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Das Geschäft mit Vater RheinVor 750 Jahren: So wurde die Kölner „City-Maut“ erfunden

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Die Schiffbrücke mit Blick nach Riehl ging am 18. Mai 1888 in Betrieb.

von Volker Reinert (rein)

Köln – Wer heute an die Mülheimer Brücke denkt, bekommt direkt schon Schweißperlen auf die Stirn: lange Staus, Dauer-Baustelle, marode und sanierungsbedürftig.

Von der Schäl Sick rüber auf die Domseite und umgekehrt: Für die Kölner war das sogar mal ein lukratives Geschäft. Durch Kölns ersten Rheinübergang war auch Kölns „erste City-Maut" geboren.

Köln-Mülheimer Rheinübergang und seine lange Geschichte

2018 jährte sich der erste Kölner Rheinübergang bereits zum 750. Mal. Der erste datierte Übergang fand im Jahr 1268 statt, also schon vor 752 Jahren. Graf Adolf V. von Berg übertrug zu dieser Zeit das Recht an die Abtei Altenberg, Personen und Waren gegen Bares über den Fluss zu bringen. Das Kloster betrieb die Rheinfähre 400 Jahre lang.

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1700 war dann aber Schluss für das Kloster Altenberg. Der Kurfürst der Grafschaft Berg Jan Wellem wollte die Fähre zurück im Besitz des Herzogtums. Dafür blätterte er auch jährlich hohe Ablösesummen hin. Vom 13. Februar 1700 bis ins Jahr 1844 war der Brückenbetrieb somit wieder zurück im Besitz der Grafschaft Berg.

Neu angelegt wurde zu dieser Zeit die sogenannte Gierponte. Damit ist ein Fährboot gemeint, welches durch ein Seil mit einem Ankerboot – das stromaufwärts lag – verbunden war.

Die Mülheimer Brücke im 19. Jahrhundert

Ab 1868 kam der Fährbetrieb in die Hände der Stadt Mülheim. Schon vier Jahre später wurde die erste Drahtseilfähre eingesetzt. Allerdings nahm zu dieser Zeit auch der Waren- und Personenverkehr zu und die Drahtseilfähre reichte für eine Rheinüberquerung nicht mehr aus. Etwas Neues musste her.

Schon 1885 der nächste Clou für die Stadt Mülheim: Der Kauf einer gebrauchten Schiffbrücke aus Mainz für 45.000 Mark. Doch die Brücke passte nicht direkt auf Anhieb. Somit musste der Rheinlauf an der dortigen Übergangsstelle verbreitet werden. Gesamtkosten: 175.000 Mark. Für damalige Verhältnisse eine immense Summe.

Die Inbetriebnahme fand schließlich am 18. Mai 1888 statt. Damaliges Überquerungs-Brückengeld für Fußgänger: vier Pfennig. Fahrzeuge und Tiertransport wurde gesondert berechnet.

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Wollte ein Schiff den Rhein passieren, musste die Brücke schnell wieder eingefahren werden, alles per Hand. Das dauerte in etwa eine halbe Stunde und passierte bis zu 30-mal am Tag.

Doch einen Profiteur gab es. Die Gaststätte – „Mülheimer Häuschen", die direkt an der Fähre lag.

Wartezeiten konnten dort gut bei einem Gläschen Bier – im wahrsten Sinne des Wortes – überbrückt werden.

Mülheimer Brücke: Immer wieder vorkommende Brückenunfälle

Bereits am Eröffnungstag kam es zu einem Unfall an der neuen Mülheimer Brücke. Ein Schiff rammte diese. Daraufhin mussten zwei Joche ersetzt werden.

Auch 1919 passierte ein Unglück. Ein Floß der Firma Auer – das Sägewerk Auer lag etwa 500 Meter rheinauf – rammte die Brücke und richtete erhebliche Schäden an.

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Kurz nach Weihnachten 1926 dann der nächste Vorfall. Durch einen Eisgang wurden fünf Joche beschädigt. Die darauf noch befindliche Mannschaft trieb daraufhin steuerlos rheinab. Endstation war in Merkenich – glücklicherweise ohne einen Verletzten.

Mülheimer Brücke: Eine festere Brücke musste nun her...

1914 schon dachte die Stadt Mülheim über eine neue, festere Brücke nach. Durch den ersten Weltkrieg und die darauffolgende Inflation wurde das Vorhaben aber erst einmal auf Eis gelegt. 1927 ging dann der Startschuss los zum Bau einer neuen Brücke.

Bevor es los ging musste die alte Brücke zunächst abgebaut werden. Trotzdem mussten die Menschen noch über den Rhein. So enststand die Fähre zwischen Mülheim und Riehl.

1927 fanden Bauarbeiter bei Ausschachtungsarbeiten Siedlungsreste aus römischer Zeit. Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs sind die Funde jedoch verloren gegangen.

Konrad Adenauer (1876 bis 1967), der damalige Kölner Oberbürgermeister (1917 bis 1933) und spätere erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949 bis 1963), wollte unbedingt eine Hängebrücke über den Rhein.

Sie sah zwar so aus, hatte aber zusätzliche Fahrbahnträger. Insgesamt war die Brücke 680 Meter lang. Baukosten: 10 Millionen Reichsmark.

Die feierliche Eröffnung durch Adenauer erfolgte am 31. Oktober 1929. So sagte der ehemalige Kölner Bürgermeister:

Am Tag der Eröffnung überflog zudem das Luftschiff LZ 127 Graf Zeppelin die neue Brücke über den Rhein während der Feierlichkeiten.

Die Mülheimer Brücke im Zweiten Weltkrieg

Am 14. Oktober 1944 wurde die Brücke durch einen Luftangriff zerstört. Der komplette Rheinschifffahrtsverkehr kam zum Erliegen.

Ein Wiederaufbau erfolgte nach Plänen von Wilhelm Riphahn (1889 bis 1963) und Fritz Leonhardt (1909 bis 1999). 1949 begannen die Arbeiten, rund zwei Jahre später wurde die Brücke an den Verkehr übergeben. Bei der feierlichen Eröffnung war es abermals Konrad Adenauer, der die Brücke einweihte – dieses Mal allerdings in seiner Funktion als Bundeskanzler.

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Der Neubau war nun erstmalig eine „echte" Hängebrücke. Kostenpunkt: 12 Millionen DM.

Mülheimer Brücke: Mehr Verkehr und Straßenbahnbau

Ab den 1970er-Jahren nahm der Straßenverkehr erheblich zu. Neue Lösungen und ein Umbau mussten her. So entstand die Straßenbahn in einem seperaten Gleiskörper.

Seit 2013 wird die unter Denkmalschutz stehende Brücke aufwendig und mit hohem Kostenaufwand nach 70 Jahren Dauerbelastung grundlegend saniert.

Sonderausstellung vom Riehler Historiker Joachim Brokmeier

Der Riehler Historiker Joachim Brokmeier zollt der langen Historie von Kölns Rheinübergang Tribut. Zwei Jahre nach dem großen Jubiläum zum 750-jährigem Bestehen findet vom 1. September bis zum 30. September eine Ausstellung mit Bildtafeln im Waagenhaus der Sozialbetriebe Köln in Riehl an der Pforte Slabystraße statt.

Die Bildtafeln können von außen betrachtet werden. Daher entfallen Öffnungszeiten.