Aufschrei der PassantenKölner nackt durch Schildergasse – der Grund ist traurig

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Puddelrüh in der Hohe Straße.

Köln – Splitterfasernackt durch Kölns proppevolle Einkaufsmeilen marschieren? Vor den Augen Hunderter erstaunter Menschen, bei kühlen Temperaturen und eiskaltem Wind? Und dabei auch noch mit lautstarken Rufen auf sich aufmerksam machen?

Demo: Kölner Tierschützer in der City

Vier Kölner Tierschützer nahmen das Mittwochmittag alles in Kauf, um ihren Slogan „Lieber nackt als Pelz, Deutschland werde pelzfrei“ zu proklamieren. Menschen, die sie anstarrten und filmten, Passanten, die ihnen Sprüche wie „Kauf dir selber mal einen Pelz! Deiner ist so klein!" oder aggressive Flüche an den Kopf warfen – und Teenager, die sich vor Lachen kaum noch einkriegten. Besonders, als das Nackt-Quartett mit dem XXL-Transparent (Motiv: Zucht-Füchse in Käfigen) vor einem Modeladen in der Hohe Straße stehen blieb – und demonstrativ ihre blanken Hintern in die Luft streckten.

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Puddelrüh in der Hohe Straße.

Kölner Pelz-Gegner fordern Boykott

„Am Anfang war ich etwas nervös. Aber weil ich wusste, dass ich für die Tiere meine Stimme erhebe, fühlte ich mich sicher", wird Julia Sambale (41), die einzige Frau in der Demo, später sagen. „So prallte alles an mir ab.“ Ein veganes Restaurant in der Ludwigstraße diente als Umkleide und Startplatz. 

Alles zum Thema Galeria Karstadt Kaufhof

Denise Weber, Sprecherin vom Deutschen Tierschutzbüro, hatte den Puddelrüh-Zoch organisiert: „Mit dieser Aktion möchten wir darauf hinweisen, dass viele Menschen achtlos einen echten Pelz am Jackenkragen, an der Kapuze oder an der Mütze tragen. Wer Pelz trägt, ist somit immer für Tierquälerei verantwortlich. Wir fordern einen Pelz-Boykott und von der Bundesregierung ein Pelzimportverbot.“

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Die Aktivisten vom Deutschen Tierschutzbüro: Jan, Constantin, Julia  und Moritz angezogen.

Kölner Tierfreunde entern polnische Farmen

Aktivisten des Tierschutzbüros berichten, dass sie in Nacht- und Nebel-Aktionen polnische Tierfarmen geentert und dort entsetzliche Entdeckungen gemacht hätten: „Nerze werden massenweise in Käfigen gehalten und dann vergast. So wird das Fell beim Töten nicht beschädigt. Füchse werden mit einem Stromschlag getötet. Die Elektroden werden ihnen in Maul und After gesteckt. Millionen Tiere werden gezüchtet und nach ein paar Monaten gehäutet“, so Weber. 

Kölner fassungslos beim Weihnachtsbummel

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Martina Drenkow und Meike Hannemann erlebten die Nackt-Demo der Tierschützer in der City mit.

Von der bereits am Mittag gut besuchten Hohe Straße ging es  durch die weihnachtlich gestimmten Einkaufsmassen zur Schildergasse an der Galeria Karstadt Kaufhof vorbei und wieder zurück Richtung Ludwigstraße. Viele Passanten sahen angesichts der vorbeilaufenden Nackten leicht verwundert aus: „Ich bin echt sprachlos und finde das nicht in Ordnung“, meinte auch Martina Drenkow. „Natürlich darf man demonstrieren, aber muss man muss doch nicht seinen nackten Hintern präsentieren ...“

Und Meike Hannemann fügte hinzu: „Ich bin auch eine Tierfreundin und würde niemals einen Pelz tragen. Aber so dafür demonstrieren würde ich nicht.“