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RheinlandJubel bei FDP und Linken in Köln – gemischte Gefühle bei CDU und SPD

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Riesenjubel bei der FDP: FDP-Fraktionschef Ralph Sterck herzt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (rechts), Reinhard Houben (Mitte) ist sicher im Bundestag.

von Chris Merting (mert)

Köln – SPD und CDU haben sich in Köln ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert — und beide mussten herbe Verluste hinnehmen. Nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Kölner Stimmen ist klar: Die SPD verliert im Vergleich zur Wahl 2013 bei den Zweitstimmen fast sieben Prozent und erreicht nur noch 23 Prozent, die CDU stürzt um 6,4 auf 26,4 Prozent ab. Jubeln können FDP, Linke und Grüne.

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Die NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und ihr Parteifreund, der Kölner Ratsherr Reinhard Houben, herzen sich im Theodor-Heuss-Saal des Rathauses, als gäbe es kein Morgen. 

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Alle Ergebnisse aus dem Rheinland: 

Alle Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen:

Köln, Bonn, Düsseldorf, Leverkusen, Oberberg, Rhein-Berg, Rhein-Erft, Rhein-Sieg, Euskirchen

FDP verdoppelt ihr Ergebnis 

Houben, der für die Kölner FDP in den Bundestag einzieht, sagt: „Ich empfinde tiefe Freude und Zufriedenheit, aber auch Demut. Vor vier Jahren standen wir hier weinend. Dass wir zurück sind, ist gut für Deutschland. Und den Kampf gegen die AfD nehmen wir auf!“ In Köln hat die FDP ihr Ergebnis auf 13,8 Prozent mehr als verdoppelt. 

Auch die Grünen können jubeln. „Wenn uns bei Öffnung der Wahllokale jemand gesagt hätte, dass wir im Bund am Ende bei mehr als neun Prozent liegen, hätten wir gelacht“, sagen die beiden Kölner Parteivorsitzenden Katja Trompeter und Frank Jablonski. 

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Grüne Freude: Manfred Wolter, Hans Schwanitz, Berivan Aymaz, Arndt Klocke und Katharina Dröge (von links).

Linke zweistellig 

„Zweistellig, zweistellig...“, hüpft Linke-Ratsfraktionschef Jörg Detjen durchs Rathaus. Er ist beseelt vom Kölner Wahlergebnis, dass die Linke gegenüber 2013 steigern konnte. 

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Entsetzen bei der SPD: Karl Lauterbach, Martin Dörmann, Elfi Scho-Antwerpes und Rolf Mützenich (von links).

SPD-Ratsfraktionschef Martin Börschel ist im Theo-Burauen-Saal des Rathauses entsetzt über das schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten im Bund, sagt aber: „Es ist erfreulich, dass die SPD mindestens zwei der vier Kölner Wahlkreise gewinnen konnte.“ Dr. Rolf Mützerich und Prof. Karl Lauterbach lagen in Köln III und Köln IV/Leverkusen vorne. 

Gespenstische Stille bei der CDU 

Zwei der vier Wahlkreise gingen dieses Mal an die CDU. Karsten Möring (31,6 Prozent) setzte sich im Wahlkreis Köln I knapp gegen Martin Dörmann (SPD, 31,0 Prozent) durch, Prof. Heribert Hirte schlug Elfi Scho-Antwerpes (SPD) im Wahlkreis Köln II.   

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Schockstarre bei der CDU: Karsten Möring, Bernd Petelkau,  Heribert Hirte und Niklas Kienitz (von rechts).

Als um 18 Uhr die Prognose über die TV-Bildschirme flimmert, herrscht aber auch bei der CDU im Consilium kein Jubel, sondern gespenstische Stille.

