Lockdown-Panik wächst„Werden benachteiligt“: Brandbrief der Kölner Club-Chefs

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Den DJs fehlen die Club-Bühnen. Per Livestreams wie hier DJ MyMio auf dem Dach des Pascha unterhalten sie ihre Community.

von Markus Krücken (krue)

Köln – Der Stillstand in der Partywelt. Das große Clubsterben durch die Corona-Krise wird  auch in Köln immer wahrscheinlicher.

Und die Angst der Kölner Discotheken-Betreiber vor einem weiteren Lockdown wächst mit jedem Tag, der neue steigende Infektionszahlen bringt, spürbar.

Belegt wird dies aktuell durch einen Brandbrief, den mehrere Gastronomen am Montagmorgen (24. August) aufgesetzt haben, um die Öffentlichkeit und Politik auf ihre desaströse Lage aus ihrer Sicht aufmerksam zu machen.

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„Wir müssen etwas machen“, sagt Warehouse-Gründer Yener Kisla stellvertretend. In dem emotionalen Schreiben, hinter dem Szenegrößen wie unter anderem die Betreiber des „Ding”, der „Roonburg” oder der „Essigfabrik” stehen, heißt es:

Die Realität sieht so aus: 

Es bildet sich eine sehr große Untergrund-Party-Szene aus, die sich mit dem Ende des Sommerwetters eher noch verschärfen wird. 

Gastronomen, die sich an die Auflagen halten, sind ganz klar benachteiligt und werden jeden Abend vor die Frage gestellt, ob sie diese Strategie weiterfahren, oder auch auf Einhaltung sämtlicher Regeln verzichten. Gäste verlassen fluchtartig Lokalitäten, in denen Sie am Tisch sitzen müssen und bei der ersten zuckenden Tanzbewegung zur Ordnung gerufen werden und gehen in den Laden nebenan, gegenüber, eine Straße weiter, wo tolle Partys unter keinerlei Auflagen stattfinden. 

Immer mehr geschlossene Veranstaltungen gefaked

Die Erwähnung und die Suggestion von Einzelfällen werde der Gesamtlage keinesfalls gerecht, so die Verfasser, die auch die Medien schelten. Die Lage sei wie folgt:

In sämtlichen Kölner Vierteln – eigentlich deutschlandweit – finden jeden Abend illegale Clubveranstaltungen statt. In geschlossenen Räumen. Obwohl das Durchführen von Tanzveranstaltungen verboten ist, lediglich geschlossene Veranstaltungen bis zu 150 Personen zu besonderen Anlässen sind erlaubt, öffnen nicht nur viele Clubs trotzdem heimlich, es finden auch in Bars, Kneipen und Restaurants dicht gedrängte Tanzveranstaltungen statt. Ohne jegliche Beachtung von Hygieneauflagen oder Registrierung zur Nachverfolgung. 

Auch „faken“ immer mehr Lokalitäten geschlossene Veranstaltungen zu besonderen Anlässen und rufen im Internet Ihre Gäste dazu auf, sich für eine Veranstaltung anzumelden. Die zu belegen, erfordert nur eine kurze Recherche bei Instagram, Facebook oder den Websites der Lokale in Köln. 

Polizei und Ordnungsbehörden sind vollkommen überlastet und können dagegen nichts tun. Dies ist ein bedauerlicher Fakt, den man aber einfach mal laut aussprechen muss. 

Die Macher fühlen sich öffentlich über einen Kamm geschoren und verwehren sich dagegen.

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Clubnächte im Diamonds: So sah es hier vor Corona aus.

Weiter heißt es:

Hierbei geht es nicht darum, „gegen“ die Stadt zu schreiben oder anhand von Einzelfällen, ein paar Gastronomien an die Wand zu nageln. Es geht in erster Linie darum, auf die Problematik aufmerksam zu machen und die Bevölkerung mitzunehmen. 

Man muss doch ganz klar erkennen, dass niemandem damit gedient ist, der Illegalität Vorschub zu leisten. In legalen Clubs könnte unter Hygieneauflagen eine Nachverfolgbarkeit der Gäste gewährleistet werden. Die Akzeptanz der Politik zu diesem Vorschlag fehlt leider vollkommen. 

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Am Stadtgarten war erneut viel los. Unser Foto wurde Freitagabend, 7. August 2020 gegen 23.30 Uhr aufgenommen.

Uns geht es vor allem darum: Illegale Partys und Profitsucht vieler Gastronomen tragen null zur Eindämmung der Pandemie bei und verlängern die Auflagen für die gesamte Bevölkerung uneinschätzbar lange. Der Staat sollte mit dem Hinweis auf diese Problematik nicht verschont werden, damit endlich über eine konstruktive Lösung des Problems nachgedacht wird und sich die Pandemielage durch pures Ignorieren des Problems weiter verschärft.  

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Dazu ist das Anerkennen von Fakten immens wichtig! 

Fakt ist, es wird nicht gelingen, große Teile der Bevölkerung vom „Partymachen“ abzuhalten. Also wäre es doch besser, diese Partys kontrolliert stattfinden zu lassen.

Bisher habe man davon Abstand genommen, illegale Partys zu denunzieren. Nun aber werde zum ersten Mal Videomaterial zur Verfügung gestellt. Damit solle eine Verifizierung der Problematik ermöglicht werden.