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Er handelt, wo andere nur redenKölner (30) wird in Corona-Krise zum Veedels-Helden

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Der 30-jährige Fardad Hooghoughi bietet im Veedel seine helfenden Hände an. 

von Thomas Werner (tw)

Köln – Die Corona-Krise zwingt Köln zu Zusammenhalt – und bringt im direkten Umfeld kleine Helden hervor, die die Situation etwas erträglicher machen. So wie Fardad Hooghoughi. Der 30-jährige Kölner mit iranischen Wurzeln hat in seinem Veedel in Merheim eine Helfergruppe auf die Beine gestellt. Und bekommt viel Liebe zurück.

Köln: Fardad Hooghoughi ist in Merheim der Anti-Corona-Held

Fardad Hooghoughi trägt einen Mundschutz und Handschuhe, als er die Klingel drückt. Dann stellt er eine Tasche mit Lebensmitteln vor die Haustür und tritt ein paar Schritte zurück. Eine ältere Frau öffnet, im Hintergrund sieht man ihren Mann. „Guten Tag, Brigitte“, sagt Hooghoughi. „Ich bringe die Einkäufe.“

Brigitte lächelt. Sie ist 77 und hat Vorerkrankungen. Ihr Mann Knut hatte gerade eine Operation. Damit gehören beide zur Corona-Risikogruppe. Sie sollen ihr Haus vorerst nach Möglichkeit nicht mehr verlassen. Aber wie kommen sie dann an Lebensmittel?

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„Wir hatten uns schon Gedanken gemacht“, erzählt Brigitte, die ihren Nachnamen lieber nicht nennen will. „Aber dann meldete sich Fardad. Wir sind ihm sehr dankbar.“

Corona in Köln: Hilfsbereitschaft ist sehr groß

In ganz Deutschland haben sich zig tausend Menschen gemeldet, die bereit sind, für andere einkaufen zu gehen, den Hund auszuführen oder auf die Kinder aufzupassen. Die Angebote stehen auf Websites wie nebenan.de. „Bleib zuhause – ich geh für dich“, heißt es dort. Ein Lehrer schreibt, er mache derzeit sowieso Homeoffice, wenn also jemand zum Beispiel Hilfe beim Hochtragen benötige oder etwas auf die Post geben müsse, dann: „Sagt Bescheid!“

Claudia Berlinger nimmt Einkaufswünsche auf und braust dann mit ihrer Vespa los. „Ich bin Alleinerziehende und weiß, wie wichtig ein Netzwerk ist, um in Krisenzeiten über die Runden zu kommen“, erzählt sie. Auch könne sie nachempfinden, dass es vielen schwer falle, um Hilfe zu bitten.

Corona in Köln: Angebot übersteigt noch die Nachfrage

Fardad Hooghoughi hat eine Helfergruppe für sein Heimatviertel Köln-Merheim auf die Beine gestellt. Weil seine Mutter eine Autoimmunkrankheit und Diabetes hat, war ihm sofort klar, was die Isolierung für Ältere und Kranke bedeutet. Und da hat er gehandelt.

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Der 30-Jährige mit iranischen Wurzeln hat nach der Hauptschule in einem Paketzentrum im Flughafen gearbeitet, dann auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht. Jetzt studiert er Jura.

Zurzeit übersteigt das Hilfsangebot oft noch die Nachfrage. „Viele schreiben, dass sie zwar noch keine Hilfe brauchen, es Ihnen aber Sicherheit und Geborgenheit gibt zu wissen, dass wir da sind“, schildert die evangelische Pfarrerin Miriam Haseleu. Einige hätten die Angebote aber auch schon angenommen. „So schaffen wir es gemeinsam durch die vor uns liegende Zeit“, hofft sie.

Corona in Köln: Reker rät zum guten alten Zettelkasten

Gut möglich, dass viele alte Menschen von den Angeboten gar nichts mitbekommen, weil sie kein Internet haben. „Man muss sie auch von Mund zu Mund propagieren, und dieser alte Zettelkasten beim Einkaufen, der nützt auch nach wie vor“, meint die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Fardad Hooghoughi hat den Vorteil, dass er die Leute in seinem Veedel kennt, er ist dort geboren. Deshalb wusste er auch, dass Brigitte und Knut womöglich Hilfe gebrauchen können. Eine schlechte Nachricht hat er an diesem Tag dann aber doch für das Ehepaar: „Das hier war leider der einzige Eintopf, den es gab!“ (tw, mit dpa)