Behörden besorgtAngst in Köln geht um: Eigene vier Wände werden „gefährlichster Ort”

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In Kölner Familien wird es mehr Gewalt geben, glaubt der NRW-Innenminister. (Symbolbild)

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Noch posten viele Menschen lustige Videos oder Sprüche in sozialen Netzwerken über das, was da derzeit in den Familien passiert. Eltern und Kinder hocken wegen der Corona-Krise rund um die Uhr zusammen.

Aber die Anspannung wird steigen. NRW-Innenminister Herbert Reul (67, CDU) geht davon aus, dass die Zahlen der häuslichen Gewalt massiv in die Höhe schnellen werden. Gewalt gegen Frauen und Kinder – EXPRESS fragte bei Polizei und Stadt nach der gegenwärtigen Lage.

Kölner Corona-Krise: Eigene vier Wände für Frauen und Kinder gefährlich

„Die eigenen vier Wände werden für viele Frauen und Kinder in den kommenden Wochen zum gefährlichsten Ort. Wehrlos sind sie Schlägen, sexuellem Missbrauch und psychischer Gewalt ausgesetzt“, sagen Experten des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF).

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Täglich werden der Polizei im Schnitt rund vier Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet. Macht rund 1400 Taten jährlich. Aber: Die Dunkelziffer ist dabei extrem hoch. Gewalt ist für viele Frauen und Kinder Alltag. In Corona-Zeiten dürfte die Situation für die Opfer drastisch werden.

Kölner Corona-Krise: Polizei rechnet erst in drei Wochen mit Anstieg der Zahlen

Die Kölner Polizei hat in den letzten Tagen noch keinen signifikanten Anstieg der Zahlen feststellen können. „Um aber wirklich belastbare Zahlen zu haben, werden wir noch drei Wochen benötigen. Dann können wir die Situation mit dem Vormonat vergleichen und eine Aussage machen“, so Polizeisprecher Carsten Rust.


Ein Grund, warum die Zahlen möglicherweise nicht sofort steigen, erklärt Nicole Trum, Sprecherin der Stadt Köln: „Aktuell sind Kitas und Schulen geschlossen, von denen sonst in der Regel die meisten Hinweise kommen. Wichtig ist daher in diesen Tagen, dass das soziale Umfeld von Familien (Nachbarn, Verwandte, etc.) aufmerksam ist und Hinweise auf häusliche Gewalt frühzeitig an das Jugendamt meldet.“

Kölner Corona-Krise: Was tun, wenn der Nachbar ausrastet?

Laute Schreie von Müttern und Kindern, lautes Gepolter auch in der Nacht – wer das jetzt bei Nachbarn bemerkt, der sollte handeln.

Razzia gegen häusliche Gewalt der Kölner Polizei(hier lesen Sie mehr).

„Diese Hinweise können auf Wunsch vertraulich behandelt werden, damit sich nicht später der Zorn des Täters gegen den Hinweisgeber richtet. Daher sollte man nicht zögern, uns zu informieren“, so ein Beamter der Abteilung Kriminalprävention.

Kölner Corona-Krise: So bekommen die Opfer Hilfe bei Gewalt

Frauen können sich zur Prävention und mit der Bitte um Unterstützung an Frauenberatungsstellen, Familienberatungsstellen und an die Bezirksjugendämter wenden. Das Jugendamt setzt bei entsprechendem Bedarf und zur Sicherstellung des Kinderschutzes, bzw. Förderung der erzieherischen Kompetenz, auf Antrag ambulante Hilfen ein, die Eltern dabei unterstützen, ihre Konflikte adäquat zu lösen.

Die Bezirksjugendämter sind erreichbar Montag bis Donnerstag von 08:00 bis 16:15 und Freitag von 08:00 bis 12:30 unter folgenden Rufnummern:


  • Bezirksjugendamt Innenstadt: 0221/221-91999
  • Bezirksjugendamt Rodenkirchen: 0221/221-92999
  • Bezirksjugendamt Lindenthal: 0221/221-93999
  • Bezirksjugendamt Ehrenfeld: 0221/221-94999
  • Bezirksjugendamt Nippes: 0221/221-95999
  • Bezirksjugendamt Chorweiler: 0221/221-96999
  • Bezirksjugendamt Porz: 0221/221-97999
  • Bezirksjugendamt Kalk: 0221/221-98999
  • Bezirksjugendamt Mülheim: 0221/221-99999