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Autorin sammelt Corona-FälleSchicksal einer Kölnerin lässt sie nicht mehr los

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Die Autorin Barbara Siefken aus Kerpen sammelt Corona-Fälle auf einem Blog.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Stell dir vor, unsere Jungs waren in Ischgl und jetzt haben wir alle Corona“, schrieb die Cousine von Kerpenerin Barbara Siefken ihr am 9. März via Whatsapp. Aufgewühlt von der Nachricht, entschied sich die frühere Journalistin die Geschichte ihrer Cousine zu dokumentieren.

Seitdem sammelt die Autorin Corona-Geschichten auf einem Blog und will die Berichte für die Nachwelt festhalten. Dabei hat sie vor allem das Schicksal einer jungen Kölnerin bis jetzt nicht losgelassen.

Kerpen: Autorin startet Corona-Blog mit Fall ihrer Cousine

Erstmals war Siefken aber durch die Erzählung ihrer Cousine mit dem Coronavirus konfrontiert. 

Alles zum Thema Corona

„Sie war mit 16 Leuten in Ischgl, dort haben sie einen Junggesellinnenabschied gefeiert. Danach wurden 11 von 16 Teilnehmern positiv getestet. So haben sie das neuartige Virus als eine der ersten mit nach Köln gebracht“, sagt Barbara Siefken im EXPRESS-Gespräch über die Ereignisse vom März.

Dann bekam Siefken immer mehr Geschichten von Kerpenern, aber auch von Freunden und Bekannten aus ganz Deutschland zu hören und pflegte sie in ihren Blog ein.

„Ich musste keine Kinder mehr von A nach B zu fahren und hatte plötzlich viel mehr Zeit. Mir war klar: Ich muss diese Zeit jetzt dokumentieren“, so Siefken.

Corona-Erlebnisse einer Kölnerin lässt Autorin nicht mehr los

Doch ein Kölner Schicksal ist Barbara Siefken dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Die Corona-Geschichten einer jungen Kölnerin.

„Anfang des Jahres erkrankte erst ihr Freund am Coronavirus. Dann ist die Großmutter an Corona gestorben. Danach musste die Kölnerin ihre standesamtliche Hochzeit viel kleiner feiern, als eigentlich geplant. Und ihre kirchliche Trauung im September wurde dann auch noch komplett abgesagt. Doch es ging noch weiter“, erklärt Siefken bewegt.

Barbara Siefken: „Corona-Welle in so vielen Ausprägungen mitbekommen“

„Besonders dramatisch: Obwohl die Hochzeit abgesagt werden musste, konnte sie den Junggesellenabschied nicht mehr stornieren, also kam er trotzdem zu Stande. Doch die Kölner Braut wollte natürlich nicht, dass den ganzen Abend nur über die abgesagte Hochzeit gesprochen wird, diese Schilderungen sind mir sehr im Gedächtnis geblieben“, so Siefken emotional.

„Diese Frau hat die ganze Corona-Welle in so vielen verschiedenen Ausprägungen mitbekommen und sich immer wieder bei mir gemeldet“, so die Kerpenerin im Rückblick.

Erftstadt: Frau mit Corona-Beschwerden wird nicht ernstgenommen

Auch der Fall einer Frau aus Erftstadt habe sich ihr stark eingeprägt. Eine Frau aus dem medizinischen Bereich fühlte sich über Tage hinweg schlecht.

„Es ging ihr immer schlechter. Auch vom Arzt wurde sie über Tage nicht ernstgenommen, bis sie letztendlich den Krankenwagen gerufen hat. Sogar der Krankenwagenfahrer hat sie dann veräppelt und gesagt: 'Haha, sie denken wirklich sie haben Corona? Alle wollen sie jetzt Corona haben' – eine ungeheuerliche Geschichte“, so Siefken.

Denn: Im Krankenhaus habe man erst nach drei Tagen einen Corona-Test gemacht, der dann positiv ausgefallen sei. 

Kerpen: Haus für Kunst und Geschichte will Corona-Berichte verwenden

„Die Frau ist über Monate nicht mehr fit geworden. Das war so eine ganz schlimme Corona-Geschichte. Zu einer Zeit, in der es kaum Schutzkleidung gab“, sagt die Kerpenerin.

Auf ihren Blog ist mittlerweile auch das Haus für Kunst und  Geschichte in Kerpen aufmerksam geworden. Wenn die Pandemie vorbei ist, will man ihre Berichte als Dokumentation der Zeitgeschichte ausstellen.

Barbara Siefken will weiterhin Berichte veröffentlichen und Schicksale dokumentierten. „Hinter jeder Geschichte stecken Menschen und jeder Mensch sollte das Recht haben, dass seine Geschichte gehört wird“, findet Siefken.