Thema Henriette Reker

Kein Wunder also, wenn sich Köln bei so vielen Investitionen und öffentlichem Engagement selbst den Titel „Fahrrad-Stadt" verleihen würde. Das könnte man zumindest annehmen, wenn man Schilder sieht, auf denen nun unter dem Veedel „Stadt Köln" um „Fahrrad-Stadt Köln" ergänzt wurde.

Fahrrad-Stadt Köln: ADFC übt Kritik an Infrastruktur in Altstadt

So etwa neben Stellen in Marienburg und Rodenkirchen auch an der vielbefahrenen Kreuzung Militärringstraße / Dürener Straße. Auch hier steht „Fahrrad" in der gleichen Typographie wie in der offiziellen Schriftart der Stadt Köln.

Doch klar ist bei genauem Blick: Hier wurden Aufkleber gedruckt und passend genau und mittig über die „Stadt Köln" geklebt. Frage ist: Wer macht sowas? Und warum?

EXPRESS fragte beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Köln nach. Dem Verein gehören 3600 fahrradbegeisterte Kölnerinnen und Kölner an, die sich über aktuelle Entwicklungen und Neuigkeiten auf den Kölner Straßen und Wegen ständig auf dem Laufenden halten.

„Wir waren es nicht!", versichert ADFC-Köln-Sprecher Christoph Schmidt. „Bis zur Fahrrad-Stadt Köln wäre es auch noch ein steiniger und weiter Weg. Wir haben jetzt auch Schilder entdeckt und das auch so getwittert."

Auch wenn die Stadt schon vieles für den Radverkehr in Köln getan habe, gebe es noch immer große Mankos: „Etwa die Nord-Süd-Verbindung. Das Rheinufer ist eine der zentralen Wege für den Radverkehr. Dennoch müssen sich die Radler den Weg auf vielen Abschnitten mit Touristen und Passanten teilen."

Ebenso wäre es schwierig, beispielsweise vom Schokoladen-Museum zum Hauptbahnhof zu radeln. „Da Radfahrer nicht durch den Rheinufertunnel fahren dürfen, müssen sie auf Fußgängerzonen ausweichen."

Klar ist für den ADFC Köln: „Die Stadt wird von Radfahrern überrollt. Der Anteil am Verkehrsaufkommen liegt schon bei rund 20 Prozent. Für die Radfahrer ist noch zu wenig Platz. Jetzt müsen viele weitere Dinge schnell in Angriff genommen werden. Auch wenn vieles schon gut gemacht wurde."

Wer also auch immer die Köln-Schilder gefälscht hat, er sieht die Stadt wohl auf einem guten Weg. Doch was sagt die Stadt zu dem mutwilligen Eingriff?

Das sagt die Stadt Köln zu den gefälschten Schildern

Robert Baumanns, Pressesamt: „Wird dies von Mitarbeitenden des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik bei Kontrollgängen entdeckt oder erhält die Stadt Köln Hinweise von Dritten, werden solche Aufkleber entfernt, beziehungsweise, falls nötig, durch den Bauhof das gesamte Schild ersetzt. Ausrangierte Straßenschilder werden ordnungsgemäß über die AWB entsorgt."