Mieses Spiel mit Kölner LehrerLiebesbetrüger klauen Instagram-Bilder von Simon (34)

Love-Scammer haben schon häufig vom Instagram-Account ultimate.simon des Kölner Gesamtschullehrers Simon Napierala Fotos gestohlen für Fake Profile im Netz. 

Fotos und Fake-Profile hat Simon Napierala uns zur Verfügung gestellt.

Der Kölner Simon Napierala ist kein Kapitän, sondern in Wahrheit ein Lehrer, dem Fotos von seinem Instagram-Profil gestohlen wurden. Das undatierte Foto zeigt ihn vor der Silhouette des Kölner Doms.

Liebesbetrüger, sogenannte Love- oder Romance Scammer, treiben immer häufiger ihr Unwesen. Hier berichten zwei Betroffene.

von Andrea Kahlmeier (ak)

Simon Napieralas schlimmster Alptraum: Er geht in Köln durch die Fußgängerzone. Plötzlich stürmt eine Frau auf ihn zu und brüllt ihn an: „Du mieses Schwein hast gesagt, dass du mich liebst. Ich habe für dich mein Konto leer geräumt.“

Dabei hat der 34-Jährige sich gar nichts zu Schulden kommen lassen. Betrüger haben auf Instagram seine Fotos geklaut – und aus dem attraktiven Gesamtschullehrer den „Schiffskapitän James“ gemacht, das Profil auf Dating-Apps gepostet. Und das nicht nur ein Mal …

Love Scam: Das miese Spiel mit der große Liebe

Das miese Geschäft mit „Love Scams“ oder „Romance Scams“ (Liebes-Betrug) nimmt zu – gerade in der Vorweihnachtszeit finden Betrüger genug einsame Herzen, die sie um den Finger wickeln können. Wie Jana (46) aus Hamburg. Alleinerziehend, gebildet – und wie so viele auf der Suche nach dem Mann fürs Leben.

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Dann schrieb „James“ sie über die Dating-Plattform Tinder an. Groß und muskulös, dunkle Haare, braune Augen, angeblich Schiffskapitän. „Ich war blind vor Liebe“, sagt sie heute rückblickend, macht ihr Schicksal in Sendungen wie der „Drehscheibe“ öffentlich, um andere Frauen zu warnen. „Wir haben uns von morgens bis abends Nachrichten geschickt. Er weiß alles von mir.“

Ein echtes Foto des Kölners Simon  Napierala (links) und eine Fälschung.
Die Bilder und Screenshots stelle uns  Napierala zur Verfügung.

Links: Dieses echte Foto von Simon entstand vor einem Kölner Coffee-Shop mit englischem Namen. Das nutzten die Betrüger, um zu suggerieren, das Bild sei im Ausland aufgenommen – und stamme angeblich von einem gewissen „James“.Rechts: Auf dem Fake-Profilbild wandert kein James im fernen Ausland, sondern Simon an der Moselschleife.

Als der „Kapitän“ in finanziellen Schwierigkeiten steckt, seine Mannschaft – natürlich nur kurzfristig – nicht bezahlen kann, springt Jana ein. Insgesamt 20.000 Euro knöpft ihr Kapitän ihr ab, bis sie skeptisch wird, eine Rückwärts-Bildersuche startet und auf das Instagram-Profil von Simon Napierala in Köln stößt.

„Es ist nicht das erste Mal, dass meine Instagram-Bilder missbraucht wurden“, sagt der Lehrer für Deutsch und Englisch im Gespräch mit  EXPRESS. Vor vier Jahren hätten ihn Kollegen darauf aufmerksam gemacht, dass sein Konterfei bei Tinder auftauche. Vor zwei Jahren dann auf anderen Dating-Portalen. „Dabei bin ich selbst auf diesen Dating-Apps überhaupt nicht unterwegs“, sagt er.

Ihm entstehe zwar kein finanzieller Verlust, aber es könnte natürlich seiner Reputation schaden. „Als Beamter im öffentlichen Dienst habe ich eine Vorbildfunktion. Wie stehe ich denn da, wenn Schüler, Eltern oder Kollegen sehen, dass ich mich angeblich als Kapitän auf hoher See anpreise?“

Mittlerweile versuchen Betrüger auch, sich bei renommierten Dating-Apps einzukaufen. Wie z. B. bei „Elite-Partner“. Die Dating-Plattform warnt vor Love-Scammern auf ihrer Seite. Aber nicht nur das. „Um unsere Mitglieder aktiv zu schützen, überprüfen wir jedes Profil, benutzen zudem eine 2-Faktor-Authentifizierung.“ Etwa jede siebte Anmeldung werde abgelehnt, so Pressesprecherin Beatrice Bartsch. Zusätzlich habe man einen „Profil melden“-Button installiert, um unseriöse Profile zu melden.

Tinder: So geht die Plattform gegen „Love Scammer vor

Auch bei Tinder werden auffällig gemeldete Accounts entfernt und gesperrt. Aber findigen Betrügern gelingt es dennoch, über diverse Kanäle – wie etwa Messenger oder sogar SMS – Kontakte anzubahnen und das Leben ihrer Opfer zu zerstören. Manchmal geschieht dies auch durch Erpressung mit Nacktfotos der Opfer oder vertraulichen, intimen Informationen.

Die Profil-Diebe machen sich zunutze, dass viele Geschädigte aus Scham nicht zur Polizei gehen. Allerdings gibt es mittlerweile immer mehr Selbsthilfegruppen und Foren, in denen öffentlich vor Fake-Profilen gewarnt wird – und Betrogene ihre Erfahrungen schildern. Einige gekürzte Beispiele:

  • Chris Miller: „Gibt sich als Mitarbeiter der NATO aus. Redet schnell von Liebe, möchte dich persönlich treffen. Geht angeblich nur, indem man seinen Urlaub beantragt, dafür eine Gebühr bezahlt.“
  • Rayn Jorn: „Angeblich Norweger. Wir hatten mehr als 3 Jahre Kontakt. Planten nach seiner Pensionierung nach Norwegen zu gehen. Dann immer neue Geschichten, immer neue Geldforderungen. Bis heute habe ich fast 26000 Euro an ihn geschickt, wollte jetzt Geld zurück. Er: „Ich brauche den PIN und deine Bankdaten. Ich weigerte mich, seitdem ist er weg.“
  • andrew_garfield097: „Forderte Nacktfotos von mir.“
  • Dr. Thomas Toddler: „Angeblich Chirurg auf Friedensmission in Israel tätig. Plante Hochzeit, schickte einen Ring. Sollte nur den Flug zahlen, weil Israel sein Vermögen eingefroren hätte. Vorm Abflug kam immer etwas dazwischen. Barvermögen futsch – und zwei Kredite muss ich noch abzahlen.“

Wie Sie Love-Scammer erkennen und sich schützen können

Finger weg von Chatnamen mit ungewöhnlichen Zeichen (z. B. Prozentzeichen) – die Nachrichten sind oft mit Schadsoftware versehen.

Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englischsprechenden Kontakte auf deutschen Dating-Seiten Love-Scammer sind.

Scam-Frauen locken ihre Opfer oft leicht bekleidet, Männer nutzen Bilder von Uniformierten.

Scammer bezeichnen ihre neuen Partner schon bald als „Ehemann“ oder „Ehefrau“, schmieden Heiratspläne und wollen alles von ihnen wissen.

Momentan sehr gefragt ist eine Einladung nach Deutschland.

Bitten um Geld / Visum / Päckchen- oder Briefversand / gemeinsames Konto: Weigert das Opfer sich, finden Betrüger andere Wege, etwa gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen.