Der Cowboy von KölnTod vor 66 Jahren: Was an seinem Grab geschah, vergisst Köln nie
Köln – Am Sonntag, dem 25. Januar 2020, jährt sich ein Kölner Ereignis, das bis heute seinesgleichen sucht.
Am 25. Januar 1954, einem Montag, schritten trauernde Cowboys und Indianer in Würde schweigend über den Friedhof Melaten. Um einen Held zu beerdigen, oder sollte man sagen: um ihr Idol in die ewigen Jagdgründe zu verabschieden.
Billy Jenkins alias Erich Rosenthal: Er kam aus Magdeburg
Auf dem Grabstein ist der Name des Toten kaum noch zu lesen: Billy Jenkins – das war der Künstlername des in Magdeburg geborenen Erich Rosenthal, der seine letzten fünf Lebensjahre in Köln verbrachte.
Als Autor und Titelheld der Romanreihe „Billy Jenkins" begeisterten seine Abenteuer die damalige Jugend. Und als Kunstreiter, Lassowerfer und Greifvogeldompteur zog er das Publikum in Deutschlands Zirkuszelten und Varietés in seinen Bann.
Billy Jenkins: Bizarre Szenen auf dem Friedhof Melaten
Nun war Billy tot. Und Hunderte Fans huldigten ihm auf dem Friedhof Melaten in Wildwest-Manier. Legendäre Fotos zeigen, wie Cowboys und Sheriffs mit ihren Colts Salutschüsse am Grab abgeben. Die Indianer trugen Friedenspfeifen mit sich. Auf Billys Sarg lag ein Cowboyhut. Ins Grab legten die Trauernden Beigaben wie Ohrengehänge und Armreifen.
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Billy Jenkins: 1949 zog er von Berlin nach Köln
Jenkins, der alternde Held, war an seinem Lebensabend nach Köln gekommen. Seit einer schweren Brustverletzung, die er sich 1940 bei einem Feuer in einem Zug zugezogen hatte, trug er ein Stahlkorsett. 1949 zog der Wildwest-Mann von Berlin, wo er in Reinickendorf gelebt hatte, nach Köln. Der Nippeser Hobbyhistoriker Reinhold Kruse zu EXPRESS: „Er lebte in einem Wohnwagen, der im Westernstil eingerichtet war.“
Billys Jenkins und der Rosenmontagszug
Müngersdorf, Poller Wiesen, die Eifelstraße, der Beuelsweg in Nippes: Das waren die Wohnorte von Billy Jenkins in seinen Kölner Jahren. Reinhold Kruse ist auf einen Brief von Billy Jenkins an die „Kölner Rundschau“ gestoßen, in dem er im Februar 1950 mitteilt, er werde mit seinen „Longericher Indianerfreunden“ im Zoch mitgehen, außerdem werde er 10.000 seiner Romane kostenlos verteilen. Er schreibe dies aus seinem Winterwigwam in Müngersdorf.
Billy Jenkins auf dem Kölner Oktoberfest
Ein Jahr zuvor war er, wie aus einem Bericht der „Westdeutschen Zeitung“ hervorgeht, auf dem Kölner Oktoberfest aufgetreten. Kruse: „Ich war überrascht, dass es schon damals ein Kölner Oktoberfest gab. Der Festplatz lag demnach am Grüngürtel an der Venloer Straße.“ Jenkins wurde als Wildwestgeschichtenheld und Adlerdompteur angekündigt. Er war ein Spektakel, über seinen Tod hinaus. Sein einzigartiges Begräbnis bleibt unvergessen.