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Alkohol-Brandherd CoronaKölner Experte erklärt besorgniserregende Studie

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Laut einer Studie konsumierten viele Befragten während der Corona-Zeit mehr Alkohol als sonst. Das Symbolfoto wurde am 8. Mai aufgenommen.

von Niklas Brühl (nb)

Köln – Die Corona-Krise hat das Leben vor allem in Zeiten des Lockdowns merklich verändert.

Durch Homeoffice, Kontaktbeschränkrungen oder auch abgesagte Veranstaltungen brachen für viele Menschen tägliche Kontakte weg. Diese Veränderungen haben nun offenbar zu einer Entwicklung geführt, die äußerst besorgniserregend daher kommt.

Studie: Mehr als ein Drittel trank in Corona-Zeit mehr Alkohol

Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und das Klinikum Nürnberg haben in Kooperation eine anonyme Online-Umfrage durchgeführt, in der sie herausfanden, dass mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Befragten in der Corona-Zeit mehr Alkohol konsumiert hat als üblich.

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Darüber hinaus sei der Absatz von alkoholischen Getränken in den ersten Wochen des Shutdowns um rund sechs Prozent gestiegen. Dies könnte jedoch auch auf die in der Anfangszeit durchgeführten Hamsterkäufe zurückzuführen sein. An der Umfrage nahmen rund 3200 Menschen teil.

Die Befragung sei nicht repräsentativ, liefere aber trotzdem neue und wichtige Erkenntnisse über das Konsumverhalten während der coronabedingten Kontaktbeschränkungen.

Grund für erhöhten Alkoholkonsum in der Corona-Zeit ist vor allem Stress

Als Gründe für diese Entwicklungen führt das ZI unter anderem den Stress durch geschlossene Schulen und Kitas, die Angst vor einem möglichen Jobverlust und der damit einhergehenden Kurzarbeit, sowie die Sorge vor der unsichtbaren Virus-Bedrohung auf.

Vor allem Menschen mit geringerer Schulbildung und höherem, subjektivem Stressempfinden sollen in der Corona-Zeit vermehrt zum Alkohol gegriffen haben.

Kölner Sucht-Experte Harald Seeger: Blaue Kreuze verzeichnet deutlich mehr Anrufe

Wie sieht diese Entwicklung in Köln aus? Kam es auch hier zu höherem Konsum und vermehrten Rückfällen von Alkoholikern? In diesem Zusammenhang konnte das hiesige Gesundheitsamt auf Nachfrage des EXPRESS bislang noch keine genauen Zahlen nennen.

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Harald Seeger, Sucht-Experte und Leiter der Suchtberatungsstelle „Blaues Kreuz Köln“, hat die Situation hautnah miterlebt. Zwar hat auch sein Institut bislang keine statistische Erhebungen vorliegen, trotzdem ist die Entwicklung auch hier sichtbar geworden: „Auch wenn diese Frage nach einer erhöhten Zahl der Klienten nicht einfach zu beantworten ist und sie auch nicht sprunghaft angestiegen ist, kann ich schon sagen, dass wir in den letzten Monaten merklich mehr Anrufe bezüglich Beratungsterminen erhalten haben.“

Dazu haben laut Seeger vor allem auch die fehlenden Selbsthilfe-Gruppensitzungen geführt, die aufgrund der Kontaktbeschränkungen eine lange Zeit nicht stattfinden konnten.

Harald Seeger: Isolation und Einsamkeit während Corona fördern den Alkoholkonsum

Auch für den Sucht-Experten war die Isolation in den eigenen vier Wänden der Haupt-Brandherd für verstärkten Alkoholkonsum: „Regelmäßige Kontakte, beispielsweise während der Arbeit, bremsen natürlich den eigenen Konsum. Wenn gefährdete Menschen dann allerdings ihre Zeit fast vollständig zu Hause verbringen, gibt es diese Bremse nicht mehr.“

Auch das Verschwimmen von Arbeit und Freizeit im Homeoffice stellt dabei ein Problem dar. „Es gibt Menschen, die sich dann sagen: 'Warum und für wen soll ich mich jetzt zusammenreißen? Mich sieht ja sowieso niemand.‘ Meistens wird der ansteigende Konsum in den ersten Tagen dann gar nicht wirklich als Problem wahrgenommen.“ Besonders alleinstehende Menschen seien in der Corona-Zeit besonders gefährdet gewesen, öfter zur Flasche zu greifen.

Sucht-Experte Harald Seeger: „Es ist wichtig, dass die Betroffenen sich Hilfe suchen“

Personen, die möglicherweise eine Alkohol-Sucht entwickelt haben, merken das laut Harald Seeger sowohl körperlich als auch psychisch: „Die körperlichen Symptome können sich beispielsweise durch Schweißausbrüche, Übelkeit oder innerer Unruhe ausdrücken. Bei den psychischen Symptome schleicht sich langsam, aber sicher ein eigener Kontrollverlust ein.“

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Dieser drücke sich beispielsweise dadurch aus, dass die Betroffenen sich vornehmen, nur eine bestimmte Menge zu trinken, es dann jedoch immer wieder mehr wird.

Sucht-Beratungsstellen in Köln

Haben Sie ähnliche Probleme bezüglich des Alkoholkonsums oder anderen Süchten bei Ihnen oder Mitmenschen bemerkt und sind auf der Suche nach Hilfe? In Köln gibt es neben dem Blauen Kreuz (0221 / 527979) noch weitere Beratungsstellen, die Ihnen bei diesem Wunsch zur Seite stehen. Beispielsweise der Sozialdienst Katholischer Männer e. V. Köln (0221 / 2074325), das Diakonische Werk Köln und Region (0221 / 1603888) oder das Median Gesundheitszentrum Köln (0221 / 27277060).

Den Menschen, die dieses Verhalten bei sich selbst feststellen, rät Experte Harald Seeger: „Es ist wichtig, dass die Personen sich Hilfe suchen und wissen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind. Außer dem Blauen Kreuz gibt es in Köln noch einige weitere sehr gute Beratungsstellen, die den Betroffenen zur Seite stehen.“