Corona-KriseKölner Wirte können es nicht fassen: Das Kölsch wird schlecht

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Udo Wermelskirchen vom Gasthaus Wermelskirchen aus Bensberg.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Eine ganze Branche ächzt. Und die Hähne bleiben leer. Werden die Kölner und Rheinländer am Ende der Corona-Krise noch ihre Lieblings-Kölschmarke in der Kneipe bekommen?

Diese Frage stellen sich zurzeit viele kleine Kölsch-Brauereien, auch die Kneipenwirte leiden wie viele andere Branchen enorm. Denn sie bleiben momentan schlicht auf ihrem Kölsch sitzen!

Thomas Molle von der „Stapelbar“ aus Ehrenfeld redet Klartext. Denn die Lage für seinen Laden ist inzwischen brenzlig. Symbolisch legt sich Mitarbeiter Patrick Schmidt auf die vielen unangestochenen Fässer.

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Molle: „Unser Kölsch ist noch bis Ende Juli haltbar. Durchhalten werden wir mit Mühe und Not noch diesen Monat. Danach wird es sehr schwer. Die Soforthilfe reicht leider nicht für eine längere Zeit.“

Schubi Zender: Man sollte an die Eckkneipen denken!

Manfred „Schubi“ Zender von der Kultkneipe „Em Hähnche“ an der Gereonskirche sitzt auf einem Bierfass vor dem Eingang.

Dem im Karneval beliebten, ausgezeichneten Gastronomen des Jahres 2017 schwant Übles, wenn nicht bald aufgemacht werden darf: „Ich vermute mal, dass nach Mai das große Sterben in der Gastronomie los geht. Bei allen Konzepten sollte man auch an die vielen Eckkneipen denken, die unsere Kölschkultur prägen. Mein Kölsch ist noch bis Juni haltbar.“

Udo Wermelskirchen vermisst die Kegelclubs

Im Gasthaus Wermelskirchen in Bensberg ist die Lage nicht anders: „Unser Glück ist, dass wir hier Eigentum haben. Aber ewig darf das nicht so weitergehen. Wir sind froh über jeden Gast, der unseren To Go-Service im Schnitzelfenster nutzt. Die Zeiten, in denen ein Kegelclub 60 Kümmerling bestellt, hab ich gerade nicht. Bis Ende Juli hält noch das Kölsch“, sagt Inhaber Udo Wermelskirchen.

Wirt Alex Haag: Wenn ich die Bilder aus dem Möbelhaus seh, kommt mir das Kotzen

Und im Vringsveedel? Da sitzt Inhaber Alex Haag von der Gaststätte Wirtz ebenfalls symbolisch auf seinem Bier. Er erkärt: „Bis Ende Juli sind meine 1000 Liter im Keller noch haltbar. Wenn ich die Bilder sehe, wie Bekannte von mir bei IKEA sind, wo hunderte Menschen anstehen, da kriege ich das Kotzen, dass WIR nicht aufmachen dürfen.“

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Aber wie lange kann er noch durchhalten? Die nachdenkliche Antwort: „Vielleicht einen Monat. Mit einem Schuldenberg, der sich gewaschen hat...“

Das Team vom Thieboldseck nahe Neumarkt hat da ähnlich skeptische Töne.

Wirtin Katarina Kayzer steht bei den gestapelten Fässern im Keller herum: „Haltbar ist das Bier noch bis Ende des Jahres. Aber durchhalten können wir so nur noch wenige Wochen...“

40 Euro im Briefkasten

In Sülz macht Wirtin Rosy Hagemeier von der Wundertüte die Solidarität der Kunden Hoffnung: „Da der Kühlkeller abgestellt ist, kann ich nicht sagen, wie lange das Bier noch haltbar ist. Das Mindesthaltbarkeitsdatum läuft in ein paar Tagen ab. Vermutlich kann ich so bis Juli durchhalten.“

Sie sagt weiter: „Ich habe gute Gäste, die mich über Veedelsretter unterstützen. Sogar einen Umschlag mit 40 Euro hatte ich im Briefkasten. Das macht Mut und Hoffnung, dass ich die Krise durchstehe.“