Den Absturz sieht Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau kritisch. „Das Ergebnis von CDU und SPD zeigt, dass die Wähler die Große Koalition nicht mehr wollten. Das Ergebnis der AfD ist eine Katastrophe für das Land.“ 

Das bestürzt alle demokratischen Politiker im Rathaus. Da hilft es nichts, dass die Wahlbeteiligung in Köln mit 75,8 Prozent höher und die AfD mit 7,2 Prozent schlechter liegt als im Bund.

Wir berichteten im News-Ticker von der Bundestagswahl im Rheinland.

Demo gegen AfD in Köln

Rund 400 Menschen haben am Abend der Bundestagswahl in Köln gegen den Einzug der AfD ins deutsche Parlament demonstriert. Nach Angaben der Polizei zog der angemeldete Protestmarsch durch die Innenstadt in Richtung Neumarkt, wo eine Abschlusskundgebung geplant war. Die Demonstration, die Teil der bundesweiten Kampagne „Nationalismus ist keine Alternative“ ist, sei zunächst friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Ursprünglich waren 300 Teilnehmer angemeldet gewesen.

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Hunderte Menschen protestierten in Köln gegen die AfD.

Starkes FDP-Ergebnis in Bonn

Die Hälfte der Stimmbezirke in Bonn ist ausgezählt: Ulrich Kelber (SPD) liegt deutlich vor Claudia Lücking-Michel (CDU) beim Kampf ums Direktmandat. Der Parteitrend ist ähnlich wie im Bund, die AfD liegt aktuell allerdings bei nur bei 8,6 Prozent. Jubelstimmung bei der FDP mit aktuell 14,5 Prozent.

Entsetzen bei Bonner CDU über AfD-Ergebnis

Christos Katzidis, Bonner CDU-Parteichef und Landtagsabgeordneter: „Das Ergebnis der AfD ist eine mittlere Katastrophe, dass sie die drittstärkste Kraft ist. Ich befürchte, dass sich der Bundestrend auch hier in Bonn auswirkt.“

Reker: Keiner kann sich freuen

Der grüne Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt, Andreas Hupke, erteilt einer Zusammenarbeit mit der FDP eine Absage: „Ein Jamaika-Bündnis wird es in Berlin nicht geben. Das kann man knicken. Am Ende läuft es wieder auf eine Große Koalition hinaus.“

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) zu den Ergebnissen, insbesondere zum Abschneiden der AfD: „Heute Abend kann sich keiner freuen.“

Jubel bei der Kölner FDP

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NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) mit FDP-Ratsherr Reinhard Houben, der als Abgeordneter in den Bundestag einzieht. 

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) jubelt im Kölner Rathaus: „Es ist ein großartiges Ergebnis für die Liberalen. Wir haben unermüdlich gekämpft.“ Ratsherr Reinhard Houben zieht in den Bundestag ein: „Ich empfinde tiefe Freude und Zufriedenheit, aber auch Demut. Vor vier Jahren standen wir hier weinend. Dass wir zurück sind, ist gut für Deutschland. Den Kampf gegen die AfD nehmen wir auf!“

Bangen bei der Kölner SPD

Alle vier Kölner SPD-Bundestagskandidaten bangen um einen Sitz in Berlin. Elfi Scho-Antwerpes, Rolf Mützenich, Martin Dörmann und Karl Lauterbach zogen sich nach dem ersten Trend im TV zurück. Im Fraktionsbüro warten sie nun auf die Kölner Zahlen. Nicht einer von ihnen ist über einen sicheren Listenplatz abgesichert.

Kölns CDU-Urgestein Richard Blömer: „Die SPD muss in die Opposition. Erstens, um sich zu konsolidieren. Und zweitens, um die Opposition im Bundestag anzuführen – ansonsten redet Gauland bei Debatten gleich nach Merkel. Eine Horrorvorstellung!“

Der Kölner CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau: „Das Ergebnis der AfD ist eine Katastrophe. Und das schlechte Abschneiden sowohl der SPD als auch der CDU zeigt, dass die Wähler keine große Koalition mehr wollen.“

Der Kölner SPD-Chef Jochen Ott erklärt: „Es war ein Wahlkampf mit viel Gegenwind.“ Mit Blick auf die Zukunft schwörte er die Genossen im Rathaus ein: „Wir Sozialdemokraten sind sturmerprobt.“

Massiver Anstieg der Briefwähler in Bonn: von 51.875 auf 67.000.

