+++ EILMELDUNG +++ Nächster Autobahn-Unfall Reisebus mit Schulklasse verunglückt auf A44 in NRW

+++ EILMELDUNG +++ Nächster Autobahn-Unfall Reisebus mit Schulklasse verunglückt auf A44 in NRW

Die Uschi von RTL„Kölsch? Was ich da spreche, kann man nicht so bezeichnen“

25012019_AR_Antje_Lewald_002

Die Kölner Schauspielerin Antje Lewald

Köln – Wenn‘s um große Serienrollen geht, scheint sie ein Abo auf den Namen „Uschi“ zu haben. Sie war die Uschi Ewermann in der Kultserie „Die Camper“, ist jetzt die neugierige Uschi Mertens in dem noch frischen Feierabend-Spaß „Freundinnen – Jetzt erst recht“ (täglich, 17 Uhr, RTL). Dazu kommt, dass sie ein großer aber kritischer Köln-Fan ist. Viele Gründe für ein EXPRESS-Köln-Gespräch mit Antje Lewald.

EXPRESS: Ihre Rolle der blonden Uschi in der Kultserie „Die Camper“ brachte Ihre Karriere in Schwung. Wie ist es, wenn Sie heute drauf angesprochen werden?

Antje Lewald: Das ist für mich okay. Die meisten, die mich ansprechen, sind sehr höflich und entschuldigen sich drei Mal. Genervt hat es mich früher, als mein Sohn noch klein war und die Leute quer über die Straße schrien: „Uuuuuschiiii – wo ist der Willy? Wo ist dein Mann?“ Da hat sich der Kleine oft erschreckt.

Alles zum Thema RTL

Jetzt sind Sie in „Freundinnen“ wieder eine Uschi, und wieder darf über Sie gelacht werden. Sie sind übrigens die einzige Serienschauspielerin, die im TV noch Kölsch spricht…

Stopp! Das ist kein echtes Kölsch. Jeder Kölner würde mich auslachen, wenn ich das, was ich da spreche, so bezeichnen würde. Es ist ein rheinischer Slang. Wirklich echtes Kölsch, so wie es Gerd Köster spricht, kann ich nicht. Ich bin zwar in Köln geboren aber nicht Kölsch aufgewachsen.

Bedauern Sie, dass man nur noch so wenig Kölsch im Fernsehen hört?

Nur, wenn die Region explizit genannt wird. Es gibt Filme, die in Köln spielen, und ich höre da eher eine nordische, berlinische oder Ruhrpott Färbung in der Sprache. Das finde ich dann häufig irritierend. Und übrigens wurde auch bei Millowitsch kein echtes Kölsch gesprochen.

Sie sind heute – einem trüben Tag mit trüben Aussichten – vom Belgischen Viertel ins Savoy Hotel am Bahnhof geradelt. Fahren Sie gern Rad in Köln?

Ich bin hier fast nur mit dem Rad unterwegs und finde die Fahrrad-Situation in Köln nicht so schlecht. Es gibt viele Radwege, und es wird viel gemacht. Klar gibt es Luft nach oben, aber Köln ist nun mal eng, das kann man nicht auseinandersprengen. Manche Verkehrs-Situation ist dem Grundriss der Stadt geschuldet.

Was mögen Sie noch an Köln?

Köln hat ein tolles, sehr großstädtisches Kulturangebot. Es gibt viele Möglichkeiten, Impulse zu bekommen, sich Dinge anzuschauen, in Diskussionen zu gehen. Ich bin gern im Depot in Mülheim, dem Ort für unser Theater. Ich schätze, was Intendant Stefan Bachmann auf die Beine gestellt hat, denn die Bedingungen für Schauspiel sind in dem Gebäude unglaublich schwierig. Ich finde dort auch das Café und den Garten superschön. Und ich liebe das Ostasiatische Museum mit seinem Café, eine Oase in Köln.

Und was mögen Sie, wenn es nicht um Kultur geht?

Die Cafés - vor allem das wieder eröffnete Hallmackenreuther am Brüsseler Platz, das Bauturm-Café und Salon Schmitz an der Aachener und das Café Franck in Neuehrenfeld. Und natürlich schätze ich die Brauhauskultur. Ich trinke fast jedes Kölsch gern – nur eine Sorte ist für mich gruselig.

Wenn Sie was zu sagen hätten - was würden Sie in Köln unbedingt ändern wollen?

