Kölner EisdielenDie Rechnung ist einfach: Darum werden die Eiskugeln immer teurer

Elisabeth (9) und Katharina (11) Cosby aus Colorado / USA genießen ihr Eis im Kölner Rheingarten.

Elisabeth (9) und Katharina (11) Cosby aus Colorado / USA genießen ihr Eis im Kölner Rheingarten.

  • Steigen die Temperaturen über 30 Grad, wird Eis zum Grundnahrungsmittel.
  • Doch die Preise für eine Kugel sind in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen – warum eigentlich?
  • Wir haben uns von Rainer Winter, Inhaber der Kölner Eismanufaktur Keiserlich, vorrechnen lassen, wie der Preis zustande kommt. Und der steht sogar auf dem Standpunkt: Eis war schon immer zu preiswert.

Köln – Selbst Menschen, die um die Jahrtausendwende geboren sind, erinnern sich an einen Preis von 60 Cent für ein Bällchen Eis. Wer aber heute in der Stadt unterwegs ist, weiß: Unter einem Euro geht so gut wie nichts mehr, 1,20 Euro sind fast schon Standard. Dass sich der Preis in den vergangenen 20 Jahren teils mehr als verdoppelt hat, lässt sich nicht nur an einer Sache festmachen.

Rainer Winter, Gründer und Inhaber der Eismanufaktur Keiserlich, meint: Das Eis war schon immer zu preiswert. „Wenn man Speiseeis mit anderen Produkten vergleicht, die aus Milch hergestellt und handwerklich verarbeitet werden, dann sind die jetzigen Eispreise völlig im Rahmen“, sagt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Für 100 Gramm Käse aus der Bedientheke werden gerne zwei bis drei Euro gezahlt, 100 Gramm Eis sollen aber dann nur 50 Cent kosten? Das macht einfach keinen Sinn“, so Winter weiter.

So spalten sich die Kosten für eine Kugel Eis auf

So spalten sich die Kosten für eine Kugel Eis auf

Die Kugel Eis kostet bei ihm 1,50 Euro, verarbeitet werden ausschließlich natürliche Rohstoffe, wenn es geht aus kleinen Familienbetrieben. Die Milch kommt aus Erftstadt, die Hörnchen aus Hamm, die Nüsse aus dem Piemont. „Natürlich kosten die Rohstoffe dort ein bisschen mehr, aber ich erhalte keine anonyme Industrieware und kann mich selbst vor Ort von der Qualität überzeugen“, sagte Winter. Durch die hohe Nachfrage gibt es mittlerweile vier Filialen – in Junkersdorf, im Agnesviertel und zwei in Sülz.

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„Dafür bezahle ich auch gern etwas mehr“

Dass die Kugel dieses Jahr 20 Cent mehr kostet als im Vorjahr, scheint die meisten nicht zu stören – so auch Isabelle. „Hier gibt es schon besondere Sorten. Und wenn ich dann weiß, wo die Zutaten herkommen, dann bezahle ich dafür auch gern ein bisschen mehr. Damit ist es auch wieder zu etwas Besonderem geworden“, sagte sie und ergänzt: „Außerdem kostet es ja fast überall so viel“.

Die magische Grenze von einem Euro pro Kugel wird in Köln offenbar nicht mehr unterschritten – mit einer Ausnahme. Bei Eis-Engeln in Nippes bekommt man die Kugel für 90 Cent. „Breda“ am Rudolfplatz nimmt 1,20 Euro, genauso wie die Eis-Institution van der Put am Südfriedhof. Die Eisdielerin in Ehrenfeld liegt mit 1,40 Euro im Mittelfeld, Schmelzpunkt in der Südstadt und Salon Schmitz an der Aachener Straße ziehen mit 1,50 Euro mit Keiserlich gleich. Die teuerste Kugel Eis gibt es bei der Gelateria Cafeteria in der Südstadt: manche Sorten kosten hier zwei Euro. Auf die Herkunft der Zutaten wird besonders geachtet.

Unterschiedliche Preise für unterschiedliche Sorten

Sowieso setzen immer mehr Eisläden auf hochwertige Zutaten und versuchen auf Zusätze zu verzichten. Beim Eisfeld aus Ehrenfeld kosten die Sorten daher unterschiedlich viel. Der „normale“ Preis pro Kugel liegt bei 1,20 Euro, Pistazie und Cheesecake kosten 30 Cent mehr. Damit wolle man nur die Sorten teurer machen, die in der Herstellung auch mehr kosten . Kundin Ida hat sich gegen Pistazie und für die Sorte Brombeere entschieden: „Ich finde es gut, dass ich hier die Wahl habe. Für mich muss es nicht immer etwas Abgedrehtes sein.“

Keiserlich-Inhaber Rainer Winter

Keiserlich-Inhaber Rainer Winter

Neben den steigenden Rohstoffpreisen ist für Rainer Winter auch die Mitarbeiterstruktur ausschlaggebend für den Preis. „Früher arbeitete häufig die ganze Familie in der Eisdiele, von der Oma bis zum Enkel. Da gab es aber keinen Mindestlohn, gearbeitet wurden oft zwölf bis 14 Stunden. Unter den Bedingungen würde heute keiner mehr freiwillig Eis verkaufen“, erklärte Winter.

Mehr Anerkennung für das Handwerk

Außerdem seien die behördlichen Auflagen und die Organisation des Ladenlokals umfangreicher geworden, sodass sie alleine nicht stemmbar sind und ausgelagert werden müssen. Auch das kostet Geld. Hinzu kommen Mietkosten, Mehrwertsteuer und sonstige Ausgaben wie die Investition in eine neue Eismaschine.

Am Ende verdient Winter an einer Kugel Eis zwölf Cent. „Wenn Speiseeis ordentlich hergestellt wird, dann werden nicht einfach irgendwelche Pülverchen zusammen gemischt – dann ist es echtes Handwerk“, sagte Winter. „Ich wünsche mir, dass dieses Handwerk mehr Anerkennung bekommt und einfach eine gewisse Wertschätzung für die Rohstoffe da ist“.

(red)