Als Urlauber gestrandetKölner wird auf Philippinen zum Engel in der Corona-Krise

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Hahn im Korb: Alex ist in der Corona-Krise im Philippinen-Paradies gestrandet.

von Markus Krücken (krue)

Manila – Gestrandet am anderen Ende der Welt, im Westpazifik. Auf den Philippinen, die für viele Touristen ein Paradies darstellen. Auf einer Weltreise. Mitten in der Corona-Krise.

Alex Kramer (42), Getränkehändler aus dem Kölner Vringsveedel, hat die Sonne in der Stimme, als ihn EXPRESS auf der Insel erreicht.

Seit fünf Monaten führt er ein Vagabunden-Dasein, ist rund um den Globus unterwegs, veröffentlicht seine Erlebnisberichte in den sozialen Medien.

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Doch auf den Philippinen, wo er zuletzt (nach Indien, Vietnam und Singapur) Station machte, wurde nun infolge der Pandemie die Ausgangssperre verhängt. Und dann verlängert. Alex macht das Beste draus. Er hilft den Menschen.

„Ich wohne bei einer Fischerfamilie am Strand. Auf der Insel Palawan, die als eine der schönsten der Welt gilt, im Ort Port Baton. Durch Corona bin ich gestrandet“, beginnt er EXPRESS zu berichten, „die ersten fünf Tage, als ich angekommen war, waren noch relaxed. Dann merkte man jeden Tag, dass die Lage schärfer wurde. Die Leute trugen allmählich Masken, die Restaurants hatten nur noch sporadisch geöffnet, dann war alles zu.“

Kölner auf den Philippinen: Unter Palmen vertreibt er Atemschutzmasken

Auf der Insel gibt es noch keinen positiven Corona-Fall, wie er sagt. Alex, dunkelbärtiger Sonnyboy, Single und voller Lebensfreude, genießt die Natur: „Ich sitze an der frischen Luft, schaue auf Bananenbäume und höre abends die Grillen und Zikaden. Ab 22 Uhr abends sitze ich unter dem Sternenhimmel und das Handysignal ist gut. Dann kann ich whattsappen und am besten telefonieren."

Er habe jetzt eine wichtige Beschäftigung gefunden: „Seit neun Tagen versuche ich Schutzmasken nach Deutschland zu vertreiben mit Hilfe eines chinesischen Kontakts, der in der Textilindustrie tätig ist. Und dann kam die Sache mit der Spendenaktion.“

Kramer sieht die Not der Armen auf der Insel durch die Corona-Krise. Der Corona-Engel von Manila packt es an.

Philippinen in der Corona-Krise: Kokosnuss-Pflücker ohne Einnahmen

„Die Spendenaktion wurde bei meiner Gastmutter hervorgerufen. Durch die Ausgangssperre können viele nicht arbeiten, zum Beispiel die Kokusnuss-Pflücker. Sie bekommen pro Palme, auf die klettern, 200 Pesos, das sind umgerechnet 3.60 Euro, sie können sich ohne den Job keine Nahrung kaufen. Hauptnahrungsmittel ist Reis, das isst man hier morgens, mittags wie abends, also rund um die Uhr, mit Soja und Limettensaft."

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Das könnten sich viele nun nicht mehr kaufen, so der Kölner weiter. „Die Hausmutter erzählte mir das und bat mich zu spenden. Gegenüber vom Haus sah ich dann eine Essensverteilung. Es war eine Spendenaktion von Kanadiern, die im Dorf wohnen. Ich dachte mir, das kann ich auch und bewarb meine eigene geplante Spendenaktion auf Facebook und Instagram.“

Innerhalb von nur drei Tagen seien 500 Euro auf seinem angegebenen paypal-Konto am Start gewesen.

Inzwischen sind es 1700 Euro, so der Kölner.  Alex: „Am Donnerstag werden wir, der Ortsvorsteher und ich, davon Reis kaufen und auf die Inseln zum Verteilen bringen können. Die Bedürftigen stehen auf einer Liste.“

Mit Hilfsaktionen kennt sich die Frohnatur aus. In Indien hatte er auf seiner Tour schon eine solche für Slumkids gemacht, und den Weihnachtsmann gegeben.

Buchtitel: Corona statt Rum-Cola

Was er nach der Weltreise machen will, wenn Corona mal vorbei sein sollte?

Der Vagabund: „Von der Frage hab ich mich gelöst. Ich habe keinen beruflichen Plan, es kann jetzt so viel passieren. Vielleicht mach ich hier auch eine Gastro auf.“

Bis dahin hat er aber auch ein kreatives Projekt im Blick. Seine Reiseberichte überlegt Alex, in einem Buch zusammenzufassen. Die Sache nimmt nun konkrete Züge an.

Kölner Alex: Corona statt Rum-Cola

Lachend schildert der Lebemann Anekdoten, die er momentan im Paradies erlebt, etwa die von zwei dauend betrunkenen slowakischen Touristen, die das herrschende Alkohol-Verbot verlachen und es deshalb auch schon schafften, in der Insel-Ausnüchterungszelle zu landen.

Arbeitstitel des geplantes Buches: „Corona statt Rum-Cola". Cheers!