Die Städtebaupolitik – was hier geplant, gebaut und dann nicht fertig wird, finde ich unglaublich! Was hier ein Geld versenkt wird! Und was an Neubauten hingesetzt wird, ist meist auch eine Zumutung. Zum Beispiel der neue Friesenplatz. Ich habe wirklich mal gedacht, dass da ein Ort geschaffen wird, an dem man mal durchatmen kann. Aber jetzt entsteht da wieder ein Klotz und kommen noch mehr neue Büros. Ich wäre für tiefgreifende Massnahmen gegen die Gentrifizierung…

…also die Lebensveränderungen in angesagten Veedeln durch den Zuzug reicher Mieter.

Ich fürchte leider, dass es da schon zu spät ist. In meiner Straße im Belgischen Viertel haben bis vor einigen Jahren noch wunderschöne italienische Straßenfeste stattgefunden. Da wohnt jetzt kein einziger Italiener mehr, die Häuser sind aufgekauft, kaputtsaniert und teuer weiter verkauft worden.

Sie haben vorhin die Kölner Theaterszene gelobt. Köln diskutiert gerade die Absage des frisch gewählten Intendanten, Carl Philip von Maldeghem. Wie sehen Sie das Spektakel?

Die Wahl Maldegehms war ein Rückschritt, ein Akt des Glattbügelns der Theaterkultur. Jetzt hat die Stadt die Möglichkeit, sich einen Intendanten, eine Intendantin ins Boot zu holen, der/die überraschen, mutig und politisch sind, einfach die, die etwas wagen und unbequem sind. Eine Frau würde Köln gut tun - und da waren ja einige Interessante im Gespräch, wie Karin Henkel und Jette Steckel.

Wie sind Sie eigentlich zur Schauspielerei gekommen?

Ich war 13 oder 14, als ich im Schauspielhaus den großen Hans Christian Rudolph erlebt habe und bin vollkommen ausgeflippt. Ich habe gedacht: „Da will ich auch hin.“ Ich hatte die Vision, dass es da eine Gruppe von Menschen gibt, die alle an einem Strang ziehen und was gemeinsam erarbeiten. Und so ist es ja auch gekommen, ich habe in wunderschönen Ensembles mitgewirkt.

Fernseh-Popularität spielte für Sie keine Rolle?

Ich bin zu einer Zeit angetreten, als das Fernsehen noch keine Priorität hatte. Als dann die „Lindenstraße“ startete, in der ich später auch sechs Folgen dabei war, haben wir Theaterleute noch gedacht: „Was soll denn das?“ Wir haben uns nicht vorstellen können, irgendwann mal dabei zu sein.

Sie waren einige Jahre im Millowitsch-Ensemble. Macht es Sie betroffen, dass es das Theater nicht mehr gibt?

Nein. Das war eine Ära, in der dieses Theater wichtig war und seine Zuschauer hatte. Theater bedeutet Loslassen, Abschied nehmen und weiter zu neuen Ufern. Theater ist vergänglich, wie alles andere auch.

Haben Sie jemals bedauert, den Beruf gewählt zu haben?

Nein. Ich liebe ihn, weil er so facettenreich ist. Ich unterrichte, habe gecoacht, habe das wunderbare Hörspiel „Pension Börning - Nicht ganz drei Tage“ mit Fritz Eckenga gemacht, kann drehen, Theater spielen, habe selber ein Programm mit einer Kollegin. Das ist so irrsinnig breit gefächert. Manchmal leide ich allerdings darunter, dass wir nicht immer adäquat bezahlt werden. Schauspieler sind wahnsinnig oft das letzte Glied in der Nahrungskette.

Zur Person: Das ist Antje Lewald

Antje Lewald, Jahrgang 1960, lebt in Köln. Ihre Stationen (Auswahl): 1981 – 1983: Schauspielschule von Inge Bongers in Berlin, Engagements an deutschen Theatern u.a. Stadttheater  Heilbronn, Städtische Bühnen Nürnberg. Zahlreiche TV-Rollen u.a. 1997 bis 2006: „Die Camper“, 2009: „Lindenstraße“, seit 2013:  „Der Lehrer“, 2018: „Pastewka“, „Wir sind doch Schwestern“. Seit 2018: „Freundinnen – Jetzt erst recht“. Ihr aktuelles Stück: „Willkommen bei den Hartmanns“.