Auf dem WestfriedhofHolländer verbrennen Kölner Leichen

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Seit 1937 betreibt die Stadt das Krematorium auf dem Westfriedhof. Bis heute wurden hier 214.950 Verstorbene „kremiert“.

Köln – Es musste so kommen, jetzt ist es passiert: Auf dem Westfriedhof verbrennen Holländer seit Montag Kölner Leichen – Verstorbene, die eingeäschert werden.

Das niederländische Unternehmen „die Facultatieve“ hat am 25. März 2019 unter dem Namen „Krematorium Köln GmbH“ den Betrieb des Kölner Krematoriums übernommen.

Neu in Köln: Premium-Unternehmen für Feuerbestattungen

Rund 4.000 Verstorbene seien 2018 im Kölner Krematorium eingeäschert worden, teilt Manfred Kaune als Chef des Grünflächenamtes mit. „Ich bin froh, dass wir mit »die Facultatieve« ein Premium-Unternehmen für den Betrieb unseres Krematoriums gefunden haben“, so Kaune. „Die können viel flexibler arbeiten und auf Kundenwünsche und neue Entwicklungen am Markt eingehen als wir mit unseren Behördenstrukturen.“

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Kaune weiter: „Ich bin fest davon überzeugt, dass mit dem neuen, sehr erfahrenen Partner, die zukünftige Entwicklung des Krematoriums in einem wachsenden Markt am besten gelingen wird. Ich freue mich, dass auch zukünftig Kölnerinnen und Kölner nach dem Tod weiterhin in Köln kremiert werden können und wir als Stadt ein hervorragendes, pietätvolles Angebot sichern können.“

Falsche Verstorbene eingeäschert, Urne weg

Spätestens seit im Oktober 2013 im Krematorium ein Sarg vertauscht und eine Verstorbene eingeäschert worden war, die gar nicht eingeäschert werden sollte, und wenige Monate später im März 2014 auch noch eine Urne mit der Asche eines Verstorbenen verschwunden war, war das Vertrauen in die Arbeit des Krematoriums geschwunden. Reihenweise suchten sich Bestatter andere Krematorien, die Zahl der Einäscherungen in Köln brach ein, ging von etwa 5.600 vor den Skandalen auf heute 4.000 zurück.

„Immerhin konnten wir von 2017 auf 2018 einen Zuwachs von 42 Einäscherungen verzeichnen“, so Kaune.

Vertrag für 15 Jahre

Nun verbrennen also Holländer Kölner Leichen. Der Konzessionsvertrag ist zunächst auf 15 Jahre angelegt. Die Stadt Köln bleibt für die Gebäudeunterhaltung des Krematoriums zuständig. Die bislang im Krematorium beschäftigten städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wechseln auf andere Stellen innerhalb der Stadtverwaltung.

Mehr Service für Angehörige und Bestatter

„Das niederländische Unternehmen verpflichtet sich zu erheblichen Investitionen, um die Technik und das Erscheinungsbild der Anlage auf den neuesten Stand zu bringen. Großen Wert legt die Stadt Köln darauf, einen sozialverträglichen Preis für die Einäscherung festzulegen“, sagt der Leiter des Grünflächenamtes.

Außerdem biete der Konzessionär den Bestattungsunternehmen auf Wunsch einen Hol- und Bringservice an. „Das heißt, er holt die Särge ab und liefert nach der Verbrennung die Urnen mit der Asche aus. Den Angehörigen stellt »die Facultatieve« einen würdevoll gestalteten Raum zur Verfügung, in dem sie Abschied nehmen und auf Wunsch die Übergabe des Sarges an das Feuer verfolgen können. Sofern es die Verstorbenen oder Angehörigen wünschen, verbleiben Metalle nach der Einäscherung in der Urne. Andernfalls werden diese Bestandteile zugunsten karitativer Zwecke veräußert.

Unternehmen äschert seit 1874 Verstorbene ein

Stefan van Dorsser, Geschäftsführer Facultatieve Deutschland GmbH, betont: „Wir blicken beim Thema Kremationen auf Erfahrung seit 1874 zurück. Das erste Krematorium in den Niederlanden wurde von uns errichtet. Seither haben wir uns weiterentwickelt und unsere Dienstleistung an die gesellschaftlichen Anforderungen angepasst.“

„die Facultatieve“ betreibt sechs Krematorien in den Niederlanden, in Deutschland inklusive des Kölner Krematoriums drei.

Zahl der Urnenbestattungen rasant gestiegen

Die Stadt Köln hatte das Krematorium auf dem Westfriedhof seit 1937 betrieben. Die Zahl der Einäscherungen ist rasant gestiegen: War der Anteil an den Bestattungen 1977 mit rund acht Prozent noch gering, stieg der Anteil der Urnenbestattungen in Köln auf 65 Prozent im Jahr 2018.