Schüler-Aufstand gegen Kölner MinisterinSteht der Schulstart jetzt auf der Kippe?

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NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer

Köln – Wird nach Ostern wieder die Schulbank gedrückt? Geht es nach dem aktuellen Plan des Schulministeriums, so sollen die Schulen nach den Ferien wieder öffnen. Doch von Schülern und Eltern gibt es großen Protest – und eine klare Forderung!

Die Straßen Kölns sind leer, Abstand halten ist angesagt, große Menschenmasse? Ein absolutes No-Go. Wie passt das also zu dem aktuellen Plan, die Schulen und Kitas am 20. April wieder zu öffnen?

Gar nicht, finden Eltern, Schüler und Lehrer und wenden sich in einem offenen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer. Eine Öffnung der Schulen nach den Ferien bedeute, dass alleine in NRW „2.497.710 Schüler und Schülerinnen am 20. April wieder auf engem Raum zusammenkämen", heißt es darin.

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Schulstart trotz Corona: Schülern kritisieren Plan der Ministerin

Anzunehmen, dass eine Kontaktvermeidung und genug Abstand so eingehalten werden könnten sei „unrealistisch", so die Schüler. Man fordere daher, den Schul- und Prüfungsbeginn weiter zu verschieben und das Abitur, falls notwendig, ähnlich wie im Nachbarland Frankreich, abzusagen.

Während besonders viele Abiturientinnen und Abiturienten schon sehr deprimiert sind, dass wegen Corona nun die traditionellen Abifeiern, -fahrten und -streiche abgesagt sind (hier lesen Sie mehr), haben die Schulabgänger nämlich noch eine weitere Belastung zu tragen.

Anstatt sich direkt auf das Abi vorzubereiten und in Ruhe und mit relativer gesundheitlicher Sicherheit für die Prüfungen zu büffeln, sollen auch sie am 20. April wieder den regulären Unterricht aufnehmen. Um dann, nur drei Wochen später, die Prüfungen zu schreiben.

Corona-Angst: Kölner Abiturient fordert Absage der Prüfungen

Immerhin: Die sogenannten „blauen Briefe”, die Schüler gewöhnlich als Mahnung für nicht-erbrachte Leistungen bekommen, entfallen in diesem Halbjahr in ganz NRW. Schülern könnte die Versetzung so erleichtert werden.

Der offene Brief scheint daher vielen Schülern aus der Seele zu sprechen. So auch dem Kölner Abiturienten Lovis. Die Handhabung der Politiker bereite ihm große Sorgen. „Die Abschlussprüfungen dieses Jahr gehören umgehend abgesagt, mit der Möglichkeit, Prüfungen freiwillig abzulegen."

Diese Ansicht teilt auch der Kanzleramtsminister Helge Braun. Die Vorstellung, dass sich Kinder„auf dem Schulhof zu 100 Prozent nach unseren Abstandsvorschriften verhalten, ist nicht sehr realistisch". Kämen sie dann nach Hause, träfen sie vielleicht auf ihre Großeltern. „Dann können schnell Infektionsketten entstehen."

Corona-Angst in Schulen: Das sagt das Ministerium

Auf EXPRESS-Anfrage hieß es aus Düsseldorf: „Das Schulministerium hat eine Vielzahl von Zuschriften erreicht, in der Schülerinnen und Schüler ihre mitunter durchaus unterschiedlichen Positionen zum neuen Zeitplan für das Abitur und die weiteren schulischen Abschlussprüfungen darstellen. Angesichts der sich weiterhin sehr dynamisch entwickelnden Lage kommt darin auch eine nachvollziehbare Verunsicherung zum Ausdruck."

Die endgültige Entscheidung über den Schulstart soll am 15. April fallen. Nach Angabe von Schulministerin Gebauer kämen mehrere Szenarien infrage. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger" sagte die Kölner Politikerin: „Bei den Abiturienten gibt es viele Vorschläge, wie beispielsweise eine Gesamtnote ohne Abiturprüfung zu ermitteln." Die Abiturienten hätten zwei Drittel der Leistung bereits erbracht.

