Exklusiv-InterviewDie große Beichte des gefallenen Kölner Gastro-Königs

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Markus Zehnpfennig gibt sein erstes Interview in seinem „neuen" Leben.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Er ist wieder zurück: Eine der schillerndsten Figuren der Kölner Gastro-Szene steht jetzt jeden Abend als Bar-Manager in „Bobby's Bar" im Klapperhof in Köln: Markus Zehnpfennig (49) spricht in seinem ersten großen Interview nach den Ereignissen von 2015 über sein Leben, seine Fehler und den Blick nach vorn.

EXPRESS: Herr Zehnpfennig, die Reporter-Frage ist abgedroschen. Aber wie geht es Ihnen heute?

Markus Zehnpfennig: Mir geht es sehr gut. Weil ich weiß, dass die Dinge jetzt wieder geordnet sind. Das ist erst einmal ein gutes Gefühl, obwohl ich weiß, dass ich jetzt liefern muss und die Leute das auch erwarten. Es ist ja immer schöner, jemanden fallen zu sehen.

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Nehmen Sie uns mal mit durch die letzten Jahre. Wie ist es Ihnen ergangen?

Ich bin abgetaucht. Auch deshalb, weil ich nicht mehr wusste, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Jetzt sind alle Gerichtsverfahren erledigt, sie sind alle eingestellt worden. Sämtliche Mitarbeiter haben nachweislich ihr Geld bekommen. In den letzten drei Monaten war ich in Thüringen und habe dort für Amazon Mitarbeiter geschult. Der Dialekt war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich habe dort in einer Männer-WG gewohnt. Das war eine gute Erfahrung.

Mit Verlaub: Sie haben einen Absturz hinter sich, wie ihn kein Zweiter hingelegt hat. Die Alkoholfahrt und die Pleite waren Stadtgespräch.

Das ist klar: Die Alkoholfahrt hätte ich niemals machen dürfen. Ein klarer Fehler, der mir unendlich leid tut. Der Bauarbeiter ist zum Glück nur leicht verletzt gewesen. Diese Fahrt bereue ich sehr.

Köln: Alle Verfahren gegen Markus Zehnpfennig eingestellt

Was haben Sie denn gedacht, als Sie von der Polizei abgehauen sind?

Da denkt man nicht, da funktioniert man. Ich hatte ja auch viel getrunken.

Haben Sie den Lappen wieder?

Ja. Und ich fahre auch.

Wie kam es dann zu der Pleite?

Das hat sehr viele Gründe. Ein Hauptgrund ist, dass es einfach zu viel wurde. Vielfach habe ich mich überreden lassen, die Objekte zu übernehmen. Irgendwann kannst du das aber nicht mehr kontrollieren. Ich bin beklaut worden ohne Ende, habe das aber nicht unter Kontrolle bekommen. Am Ende waren es 28 Läden. Das war zu viel.

So mussten Sie ganz neu anfangen: Vom Haus mit Tennisplatz hin zu einer Wohnung.

Das ist mir egal. Denn aus dem gut bürgerlichen Milieu bin ich damals auch gekommen. Ich hatte sechs Autos, uns ging es natürlich gut. Heute sage ich: Brauche ich alles nicht mehr. Das war zu viel. Ich kann mir heute Essen für die Familie leisten und mir geht es gut. Mehr brauche ich nicht.

Viele Menschen haben sich von Ihnen abgewandt. Haben Sie sich Hilfe geholt?

Hilfe habe ich von meiner Mutter erfahren. Sie ist die beste Freundin und ich bin unendlich dankbar, dass es sie gibt. Sie war auch diejenige, die zu mir gesagt hat. „Jung, jetzt gib auch mal wieder Gas.“ Eine unfassbar tolle Frau, der ich viel zu verdanken habe.

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Was würden Sie heute anders machen?

Das ist ja klar. Maximal drei Objekte betreuen und dann ist es auch gut. Denn sonst nimmt das wieder überhand und das möchte ich nicht.

Aber sie sind wieder ganz schön aktiv.

Ja, und das will ich auch. Ich möchte, dass die Bar funktioniert. Aber ich weiß auch, dass ich derjenige bin, der die Menschen überzeugen muss. Es ist für mich ein schönes Zeichen, dass alle meine ehemaligen Angestellten jetzt zu uns feiern kommen. Sie haben extra Tische reserviert. Wir schauen nicht zurück, sondern nach vorne. Ohne Groll, sondern freundschaftlich.

Wo wollen Sie in fünf Jahren sein?

Da möchte ich mit meiner Lebensgefährtin vielleicht ein kleines Grundstück haben, einen guten Job, meinen Kindern soll es gut gehen und ich möchte einen Esel haben.

Einen Esel?

Ja, die finde ich super. Sie sind bockig und störrig. Sie haben aber ein tolles Gemüt.

Was nehmen Sie aus diesem Lebensabschnitt für sich mit?

(lacht) Scheiße bauen lohnt sich nicht. Aber im Ernst: Ich gehe die Dinge jetzt ruhiger an. Ich habe gemerkt, wie ich erst hofiert wurde und dann wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wurde. Das ist in Ordnung, ich schaue nicht zurück im Groll. Aber meine Devise ist: Jetzt erst recht. Da bin ich zu sehr Boxer. Es ist einfach, nach einem Schlag nicht mehr aufzustehen. Viel schwieriger ist es aber, zurückzukommen. Daran arbeite ich jetzt Tag für Tag.

Wie zum Beispiel?

Ich arbeite an neuen Konzepten für die Bar. Vielleicht mal eine Live-Kochshow und die Rückgewinnung von alten Gästen. Dafür arbeite ich derzeit wirklich zwölf Stunden täglich. Man merkt, dass die Leute wieder auf mich zugehen. Bobby ist ein Mann, der mir den Raum lässt. Da fällt uns noch Vieles ein. Und so viel ist nicht kaputt gegangen, wenn jetzt wieder ehemalige Mitarbeiter in den Laden kommen. Das ist auch menschlich ein gutes Gefühl.