Becher-Verbot erst der Anfang?FC-Mitglied verbannte Einwegbecher aus dem Stadion

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Das Rheinenergie-Stadion in Köln

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Überquellende Mülleimer, bergeweise Plastikabfall – wer nach den Heimspielen des 1. FC Köln ein wenig nach den Massen das Stadion verlässt, dem wird erst richtig bewusst, wie viel Müll Wochenende für Wochenende in den Arenen der Republik entsteht.

Zumindest ein Problem wird beim 1. FC Köln nun aus der Welt geschafft: Die Einwegbecher kommen weg, der FC kehrt zu einem Pfandsystem zurück (hier mehr lesen). Als FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle (44) das bestätigte, erwähnte er einen Fan, auf den die Initiative zurückzuführen ist.

Christian Künstler brachte das Becher-Verbot ins Rollen

EXPRESS hat ihn gefunden! Christian Künstler (34) ist glühender FC-Anhänger und wäre beinahe im vergangenen Herbst in den Mitgliederrat gewählt worden. „Schon damals war das Pfandsystem ein Punkt, den ich einbringen wollte. Leider haben mir 15 Stimmen gefehlt.“

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Das Thema verfolgte ihn aber weiter. „Ich habe eine Mail mit viele Argumenten für Mehrwegbecher geschrieben. Da kam eine Standardantwort“, sagt Künstler. Doch die Möglichkeit zur Teilhabe, die 2012 beim FC eingeführt wurde, hat engagierte Mitglieder selbstbewusster gemacht.

FC-Mitglied Christian Künstler im Austausch mit Alexander Wehrle

„Auf einem Mitgliederstammtisch habe ich Alexander Wehrle direkt angesprochen.“ Man kam in Kontakt. Künstler schickte Wehrle seine Argumente. Der FC-Geschäftsführer schickte ein Positionspapier mit Gegenargumenten zurück. „Ich habe Punkt für Punkt dagegen argumentiert. Mit Studien und Quellen.“

Wehrle lud Künstler ein. Mit dabei: Catering-Chef Michael Niedrig und ein Vertreter von Stadion-Caterer Aramark. Künstler brachte Mitglieder-Rat Ho-Yeon Kim mit, den er während des gesamten Austauschs informiert hatte.

„Wir haben unsere Argumente vorgebracht. Es gibt ja nicht nur den ökologischen Aspekt. Man könnte auch eine Spende möglich machen. Wer seinen Becher nicht zurückgeben will, kann sie zum Beispiel der FC-Stiftung spenden. So bekommt das Ganze noch eine karitative Komponente.“

1. FC Köln setzt auf Mehrwegsystem, Christian Künstler denkt weiter

Der FC erbat sich Bedenkzeit. Ende Mai hieß es dann plötzlich, man stelle auf Mehrwegsystem um. Künstler hofft, dass das eher ein Anfang war.

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„Man könnte überlegen, ob Klatschpappen von Sponsoren noch zeitgemäß sind. Auch könnte man den Mitgliedern bei Fanartikeln zumindest auch die Möglichkeit geben, fair produzierte Artikel einzukaufen. Es gibt einige Dinge, die man angehen kann. Ich bin guter Hoffnung, dass unter dem neuen Vorstand da eine neue Dynamik reinkommt.“

Künstler selbst will sich jedenfalls weiter engagieren. Dass es sich lohnt, hat sein erfolgreicher Kampf gegen die Einwegbecher bewiesen.