Corona-KriseWohnungs-Segen für Kölns Mietmarkt? Weil ein Segment komplett wegbricht

5FA0E2009484806A

Auf Wohnungssuche: Maklerin und Mieterin im Gespräch.

Köln – „Super zentrale und schöne Wohnung" für 39 Euro pro Nacht, „Mitten im Herzen der Altstadt" für 44 Euro – auf dem Kölner Airbnb-Portal reihen sich hunderte wohlklingende Angebote.

Hier lesen Sie mehr: Die aktuellen Infos zur Corona-Lage in Köln 

Mit Wohnungen, die von der Otto-Normal-Bevölkerung in einer stetig wachsenden Stadt eigentlich händeringend gebraucht werden. Doch ändert die Corona-Krise jetzt alles?

Alles zum Thema Corona

In sozialen Netzwerken verbreiteten sich weltweit Nachrichten von einem ungewöhnlichen Phänomen: In vielen Touristenstädten in den USA, aber auch beispielsweise in Dublin/Irland nahm das Angebot an bezahlbaren Miewohnungen drastisch zu. Plötzlich war von Wohnungsknappheit keine große Rede mehr.

Coronavirus in Köln: Bleiben Wohnungen von Airbnb leer?

Der Anstieg des kurzerhand angebotenen Wohnraums ist offenbar auf Airbnb-Angebote zurückzuführen, die wegen der ausbleibenden Touristen nun unerwartet leer stehen. Und das für längere Zeit.

Folge: Wohnungseigentümer verdienen nichts mehr, kündigen den Vertrag mit Airbnb und setzen wieder auf die gute, alte Monatsmiete. Motto: Was man hat, das hat man.

Zudem haben Airbnb-Touristen sowie Vermieter ein Storno-Recht für Buchungen zwischen 14. März und 14. April mit kompletter Rückerstattung aller Zahlungen und Gebühren.

Auch in der Touristenhochburg Köln könnte dieser Trend einsetzen, meint Hans Jörg Depel (57) vom Kölner Mieteverein. „Das wäre ein unerwartet positiver Nebeneffekt in dieser tieftraurigen Gesamtsituation. Man schätzt, dass in Köln 7000 Wohnungen über Airbnb angeboten werden."

Kölner Mieterverein: 7000 Wohnungen von Airbnb

„Wenn nur 500 Objekte davon wieder dem regulären Wohnungsmarkt zugeführt würden, hätten 800 bis 1000 Menschen ein Dach über dem Kopf und einen festen Mietvertrag. Und bei 1000 Wohnungen rund 2000 Menschen. Das wäre zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber trotzdem schön!”

Der Immobilieneigentümer, so Depel, würde seine Wohnung wie eine Aktie sehen: „Mit tageweiser Vemietung verdient er vielleicht 1200 Euro im Monat. Jetzt aber gar nichts. Also setzt er vielleicht auf den regulären Mietmarkt, wo er noch 600 Euro bekommt."

Generell bringe Corona den Kölner Mietmarkt in arge Bedrängnis: Wohnungsbegehungen mit Massen an Mietinteressenten seien erst einmal Geschichte, auch Umzüge würden sich viele dreimal überlegen. Eigentümer kriegen Probleme, wenn Mieter ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen.

Kölner IW-Experte: So wird die Immobilienbranche leiden

Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, sagt auf EXPRESS-Anfrage zum Thema Wohnungseigentum: „Die Unsicherheit derzeit ist groß, gerade auch mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Krise. Dies wird gerade auch die Nachfrage privater Käufer bremsen. Entsprechend rechne ich mit einer Stagnation der Preise, vieleicht sogar Preisrückgängen."

Und der Experte schätzt: „Der Neubau wird sich verlangsamen, weil an den Baustellen Arbeitnehmer fehlen und einige Investoren mit großer Liquidität nur auf den Moment warten, wieder in den Markt einzusteigen."