Coronavirus in Köln: Schule soll am 20. April wieder beginnen

Insgesamt beginnen in NRW rund 88.000 angehende Abiturientinnen und Abiturienten an Gymnasien, Gesamtschulen, Weiterbildungskollegs und Waldorfschulen sowie an den Beruflichen Gymnasien der Berufskollegs am Dienstag, 12. Mai 2020 mit den Arbeiten. Letzter Prüfungstermin in diesem Haupttermin ist Montag, der 25. Mai, wie Schulministerin Yvonne Gebauer mitteilte.

Eine von diesen 88.000 Schülern, die nun gegen die Pläne der NRW-Landesregierung symbolisch mit einem öffentlichen Brief Einspruch erhebt, ist die 18-jährige Lilly Schmidt aus Lindenthal.

Die junge Frau betont, dass die Abiprüfungen ja bereits verschoben worden seien, um die Gefahr einer Infektion zu verringern: „Wenn wir nun drei Wochen in die Schule gehen, steigt das Risiko einer Ansteckung und damit womöglich auch das Risiko, dass der gesamte Jahrgang die Prüfungen nicht mitschreiben kann, da wir uns alle in häusliche Quarantäne begeben müssen."

Zudem verliere man durch den regulären Unterricht mit Fächern, die für das Abi keine Rolle spielten, viel wertvolle Zeit, um sich parallel auf die Prüfungen vorzubereiten. Der bisherige Austausch mit den Lehrerinnen und Lehrern über das Internet habe sich bewährt.

NRW-Schulministerin Gebauer: Gesundheit hat Priorität

„Ich bin sauer", sagt Lilly Schmidt zum EXPRESS: „Auch meine ganze Jahrgangsstufe kann einfach nicht verstehen, dass nun wieder in unserem Gymnasium nach den Osterferien 1000 Schüler und viele Lehrer zusammenkommen und man so tut, als wenn Corona vorbei wäre."

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) unterstreicht: „Die Prüfungen werden selbstverständlich unter besonderer Berücksichtigung des Infektionsschutzes stattfinden. Die Gesundheit unserer Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler hat für uns oberste Priorität.“

Schulstart am 20. April: Kölner machen ihrem Ärger Luft

Viele Kölner haben wenig Verständnis für den Plan der Schulministerin. Via Facebook machen sie ihrem Ärger Luft. „Mal sehen, ob die Frau Gebauer auch die Verantwortung für jeden oder jede eventuelle an COVID-19 verstorbene Studentin oder Student übernimmt. Es muss endlich verstanden werden, dass es auch Jüngere treffen kann!“, schreibt ein wütender Facebook-Nutzer.

Auch das die Abiturprüfungen, sowie die Zentralen Abschlussprüfungen an den Realschulen weiterhin stattfinden sollen, halten viele Nutzer für falsch. So schreibt einer: „Es gibt da auch eine Gruppe mit den Zentralen Abschlussprüfungen. Die sind so unsinnig wie ein Kropf in dieser Zeit. Diese sollen auf jeden Fall ausgesetzt werden. Durchschnittsnote sollte reichen. Die Schüler fahren ja auch alle mit vollen Bussen zur Schule. Wenn schon Abi-Prüfungen, dann nur für die Schüler, die zwischen bestimmten Noten sind. Das würde auf jeden Fall alles entzerren.“

Coronavirus in den Schulen: Eltern sind besorgt

Einige Eltern gehen sogar einen Schritt weiter und wollen ihre Kinder zur Not auch trotz Schulstart weiterhin zuhause lassen. Zu groß ist die Angst vor dem Virus.

„Sollte das so sein, wird mein Sohn nicht in die Schule fahren, nicht so lange bis das vorbei ist! Ich setze meinen Sohn nicht der Gefahr aus, sich auf den Weg zur Schule oder in der Schule den Virus einzufangen“, schreibt eine besorgte Mutter.