Auf Kölner SchulwegMüllwagen überrollt Kind (†7) – vor den Augen des Vaters

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Der Müllwagen der AWB auf dem Mathesenhofweg.

von Oliver Meyer (mey)

Köln – Es war der erste Schultag nach den Ferien. Dem kleinen Maurice brachte er den Tod. Der Siebenjährige wollte mit seinem Rädchen zur Grundschule in Widdersdorf.

Auf dem Weg dorthin wurde das Kind von dem Fahrer eines schweren AWB-Müllwagens übersehen und überrollt. Maurice war auf der Stelle tot.

Köln stand am Montag unter Schock, als sich die Nachricht in der Stadt verbreitete. Am Unfallort in Widdersdorf hatten sich Szenen abgespielt, die auch erfahrene Einsatzkräfte extrem belasteten.

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Psychologen gerufen

Daher wurden speziell geschulte Psychologen hinzugezogen, um die Angehörigen sowie Müllwagen-Fahrer und traumatisierte Anwohner zu betreuen.

Um 7.50 Uhr passierte das Schreckliche. Der Junge fuhr mit seinem roten Kinderrad über den Gehweg der Straße „Mathesenhofweg“. In Höhe Nummer 141 wollte der AWB-Müllwagen in die verkehrsberuhigte Stichstraße nach rechts abbiegen.

Den Vater, der seinen Jungen begleitete und auf der Straße fuhr, nahm der AWB-Mann noch wahr. Er bremste sein tonnenschweres Gefährt ab, ließ den Vater passieren. Doch der kleine Junge, der auf dem Gehweg folgte, erfasste er beim Anfahren.

Der Siebenjährige wurde von den rechten hinteren Zwillingsreifen erfasst und zwischen den Achsen eingeklemmt. Maurice war, so sind sich die Retter sicher, sofort tot.

Markerschütternde Schreie

Ein Anwohner erinnert sich: „Ich stand im Flur meines Hauses und hörte plötzlich markerschütternde Schreie. Ich lief vor die Türe und sah den Vater. Er stand neben dem Müllwagen und schrie seinen ganzen Schmerz heraus. Diese Schreie werde ich nie im Leben vergessen.“

Leichenbestatter holten das Kind ab, brachten es in die Gerichtsmedizin. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen den AWB-Fahrer ein. Dies sei ein üblicher Vorgang, so die Polizei.

Blumen für Maurice

Am Abend legten Anwohner Blumen für Maurice nieder und diskutierten über den Hergang. Dabei wurde auch kritisiert, dass bereits mehrfach ein AWB-Fahrer in der Straße wegen zu schnellen Fahrens aufgefallen war.

Auch die Frage, warum schwere Müllautos genau zu der Zeit dort entlang fahren, wenn Schulkinder unterwegs sind, wurde gestellt. 

OB Reker spricht Eltern Beileid aus

OB Henriette Reker reagierte am Vormittag auf den tragischen Unfall: „Die Nachricht über den Tod eines kleinen Kindes, das durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, hat mich tief bestürzt und traurig gemacht. Meine Gedanken sind in diesen dunklen Stunden bei den Eltern und den Angehörigen. Für den schmerzhaften Verlust eines Kindes gibt es keinen Trost. Der Familie wünsche ich von Herzen viel Kraft und spreche ihr im Namen aller Kölnerinnen und Kölner mein herzliches Beileid aus.“

AWB-Chef ist „bestürzt und betroffen“

Auch AWB-Geschäftsführer Peter Mooren äußerte sich „bestürzt und betroffen“ und sagte: „Unsere Gedanken gelten der Familie.“

Die beteiligten Mitarbeiter stünden unter Schock, und würden psychologisch betreut. „Wir unterstützen die Polizei selbstverständlich bei den Ermittlungen, denn auch wir möchten genau wissen, wie es zu diesem Unfall kam“, sagte Mooren.

Müllwagen hatte keine Seitenkamera

Nach Auskunft einer Unternehmenssprecherin ist der Unfall in Widdersdorf der erste eines AWB-Fahrzeugs mit tödlichem Ausgang seit ungefähr zehn Jahren, und der erste mit einem Müllwagen seit etwa 25 Jahren.

Grundsätzlich seien die Müllfahrzeuge der AWB zu Sicherheitszwecken mit Rückfahrkameras ausgestattet sowie mit speziellen Seitenspiegeln, die den toten Winkel zwar verkleinern, ihn aber nicht aufheben.

Die neueren Fahrzeugmodelle verfügen dagegen auch über seitliche Kameras – das Unfallfahrzeug in Widdersdorf jedoch nicht.

(exfo)