Ärger um Ritzen-Plakat„Popoläre” Werbung an Kölner Friedhof erhitzt die Gemüter

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Das „Ritzen-Plakat” am Kölner Westfriedhof erregt heftige Diskussionen.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Ist es pietätlos? Provokant? Oder doch eher: „popolär”? Um ein Werbeplakat in direkter Nachbarschaft des Kölner Westfriedhofs ist ein skurriler Konflikt entbrannt.

  • Diskussion um Blumen-Plakat am Westfriedhof
  • Kölner Blumenhändler mit zweideutiger Aussage
  • Grünflächenamt spricht Rüge aus

Im Mittelpunkt steht der aus Arnheim stammende Blumenhändler Jerry Gold (48) alias „Der Holländer”. Der lässt auf dem Plakat Blumen sprießen – aus seinem Allerwertesten. Das geht zu weit, findet das Grünflächenamt.

„Anstößiges” Blumen-Plakat in Köln erregt Aufmerksamkeit

Der Leiter des für Kölns Friedhöfe zuständigen Amtes, Manfred Kaune, erklärte auf Nachfrage gegenüber EXPRESS: „Es sind mündliche wie auch schriftliche Beschwerden über das Plakat eingegangen. Besucher, die auf dem Weg zum Friedhof sind und das Plakat sehen, empfinden es an dieser Stelle als anstößig.”

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„Wir pflanzen Blumen in jede Ritze” steht auf dem Plakat vor dem Kölner Westfriedhof.

Blumenhändler Jerry betreibt schon seit 25 Jahren einen großen Blumenhandel, der direkt an die Friedhofsmauer an der Venloer Straße grenzt. Sein eindeutig zweideutiger Werbeslogan auf dem Plakat lautet: „Wir pflanzen Blumen in jede Ritze.” Klar, was da gemeint ist.

Hitzige Diskussion um Plakat des Holländischen Blumenhändlers Jerry Gold

Jerry Gold ist am Friedhof als ernsthafter Händler, aber auch bunter Spaßvogel bekannt. Auf die Frage, wo er wohnt, witzelt er: „Im Wohnmobil – ich bin doch Holländer...” Seine Füße stecken in fischförmigen Latschen.

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Blumenhändler Jerry Gold in seinem Pflanzenmarkt am Westfriedhof und auf seinem schrägen Werbeplakat.

Zum Plakat meint er: „Ich mag nicht langweilig.” Und: „Wir sind doch hier in Köln. Und nicht in München oder Düsseldorf.” Er habe nur positive Reaktionen auf das Plakat erhalten.

Kölner Jerry Gold verteidigt „Ritzen-Plakat”

Würde er eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Werbung starten, meint er weiter, kämen in zwei Monaten 30.000 zusammen. Auch von seinem Weihnachtsmarkt im Blumenladen seien die Leute begeistert gewesen: „Da wurde Polonaise getanzt und es gab eine Bühne mit Musik. Leben und Tod: das gehört zusammen.”

Im Grünflächenamt weiß man: Rechtlich gegen das Plakat vorzugehen wird schwierig, es gibt keine Handhabe. Ein Mitarbeiter des Amtes hatte Jerry Gold per amtlichem Schreiben um Rückmeldung gebeten, ihn dann telefonisch über die Beschwerden informiert.

Amtsleiter Kaune hofft auf Verständnis des Blumenmanns und ein Einlenken: „Ich bin nicht pingelig und will auch nicht der große Zensor sein.”

Aber: Eine Bevölkerungsumfrage in Köln zur Zukunft der Friedhöfe und einer vorsichtigen Öffnung für weitergehende Aktivitäten habe noch 2019 gezeigt, dass die meisten Menschen, darunter auch viele auch junge Bürger, Friedhöfe weiterhin als einen besonders schützenswerten Ort des Respekts und der Würde betrachteten.