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Das sind die wahren StrippenzieherTV-Knaller zeigt größten Klüngel-Skandal von Köln

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Adel vernichtet. In Köln ein beträchtliches Vermögen. Das wird Freiherr Alfred von Hoppenheim (Ernst Stötzner) in der TV-Satire „Der König von Köln“ langsam klar.

von Chris Merting (mert)

Köln – Das Erste rollt am Mittwoch den Kölner Klüngel mit einem Themenabend auf. Auftakt macht um 20.15 Uhr die TV-Satire „Der König von Köln“. Autor Ralf Husmann („Stromberg“) zeigt fiktiv, wie das Geflecht aus Gefälligkeiten und Wegschauen in Köln funktioniert – es läuft wie geschmiert.

Lesen Sie hier: „Der König von Köln“: Was im Film über den kölschen Klüngel verschwiegen wird

TV-Satire: „Der König von Köln” um 20.15 Uhr in der ARD

„Die nachfolgenden Geschehnisse sind frei erfunden“, heißt es zu Beginn es Films. Die zuständige WDR-Redakteurin Nina Klamroth sagt: „In Wahrheit war alles noch viel schlimmer …“ Die ARD-Produktion macht keinen Hehl daraus, auf welche realen Klüngel-Skandale sie anspielt:

Im Zentrum der Satire steht die Figur Josef Asch – ein veritabler Kotzbrocken, gespielt von Rainer Bock. In der Stadt läuft praktisch nichts ohne den „Polier“, schon gar kein größeres Bauprojekt.

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Kölns größter Klüngel-Skandal: Strippenzieher Josef Esch

Tauscht man nur einen Buchstaben aus, dann ist man in der Wirklichkeit: bei dem Bauunternehmer Josef Esch. In der Doku „Der Milliarden-Maurer vom Rhein“, 21.45 Uhr, geht es am Themenabend um die Rolle von Josef Esch.

Geboren 1956 in Troisdorf, legte Esch eine erstaunliche Karriere hin. Nach einer Lehre als Maurer wurde Esch jüngster Polier Deutschlands. Im kleinen Bauunternehmen der Familie kümmerte er sich dann um die Finanzierung.

Kölns größter Klüngel-Skandal: Stadtdirektor mischte mit

Und Esch kümmerte sich um Politiker: Mit Lothar Ruschmeier, Anfang der 80er Jahre Fraktionsvorsitzender der SPD in Troisdorf, organisierte der Polier Esch kommunale Immobilienprojekte. Auch Ruschmeier sollte Karriere machen. Der Politiker aus der Provinz ging als Sozial- und Jugenddezernent nach Köln, wo er 1989 schließlich Oberstadtdirektor, also der mächtige Chef der Kölner Stadtverwaltung wurde.

Esch, dem eher grobschlächtigen Mann vom Bau, gelang in den 90er Jahren der Aufstieg in die feinen Kreise der Kölner Gesellschaft. Und zwar durch die adeligen Inhaber der großen Kölner Privatbank Salomon Oppenheim. Mit den Grafen und Baronen aus dem Hause Oppenheim (in der Satire etwa Bankier Freiherr Alfred von Hoppenheim) entwickelte Esch millionenschwere Immobilien-Fonds.

Kölns größter Klüngel-Skandal: Messe-Deal, RTL und Köln-Arena

Einige Projekte des Oppenheim-Esch-Fonds brachten es zu trauriger Bekanntheit:

Etwa die Fernsehstudios in Köln-Ossendorf und Hürth. Politiker träumten damals von „Hollywood am Rhein“.

Noch ein Deal: Als die Stadt Köln dringend Büroräume für Mitarbeiter benötigte, fädelte Esch mit seinem alten Weggefährten aus Troisdorfer Zeit, dem Kölner Stadtdirektor Ruschmeier einen Deal ein: Den Bau der „Köln-Arena“ mit dem Deutzer Stadthaus und Parkhaus als „Mantelbebauung“.

Die Mieteinnahmen durch die Stadt sind über Jahrzehnte garantiert – allerdings gelten sie für Kritiker als völlig überteuert. Sie zahlt der Steuerzahler. Wenige Wochen nach Ende seiner Amtszeit bei der Stadt wechselte Ruschmeier 1998 in die Geschäftsführung der Oppenheim-Esch-Holding.

Und noch ein Deal: Als dem Privatsender RTL der Sitz an der Aachener Straße zu klein wurde, drohte Köln mit dem Wegzug von RTL der GAU. Eilig wurde ein Deal eingetütet: RTL zieht in die Nordhallen der Kölner Messe. Die Messe bekam neue Hallen. Der Auftrag zum Bau wurde ohne öffentliche Ausschreibung an Esch vergeben. Diesmal vergab die Köln-Bonner Sparkasse Mietgarantien an den Fonds.

Aufgrund der hohen Mieten machte die Kölnmesse im Jahr 2010 einen Rekord-Verlust in Höhe von 34 Millionen Euro.

Kölns größter Klüngel-Skandal: Schmiergelder sind geflossen

Später kam heraus, dass der Oppenheim-Esch-Fonds Schmiergelder an Mitarbeiter der Sparkasse gezahlt hatte. Ende 2009 verdonnerte der Europäische Gerichtshof die Stadt Köln zur Rückabwicklung des Messe-Deals.

Die Kölner Politiker ließen sich größtenteils widerstandslos über den Tisch ziehen. Oder sie klüngelten mit. In der TV-Satire sagt einer dazu: „Politik heißt, alles so lange im Ungefähren zu halten, bis es nicht mehr zu ändern ist.“

Die Renditen bei den Fonds auf Kosten der Steuerzahler waren erstklassig. Und so stand der deutsche Geldadel Schlange, um bei Esch und Oppenheim mitzumachen.

2001 wandte sich die superreiche Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz (im Film Valerie Dickeschanz, gespielt von Judith Engel) an die Bank Oppenheim, um mit einem Kredit über 120 Millionen Euro ihre Beteiligung am Unternehmen Karstadt/Quelle (später Arcandor) zu erweitern. Esch wurde ihr Berater in allen Lebenslagen.

Kölns größter Klüngel-Skandal: Quelle-Erbin vertraute Esch

Auf Anraten von Esch holte Madeleine Schickedanz den Super-Manager Thomas Middelhoff (im Film Thomas Middeldorf) ins Unternehmen, der an mehreren Esch-Fonds beteiligt war. Bei Arcandor setzte Oppenheim-Esch auch durch, dass die Warenhäuser einige ihrer Immobilien verkauften, durch Esch sanieren ließen und sie zu völlig überzogenen Kursen zurückmieteten. Das war einer der Hauptgründe für die Pleite des Konzerns – einer der größten Wirtschaftsskandale der Nachkriegszeit.

Kölns größter Klüngel-Skandal: Gerichte haben viel zu tun

Das Oppenheim-Esch-Gebaren endete für den Polier und die Banker vor Gericht. Esch wurde wegen Steuerhinterziehung und unerlaubten Betreibens von Bankgeschäften, seine adeligen Geschäftspartner wegen schwerer Untreue verurteilt. Für die traditionsreiche Privatbank Sal. Oppenheim endete das Abenteuer mit dem Untergang.

Super-Manager Thomas Middelhoff wurde wegen Untreue verurteilt, im Gerichtssaal verhaftet und ist inzwischen insolvent.

Im Mai 2012 verklagte Schickedanz die Bank Oppenheim auf Schadenersatz in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Im Dezember 2016 ließ sie das Verfahren nach einer außergerichtlichen Einigung für erledigt erklären.