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Angst vor CoronavirenKölns legendäres Brauhaus ändert die komplette Speisekarte

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Kellnerin Hasret mit der neuen Karte.

Köln – Plötzlich steht da ein frischgezapftes Kölsch auf dem Tisch. Herrlich, wie das schmeckt! Ein kleiner Schluck, und erst mal genießen. Ein großer Schluck. Und die Lust auf mehr…

Um 12 Uhr öffnete das legendäre Brauhaus Unkelbach seine Türen – die Tische luftig auseinandergeschoben und mit Trennschutz versehen, die Köbesse mit Visier, auf Stehtischen Deinfektionsmittel. Die Leute kamen und tranken. Die zwei Kumpels, die sich ein Gläschen in der Mittagspause schmecken ließen.

Die zwei Damen, die mal wieder einen Plausch in rustikaler Atmosphäre genossen. Der Typ mit Vollbart und Schlapphut, der ebenso gute Laune bekam wie sein Nachbar in der Ecke. Und die Eschweilers, beide schon über 80 Jahre alt: „Das schmeckt herrlich! Was für eine Erleichterung, endlich mal wieder auszugehen und im Stammlokal einzukehren“, lächelt Heinrich Eschweiler, stolze 84 Jahre alt.

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„Bier zuhause schmeckt mir nicht. Und weil wir nicht kochen, haben wir immer wieder Pizza bestellt. Pizza ohne Ende – das haben wir jetzt satt!“ Sagt’s – und bestellt zum Kölsch die Speisekarte.

Doch die Fooderkaat läutet nach 90 Jahren urkölscher Brauhausgeschichte jetzt eine neue Ära ein: Damit sie nicht den ganzen Tag über unhygienisch von Hand zu Hand und Gast zu Gast wandert, existiert sie jetzt virtuell als QR-Code. Den kann jeder Gast vom Tisch ablichten und dann mit seinem eigenen Handy blättern.

„Da wir wissen, dass viele Frauen und Mütter nach der langen Corona-Zeit einfach keine Lust mehr haben, zuhause zu kochen, bieten wir nun eine spezielle Kinderkarte an. So finden auch die Kleinen im Braushaus etwas Leckeres.“ Etwa „Titus Wikingerbällchen“, benannt nach dem Lieblingsgericht seines kleinen Sohnes: Hackbällchen mit Kartoffelpüree.

Nach Corona-Lockerungen: Köln geht wieder aus

Im Laufe des Montags eröffneten immer mehr Kölner Gastronomien, bei vielen zunächst verhalten: „Am ersten Tag haben wir das erwartet“, meint auch Marc Schinköth von „Wilma Wunder“ und Coyacan“ am Friesenplatz: „In den kommenden Tagen werden die Gästezahlen generell steigen.“

Das Magnus auf der Zülpicher Straße bietet seinen Gästen normalerweise ein üppiges Frühstück an. An diesem Montag war jedoch zur frühen Zeit noch niemand da, erzählt Uzun Ezzet Bülänt, Geschäftsführer des Restaurants.

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Um 12 Uhr sind gerade mal zwei Tische besetzt. „Um die Abstandsregelungen einzuhalten, mussten wir uns um 40 Prozent verkleinern”, erklärt Bülänt.

Michael Küpper (54) aus Bergisch Gladbach kam vor der Corona-Pandemie oft ins Magnus. „Es fühlt sich gut an, wieder herzukommen”, freut er sich, während er seinen Namen in die Liste einträgt. Damit habe er kein Problem, sagt er, es sei eben nötig.

Kölner genießen das erste frischgezapfte Kölsch

Im Reissdorf am Hahnentor am Rudolfplatz sind um 12.30 Uhr im Außenbereich zwei Tische besetzt, im Innenbereich einer. Von 90 Plätzen musste Wirt Martin Schlüter auf 42 verkürzen.

Dennoch ist er zuversichtlich. Für den Abend sei er beriets ausgebucht. „Als die Leute erfahren haben, dass es wieder losgeht, haben sie sofort angerufen”, erzählt er.

Er freut sich, endlich wieder frischgezapftes Kölsch anbieten zu können. Am Abend zuvor haben er und sein Team das erste Fass angeschlagen.

Dennoch sei jetzt vieles anders: „Wir müssen die Gäste anders als gewohnt bedienen”, erklärt er. Die Gläser müssen sie sich zum Beispiel selbst aus dem Bierkranz nehmen. „Die gewohnte laute Kneipenatmosphäre wird es erst einmal nicht geben”, spekuliert Schlüter.

Das befürchtet auch Rüdiger Behr, Rentner aus Weidepesch. Er kommt oft ins Reissdorf am Hahnentor. „Ich habe mich so darauf gefreut”, sagt er. Doch die Leute seien eben auch vorsichtiger geworden.

Draußen genießt Moritz H. (37) sein frisches Kölsch: „Einfach mal wieder ein bisschen Gastronomie”, freut er sich. Doch fühle er sich trotzdem wohler, wenn nicht so viele Gäste da sind.

Lokale in Köln wieder offen: „Ein Stück Lebensqualität”

Auch im Herr Pimock auf der Aachener Straße herrscht reges Treiben. „Zum Frühstück waren nur zwei Gäste da. Doch jetzt sieht es besser aus”, erzählt Marcel S., Kellner im Herr Pimock.

Er habe damit gerechnet, dass nicht so viele Gäste kommen werden. Doch er hofft, dass es die nächsten Tage besser wird.

Die Schutzmaßnahmen seien zwar wichtig, doch würden sie viel Zeit in Anspruch nehmen. „Es ist anstrengend, alles einzuhalten”, erklärt er.

Draußen genießen Susanne Schmidt und ihr Vater einen spontanen Kaffee. „Die Gastronomie haben wir fast am meisten vermisst”, berichtet Schmidt, „Jetzt haben wir ein Stück Lebensqualität wiederbekommen!”

Für Abend haben sie sich auch schon einen Tisch in ihrer Lieblingskneipe reserviert.