Tod mit 63 in KölnWie RTL-Star „Salvatore“ den Sender-Rekord brach
Köln – Er verkörperte im Fernsehen wie kaum ein anderer das Klischee vom „Italiener an sich".
Ein bisschen Mafia, eine Portion Macho und ganz viel Charme und Herzlichkeit: Franco Campana, der legendäre Hütchenspieler „Salvatore“ von RTL. Auch sein reales Leben glich oft einem einzigen großen Spiel - voll von Zufall, Risiko, Gewinn und Verlust. Am Samstagmorgen um 7.13 Uhr endete es nach 63 Jahren auf tragische Weise.
„Salvatore“ war nur RTL-Pausenfüller, aber dann....
Rückblickend ist jener Tag im Sommer 1988 für Franco Campana wie der Gewinn eines Jackpots: Der noch junge Privatsender RTL hat noch nicht genügend Werbekunden - ein Pausenfüller muss her. Der Kölner, der bis dahin schon 18 Semester Kunst in der Südstadt studiert hat, wird von einem Freund gefragt, ob er eine Idee für ein Gewinnspiel habe. Hat er! Noch am selben Tag bekommt Campana einen Vertrag angeboten, nachdem er sich als Hütchenspieler vorgestellt hat.
Kaum zu glauben: Die Sendung „Pronto Salvatore“, in der Anrufer tippen sollen, unter welcher Nussschale die Kugel liegt, schlägt bei RTL alles bisher Dagewesene: Es wird die erste Sendung, die eine Einschaltquote von über einer Million Zuschauer erreicht.
Franco Campana kam mit 16 aus Venedig
Franco Campana, der Millionenmann. Was für eine Karriere für einen „Gastarbeiter“, der mit 16 seine Heimat in der Nähe von Venedig verlassen hat! Sein Vater war in Italien Schneider für Maßanzüge – der Sohn in Deutschland ist plötzlich der berühmteste und sympathischste Fernseh-Ganove, der immer mit Ertönen der Polizeisirene vom Bildschirm verschwinden muss.
Drei Jahre geht das gut, bis RTL genug Werbekunden hat. Dem einstigen Pausenfüller wird eine eigene Show angeboten, aber Campana will nicht. One-Man-Show ja, aber auf Teamwork habe er keine Lust, sagt er später in einem Interview.
Ein Maleratelier am Mediapark
Stattdessen sucht Campana wieder das Risiko des Künstlers. Er malt Frauenportraits und riesige Rosen. Jede von ihnen erinnere ihn an eine besondere Frau, sagt Campana, der sein Atelier unweit des Mediaparks hat. Sein Stil ist vom Manierismus geprägt, einer italienischer Form der Spät-Rennaissance, und der kommt an. Bundesweit werden seine Werke ausgestellt, doch in der breiten Öffentlichkeit gerät Franco Campana in Vergessenheit. Daran ändern auch einige Nebenrollen als Schauspieler nichts, ebenso wie ein kurzes Comeback als Hütchenspieler beim Sender tv.nrw (2004).
Ob er auch mit seinem Leben gezockt hat? Campana, der nicht verheiratet ist und keine Kinder hat, ist Diabetiker und Kettenraucher, er trinkt gerne. Freunde berichten, „Vorsorge“ sei ein Fremdwort für ihn gewesen, er habe den Weg zum Arzt immer gescheut. So offenbar auch vergangene Woche. „Er war schwer erkältet, er hätte ins Krankenhaus gemusst", sagt sein Bruder gegenüber EXPRESS. Erst vor wenigen Tagen war ihre Schwester nach langer Krankheit gestorben.
Als sich der Künstler am Wochenende nicht mehr bei einem Bekannten meldet, ruft dieser eine Polizeistreife zur Wohnung. Sofort wird der 63-Jährige ins St. Marienhospital gebracht. Franco Campana stirbt dort an Nierenversagen.
(exfo)