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AstrazenecaÄltere Kölner wollten nicht, nun die Freigabe für alle? Was jetzt gilt

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Was bedeutet die Astrazeneca-Freigabe für die Kölner? Auf dem Foto wird eine Frau im Impfbus in Chorweiler am 3. Mai geimpft. 

von Madeline Jäger (mj)

Köln – Um keinen anderen Impfstoff hat es bislang wohl mehr Verwirrung gegeben als um den von Astrazeneca. Auch die Kölner Hausärzte gehen mit dem Impfstoff gerade völlig unterschiedlich um. Welchen unter 60-jährigen Patienten können die Hausärzte den Impfstoff eigentlich gerade anbieten? Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) und der Hausärzteverband Nordrhein e.V. klären auf.

  • Wirrwarr um Astrazeneca-Impfstoff 
  • Welche Kölner unter 60-Jahren dürfen Impfstoff bekommen?
  • KVNO und Hausärzteverband Nordrhein e.V. klären auf

KVNO über Astrazeneca: „Kann auch bei jüngeren Patienten verwendet werden“

Laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein (KVNO) ist zumindest die rechtliche Lage beim Impfstoff relativ klar.

„Astrazeneca soll bei Patienten ab 60 Jahren eingesetzt werden und kann nach umfänglicher Aufklärung und deren Zustimmung auch bei jüngeren Patienten verwendet werden. Für die seltenen Impfschäden gilt wie bei allen anderen staatlich empfohlenen Impfungen auch, dass Patienten eine Entschädigung vom Staat erhalten können. Der impfende Arzt haftet nur für die medizinisch korrekte Anwendung des Impfstoffs“, erklärt KVNO-Sprecher Christopher Schneider auf EXPRESS-Anfrage.

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Am Donnerstagabend (6. Mai) wurde die Lage dann noch klarer: Bund und Länder legten fest, dass sich künftig jeder Deutsche mit Astrazeneca gegen das Coronavirus impfen lassen könne. Die Priorisierung solle bei dem Vakzin aufgehoben werden. 

Astrazeneca-Freigabe: „Hausärzte begrüßen das“

Die Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffs betrifft jetzt vor allem die Hausarztpraxen. Doch so lange der konkrete Erlass des Landes NRW noch nicht da ist, ändert sich in den Arztpraxen und auch im Kölner Impfzentrum erst einmal noch nichts. 

„Die Impfpriorisierung ist bei Astrazeneca noch nicht aufgehoben. Bisher ist das nur eine Ankündigung von Jens Spahn, bis es den Erlass gibt. Wir sind noch mitten in der Organisation“, sagt der leitende Kölner Impfarzt Dr. Jürgen Zastrow am Freitag (7. Mai) gegenüber EXPRESS. 

Astrazeneca-Freigabe: Hausärzte erwarten großen Andrang junger Patienten 

Aktuell wird der Impfstoff von Astrazeneca mehrheitlich vor allem in den Kölner Hausarztpraxen verimpft. 

„Die Freigabe des Impfstoffs bedeutet zwar noch mehr Organisationsstress, aber auch Erleichterung für die Praxen. Die Hausärzte begrüßen die Entscheidung“, sagt Monika Baaken vom Hausärzteverband Nordrhein.

Die Hausärzte würden einen großen Andrang junger Menschen erwarten, sobald der Erlass des Landes die aktuellen Aussagen von Jens Spahn besiegelt. 

Kölner Hausarzt: „Ältere Männer wollen Astrazeneca oft nicht“

Derweil sieht es in den Praxen nämlich immer noch oft so aus, dass gerade die Älteren sich nicht mit dem Impfstoff impfen lassen möchten.

„Ältere Männer wollen sich oft nicht mit Astrazeneca impfen lassen, bei Frauen könnte ich es noch nachvollziehen – bei den Männern nicht“, sagt der Kölner Hausarzt Dr. Guido Marx dazu. Täglich muss er bei älteren Patienten Überzeugungsarbeit leisten, weil sie andere Impfstoffe bevorzugen.

Astrazeneca: Lieber nicht für junge Frauen? KVNO sieht das anders

Schon vor dem Beschluss, die Priorisierung bei Astrazeneca aufzuheben, spielte diese in Hausarztpraxen manchmal gar keine Rolle mehr. Sie impften bereits abseits der Impfreihenfolge, zum Beispiel, wenn Impftermine von priorisierten Patienten abgesagt oder Impfungen mit Astrazeneca schlichtweg abgelehnt wurden. Dann riefen sie immer wieder auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen an, bevor die Dosis verfiel. Laut KVNO war das in diesen Fällen auch erlaubt.

Trotzdem gibt es auch in Köln Hausärzte, die junge Frauen – zum Beispiel unter 30-Jährige – lieber nicht mit Astrazeneca impfen wollen, auch wenn die Frauen gewillt sind. Wichtig ist und bleibt in jedem Fall ein Aufklärungsgespräch.

Astrazeneca: Das sagt der Hausärzteverband

„Wenn der Arzt es für medizinisch verantwortbar bewertet, können auch junge Frauen unter 30 Jahren Astrazeneca-Impfungen bekommen. Der Impfstoff kann grundsätzlich an alle Personen ab 18 Jahren verimpft werden“, erklärt KVNO-Sprecher Christopher Schneider dazu.

Das bestätigt auch ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums: „Der Impfstoff der Firma Astrazeneca kann grundsätzlich in Arztpraxen allen Personen – unabhängig von Alter und Priorisierung – angeboten werden. Voraussetzung ist eine gewissenhafte ärztliche Aufklärung und die individuelle Risikoakzeptanz des Patienten/der Patientin.“

So sieht es auch der Hausärzteverband Nordrhein e.V., der mit den Kölner Hausärzten dazu im engen Austausch steht und ergänzt: „Der Hausarzt prüft individuell und in Abstimmung mit dem einzelnen Patienten, welcher Impfstoff eingesetzt wird“, erklärt Pressesprecherin Monika Baaken.

Hausärzte: Wer bekommt die Impfstoff-Restdosen?

Und wie ist die aktuelle rechtliche Situation bei „Restdosen“ des Impfstoffs – gerade was Patienten angeht, die keiner Priorisierungsgruppe angehören?

„Wir impfen derzeit schwerpunktmäßig ältere Menschen und Menschen mit schweren Vorerkrankungen sowie Kontaktpersonen, etwa von Schwangeren und Pflegebedürftigen. Wenn beim Aufziehen des Impfstoffs mehr Dosen zustande kommen als vorgegeben, sieben anstatt sechs bei Biontech oder elf statt zehn bei Astrazeneca, dann ist es möglich, diese ohne Priorisierung zu verimpfen“, so die Pressesprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein.