Karneval in Köln 2020?Bitter: Politiker sagt, was kein kölscher Jeck hören will

11_11Heumarkt

So wird es in diesem Jahr nicht mehr aussehen: Jecke bei der Sessionseröffnung am 11.11.2019 auf dem Heumarkt.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Es ist eine Gretchen-Frage, die das Rheinland spaltet: Soll der Karneval gefeiert werden? Und wenn ja: Wie soll das funktionieren? Vereine, Künstler, Gastronomen, Saalbetreiber – sie alle stehen vor einem Dilemma. Einen neuen Vorstoß wagt jetzt ein überzeugter Karnevalist mit einem gewichtigen Wort in Berlin.

„Ich bin derzeit mit vielen Vereinen, Verbänden und auch Künstlern im Gespräch. Das Ehrenamt wartet auf eine Entscheidung“, so Erwin Rüddel (64), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag mit Wahlkreis in Neuwied und langjähriger Karnevalist.

CDU-Politiker: Karneval im November absagen

Er sagt klipp und klar: „Die Entscheidung über eine Absage des Saalkarnevals im November muss jetzt bald getroffen werden, damit die Vereine Orientierung haben.“ Bedeutet: Eine Absage des Fastelovends und damit auch des 11.11. in Köln hält er für unumgänglich.

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Sein Argument: „Abstandsregeln in Verbindung mit Alkohol sind kaum zu meistern. Karneval im November kann aus Verantwortung für die Gesundheit nicht stattfinden. Die Länder müssen jetzt endlich Verantwortung übernehmen und absagen. Karneval darf nicht als Hotspot für Corona in die Pandemie-Geschichte eingehen. Es gilt, das rheinisches Brauchtum zu schützen und bewahren.“

Chef des Gesundheits-Ausschusses im Bundestag: Corona-Impfstoff kommt sehr bald

Rüddel macht aber auch Hoffnung: „Wenn wir den November absagen, bin ich sehr sicher, dass wir im Frühjahr feiern können.“ Denn nach seiner Einschätzung sei dann bereits ein Impfstoff auf dem Markt. „Das ist sehr realistisch.“ Dann solle man einmalig den Karneval im Frühling „nachfeiern".

Da in Köln traditionell nicht sehr viele Sitzungen im November stattfinden, beträfe eine Absage wohl zunächst eher das Umland. Dennoch: Auch hier sind Freiluft-Großveranstaltungen wie der Elfte im Elften große Publikumsmagnete.

Und da kontert Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn auf EXPRESS-Nachfrage: „Es geht nicht um Feiern um jeden Preis! Es geht darum, Konzepte zu finden, wie man einzelne Karnevalsveranstaltungen unter Beachtung aller Hygienevorgaben und Abstände und unter Nachverfolgbarkeit der Teilnehmer vielleicht möglich machen kann.“

11.11. in Köln: Festkomitee will Veranstaltungen unter Auflagen durchführen

Denn auch am Maarweg hat man die Befürchtung, dass beispielsweise rund um den 11.11. Bilder von massenweise Feiernden entstehen könnten, die das Brauchtum in ein schlechtes Licht rücken. Deshalb brauche es Veranstaltungen.

Kuckelkorn: „Wir glauben, dass dies sinnvoll ist, weil sich ungeordnete Menschenansammlungen durch ein pures Verbot nicht vermeiden lassen werden. Nur wenn es organisierte und kontrollierbare Veranstaltungen gibt, lassen sich die voraussichtlich sowieso entstehenden Menschenströme halbwegs kanalisieren.“

Und die Vereine? Präsident Hans Kölschbach von den Altstädtern ist hin- und hergerissen. „Eine jetzige Absage von den Behörden aller Veranstaltungen im November wäre für viele Vereine und Gesellschaften aus wirtschaftlichen, und möglicherweise aus haftungsrechtlichen Gründen, vielleicht wünschenswert.“

Altstädter-Präsident: Absage von Behörden würde Klarheit schaffen

Er sagt aber auch, dass dies eine Katastrophe für Wirtschaftszweige wie Hotels, Gastro und Co. wäre. „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ein Großteil der Veranstaltungen unter Auflagen vielleicht doch stattfinden kann.“

Kölschbach sagt das, was allen Beteiligten am Herzen liegt: „Die Gesundheit ist unser höchstes Gut. Das eigentlich Freude und Lebenslust versprühende Bild unseres schönen und traditionellen Kölner Karnevals darf nicht durch Leichtsinnigkeit und Gesundheitsgefährdung aufs Spiel gesetzt werden.“

Agentur-Chef Horst Müller, Platzhirsch in Sachen Veranstaltungen und Sitzungen, schaut einer eventuellen Absage realistisch ins Auge: „Am Ende müssen wir sorgsam mit den Interessen aller Beteiligten umgehen und fürsorglich handeln. Es sollte deshalb eine finanzielle Lösung für die geben, die finanziellen Schaden davon tragen. Hier ist die Politik unbedingt gefordert.“