Drohung statt HilfeStadt Köln verjagt Obdachlose vom Sachsenring, doch einer hilft

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Gero Roehlen von der Heilsarmee besuchte Rina in dem Zeltlager am Sachsenring.

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Das illegale Zeltlager am Sachsenring – jetzt sollen die Obdachlosen dort weg. Die Stadt Köln verjagt die Ärmsten auch dort. Fast zwei Jahre kümmerte sich die Ordnungsbehörde nicht um die Zustände, die dort die Anwohner durch Müll und herumliegende Spritzen belasten.

Nachdem die Drogenabhängige Rina (37) die Stadt kritisierte (hier lesen Sie mehr), dass sie in Corona-Zeiten völlig vergessen wurden, tauchte nun das Ordnungsamt an dem Camp am Sachsenring auf.

Stadt Köln will räumen, die Heilsarmee bot Hilfe an

Doch es gibt Hilfe für die Menschen, die dort in den Büschen in kleinen Zelten hausen. Nicht von der Stadt, sondern der Heilsarmee. Gero Roehlen (59), Offizier bei der Heilsarmee in Köln, hatte den EXPRESS-Report vom Sachsenring gelesen. Er machte sich auf den Weg zu Rina und ihrem Freund Marc, doch weit hatte er es nicht: Das Pärchen hat sein Zelt nur etwa 200 Meter vom Territorialen Hauptquartier der Religionsgemeinschaft, das am Salierring 23 bis 27 liegt, aufgeschlagen.

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Stadt droht mit 1000 Euro Strafe bei Nichtbeachtung

Seit mehr als 150 Jahren kümmert sich die durch Spenden finanzierte Heilsarmee um Bedürftige und Menschen in Not. Auch Gero Roehlen erfuhr gleich zu Beginn: Rina und ihr Freund Marc haben Besuch vom Ordnungsamt bekommen. „Die haben uns gesagt, wir müssen bis Dienstag hier raus, sonst wird geräumt.“ Sollten sie ihr Lager nicht woanders aufschlagen, drohten Ordnungsgelder von bis zu 1000 Euro.

Gero Roelen versprach Rina und ihren Freunden, sich mit Streetworkern aus dem Erik-Wickberg-Haus in Verbindung zu setzen. Dabei handelt es sich um ein von der Heilsarmee geführtes Heim für obdachlose Männer. Und: Weil jeden Montag Essensausgabe für Bedürftige am Territorialen Hauptquartier ist, begleitete er die beiden rüber zur Zentrale.

Blumen und Nahrung für Rina von der Heilsarmee

Dort bekam das obdachlose Pärchen eine große Tüte mit von der Kölner Tafel gespendeten Lebensmitteln, Wurst, Käse und Milchprodukten überreicht. Mitarbeiterin Meggie Schneeweiß (70) hatte aber sogar noch einen vom Muttertag übrig gebliebenen Blumenstrauß für Rina übrig. Für die Obdachlose ist das alles vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch weitere Hilfe ist nun endlich in Sicht. Rina ist erleichtert: „Es ist ein schönes Gefühl zu spüren, dass wir nicht egal sind.“