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Die Kölner CDU im „Consilium“. Vorn in der Mitte: Kölns Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau, rechts von ihm Bundestagsabgeordneter und Kandidat Karsten Möring.

Reaktionen aus Köln, Bonn und Düsseldorf

Die ersten Reaktionen aus Köln, Bonn und Düsseldorf decken sich mit der bundesweiten Stimmung. Zufriedenheit bei der CDU und Entsetzen bei der SPD. 

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Ernüchterung: Die Düsseldorfer SPD-Kandidaten Philipp Tacer (l.) und Andreas Rimkus.

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Bonns OB Ashok Sridharan (CDU).

Der Kölner SPD-Fraktionschef Martin Börschel: „Ich bin erschüttert. Das Ergebnis ist für die SPD desatrös. Für uns kann es nur bedeuten: Wir müssen in die Opposition, um uns substanziell zu erneuern.“

Wahlpanne in Düsseldorf

Zu einer Panne kam es im Düsseldorfer Wahllokal 0106 (Garath): Dort sind in der Zeit von 8 bis 11 Uhr falsche Stimmzettel ausgegeben worden. Es handelt sich laut Stadt um geschätzte 180 bis 190 Stimmzettel. Wahlrechtlich ist auf diesen Wahlzetteln die Zweitstimme gültig – und die Erststimme als ungültig zu werten. Ein Einfluss auf den Gewinn des Direktmandates im Wahlkreis 107 ist möglich, falls zwischen dem erst- und zweitplatzierten Bewerber lediglich ein Unterschied in der Größenordnung der durch den Fehler ungültigen Erststimmen besteht.

Die Wahlbeteiligung in Köln scheint im Vergleich zu 2013 zu steigen: Rund 62,79 Prozent der Kölnerinnen und Kölner haben bis 16 Uhr ihre Stimme abgegeben (2013: 57,0 Prozent). Allerdings werden da prozentual schon die Briefwähler eingerechnet. Und die Briefwahl bricht alle Rekorde: Mehr als 227.000 Briefwähler – wozu auch die rund 26.000 Direktwähler zählen – registriert die Stadt. 

Im Kölner Wahlamt kamen die Mitarbeiter am frühen Sonntagmorgen ins Rotieren: 120 der 6718 Wahlhelfer hatten sich spontan krankgemeldet, darunter fünf Schriftführer. Ersatz-Wahlhelfer mussten angerufen werden.

Stimmzettel-Engpass in Köln

Den Wahllokalen in Köln gehen die Stimmzettel aus: Wie die Stadtverwaltung um 17 Uhr dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte, haben 200 der 800 Wahllokale Nachschub angefordert. Der städtische Wahlleiter, Stadtdirektor Stephan Keller, habe daraufhin Taxis mit neuen Stimmzetteln in die betroffenen Wahllokale geschickt. Nach Angaben von Wahlhelfern mussten in einigen Wahllokalen potentielle Wähler um Geduld gebeten werden. Man habe insgesamt 680.000 Stimmzettel gedruckt, sagte Stadtsprecherin Inge Schürmann, die die Engpässe mit der hohen Wahlbeteiligung erklärte.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gab seine Stimme in seinem Wohnort Würselen bei Aachen ab. Gegen 10.00 Uhr betrat er zusammen mit seiner Ehefrau Inge das Wahllokal im Rathaus. „Ich hoffe, dass heute möglichst viele Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und eine demokratische Zukunft der Bundesrepublik Deutschland bestärken, indem sie demokratischen Parteien ihre Stimme geben“, sagte der 61-Jährige. 

(exfo)